Inzwischen ist das Projekt Zuckerfrei von minimenschlein und mir schon wieder fast einen Monat her und meine erste Weniger ist mehr Phase bald ein Jahr – aber, dennoch hat sich in unserer Lebenseinstellung durchaus einiges geändert, denn ich wage zu behaupten: Wer einmal anfängt und sieht, was mit dem eigenen Körper passiert, wird so schnell nicht wieder (ganz) aufhören (können).
Wer keinen Zucker isst – besser formuliert: Wer weniger Zucker essen möchte, verzichtet (größtenteils) auf industriell verarbeitete Lebensmittel. Ich persönlich würde es heute so formulieren: Ich esse weniger Schrott.
Wir nehmen heute pro Jahr etwa 35 Kilogramm Zucker zu uns (in Deutschland) und ich habe mir das früher nie vor Augen geführt. Aber heute schaffe ich es, einfach öfter mal „Nein“ zu sagen – nicht immer und nicht bei allem, aber zumindest ein wenig bewusster.
Es ist mir nicht so einfach möglich, einfach wieder damit aufzuhören – es lässt sich lediglich „aufweichen“. Natürlich habe ich schon mal wieder ein Eis gegessen (aber nicht die ganze Packung) oder Nudeln und auch den Kuchen meiner Oma konnte und durfte ich nicht ablehnen.
Es geht ja auch nicht darum, etwas komplett aus seinem Leben zu verbannen und es zu verteufeln, es ist schlicht die Suche nach einer ganzheitlicheren, gesünderen Lebensweise, die mir Spaß macht – die sich also auf keinen Fall wie eine Diät anfühlt, in der ich auf alles Mögliche verzichten muss. Und ausserdem sind da ja noch die Kinder, nur weil ich mich bei Nudeln und Brötchen anstelle, will ich nicht, dass sie drauf verzichten müssen.
Ein Stück Schokolade schadet (in meinen Augen) nichts – eine Tafel am Tag sollte ich aber vielleicht nicht mehr essen :). Es geht also eher darum, für sich selbst einen Weg zu finden, der nicht – wie in meiner zweiten Woche – daraus besteht: Was darf ich denn alles nicht essen. Der Weg muss ein anderer sein: Was kann ich alles essen. Was tut mir gut, was nicht (auch beim Thema Verzicht). Und im Idealfall mit der ganzen Familie, sonst wird’s schnell anstrengend.
Und an dieser Stelle geht es mir nämlich wie Sarah Wilson, die in ihrem zweiten Buch Goodbye Zucker – Für immer folgendes geschrieben hat:
Ich bin keine Wissenschaftlerin […], ich bin ungeduldig, geschäftig und immer darauf aus, den einfachsten Weg durchs Leben zu finden. Ich mag keine Umstände oder Ärgernisse oder Einschränkungen. Es ist eine Einladung, die Essensauswahl vom Zucker wegzulenken.
Letztendlich geht es also darum, für sich selbst einen gangbaren, bequemen und guten Weg zu finden, der sich nicht nach Verzicht anfühlt – der uns aber wieder ein bisschen lehrt, auf unseren eigenen Körper zu hören. Denn ich habe festgestellt, dass ich meinem Körper schon lange nicht mehr so richtig zuhöre. Ich habe ihn ignoriert, so lange er immer rumgestöhnt hat, ihm sei das, was ich esse, eigentlich alles zu viel – mir egal, der Kopf sagt: rein damit. Heute – wo ich wieder etwas mehr lausche – sagt er mir ziemlich schnell, wenn ihm etwas nicht passt. Zu viel Zucker? Ich leide wie ein Hund mit Magen- und Darmproblemen, Kopfschmerzen und habe schlechte Laune. Zu wenig Wasser – der Körper hetzt mich zum Hahn. Zu wenig Bewegung? Ich werde unruhig.
Es ist eine ganzheitliche Sache. Sich einmal aufzuraffen und dran zu bleiben heißt aber auch: Es wird super. Nicht sofort, denn dazu müssen wir unserem Körper erst mal wieder sagen: Ab heute läuft es anders, auch wenn du es erst nach drei Wochen merkst…
Wir brauchen Zucker
Unser Körper braucht Glukose, denn ohne Zucker kann er nicht besonders gut denken und funktionieren. Fruktose braucht er nicht, deswegen gilt, dass wir so wenig wie möglich davon zu uns nehmen. Die wissenschaftliche Antwort ist natürlich viel komplizierter und ausführlicher, denn die Meinungen gehen hier auseinander, schließlich ist Obst ja auch gesund und voller Ballaststoffe. Und ein Leben ohne Himbeeren? Nicht mit mir! Zum einen schadet es nicht, auch mal Obst zu essen und zum anderen gibt es ja auch Obstsorten mit weniger Zucker.
Welchen Zucker ich also vermeide? Zucker aus Getränken! Haushaltszucker wo es geht, Agavendicksaft, Honig, Ahornsirup (wobei ich neulich Pastinaken und Möhren in Ahornsirup glasiert habe und das war soooo lecker).
Stattdessen nutzen: Z.B. Stevia oder Reissirup und in geringen Mengen auch Xylitol (z.B. Birkenzucker) und Dextrose (= Glukose).
Bloß keine Diät!
Die zuckerfreie Zeit ist keine Diät und sollte auch nicht als solche genutzt werden. Diäten machen unglücklich, nicht satt und am Ende sind wir meist noch dicker als vorher. Ich denke, eine gesunde Ernährung sollte möglichst abwechslungsreich sein und natürlich jede Menge Gemüse, gesunde Fette und Proteine enthalten. Wer hungrig ist, macht irgendwas falsch! Dazu gehört also auch: Keine Mahlzeiten ausfallen lassen! Aber vielleicht auch nicht unbedingt die Fertigpizza in den Ofen stecken – wählt euer Essen weise ;).
Auch ein Nebeneffekt meiner zuckerfreien Zeit: Ich hatte NIE Magengrummeln. Ich war nie wirklich hungrig. Denn eine Handvoll Nüsse macht schnell satt, ebenso ein gutes Stück Käse. Ich habe recht viel „gesnackt“, aber keine Schokolade. Und wer nicht hungrig ist, läuft auch nicht auf Sparflamme oder tigert ziellos auf der Suche nach Futter durch die Bude.
Ausrutscher? – Na und!
Positiv denken! Seid nett zu euch, seid ehrlich zu euch – denn es interessiert am Ende niemanden ausser euch selbst, ob ihr euch wohlfühlt und ob ihr euch bescheißt. Und wenn ihr mit euch unglücklich seid, dann reißt ihr euer Umfeld mit hinein (ich sag ja, das ist eine ganzheitliche Sache…).
Es ist – wie oben schon gesagt – auch keine Diät. Und von einem Stück Schokolade oder einem Teller Nudeln geht die Welt nicht unter. Und morgen ist ja auch wieder ein Tag und ihr könnt euch neu einstellen – oder umstellen, eben einen einigermaßen gesunden Zwischenweg. Ohne das Snickers, nur weil es mal wieder länger dauert.
Beweg dich!
Ihr müsst euch nicht jeden Tag ins Fitnessstudio zwingen, auch nicht jeden zweiten – eigentlich gar nicht. Es reicht schon, sich vorzunehmen, mal mit dem Rad zu fahren, statt mit dem Auto. Oder die Treppen zu nehmen, anstatt des Aufzugs. Ich hocke beispielsweise den ganzen Tag zu Hause vor dem Monitor, da versuche ich inzwischen schon, mindestens einmal am Tag eine Runde spazieren zu gehen. Macht ja auch „Kopfluft“ und spült die Sinne wieder frei. Motivation gibt dem ein oder anderen ein Schrittzähler oder die ein oder andere App, die die Schritte zählt. Das Gehirn funktioniert nunmal über Belohnung und wenn mir die 10T Schritte, die ich mir als Tagesziel gesetzt habe, erreicht sind, dann macht mein Gehirn: pling pling juchee!
Fazit
Wichtig ist: Findet euren eigenen Weg, denn er wird nicht so sein wie meiner. Ich suche ja immer noch nach der perfekten Lösung. Was mir geholfen hat:
Schafft euch Routinen. Dazu gehört nicht nur Essen, sondern auch ein bisschen Bewegung – statt futtern am Schreibtisch einfach mal kurz aufstehen! Strecken. Ans Fenster. Frische Luft. Ändert Abläufe – ihr nehmt morgens zuerst das Handy in die Hand? Vielleicht stattdessen einfach gleich aufstehen und ein paar Übungen machen. Zum Beispiel für den Rücken. Oder die Beine. Oder einfach mischen. Oder mit der richtigen App die richtigen Übungen finden. Wieder andere wollen lieber meditieren (das ist nix für mich) oder machen Yoga (damit habe ich ja auch schon diverse Yoga-Erfahrungen sammeln dürfen). Und wenn ihr ganz strebsam sein wollt: Schreibt euch einen Tagesplan. Entweder abends vor dem Schlafen gehen oder morgens – vor allem anderen.
ABER: überfordert euch nicht, denn letzten Ende gilt: Weniger ist mehr!
Ihr wollt Süßes frühstücken? Dann sucht euch passende Alternativen (wie z.B. Bircher Müsli, Joghurt mit Granola oder ein Vollkornbrot mit Cashewmus). Ich bin eher der „Ich mische alles was da ist“ Typ und das im Idealfall  viel Gemüse im Kühlschrank bedeutet auch viel Abwechslung auf dem Teller. Probiert neue Getreidearten wie Couscous oder Quinoa – steigt um auf Vollkornbrot und backt euer Brot am besten selbst (wenn ihr die Zeit habt – wenn nicht, gibt es aber auch Bäckereien, die reines Roggen- oder Dinkelbrot anbieten – ohne Zusätze). Habt immer Speck, Lachs oder eben ein gutes Stück Fleisch im Kühlschrank, ebenso wie Eier, Käse und Avocado. So könnt ihr immer auf etwas anderes zugreifen – hier gibt es eine Liste mit Nahrungsmitteln, die ihr immer zu Hause haben solltet, wenn ihr versucht, ohne Zucker auszukommen. Bereitet euch Essen vor (und friert es ein).
Aber das Wichtigste:Â Lasst euch nicht stressen:Â Werft euch nichts vor, wenn ihr mal „nicht durchgehalten“ habt und lasst euch auch von eurem Umfeld nicht nerven. Im Zweifel legt ihr euch eine dickere Haut zu.
Ihr geht essen und wollt nicht nach einer „zuckerfreien“ Alternative fragen? Dann versucht ein Gericht aus der Karte zu wählen, in dem viel Gemüse oder Fisch vorkommt – im Zweifel verzichtet ihr auf die dazugehörige Soße oder bleibt bei einem Salat. Heute einfach keine Zeit und keine Lust zu kochen? Mein Gott, dann eben nicht! Es darf auch mal ein Teller Nudeln sein (Nudeln gibt es im Reformhaus übrigens auch aus Linsen).
Wichtig ist am Ende einfach nur: Habt euch lieb.