Ob Scout, ergobag, Kundschafter, Sammy von Samsonite oder doch ein klassischer Lederranzen, die Auswahl an Schultaschen für Erstklässler kann sich inzwischen sehen lassen und ist DAS Thema in jedem Jahr für viele Eltern von Schulanfängern.
Welcher Schulranzen ist für mein Kind der Richtige.
Vor einigen Monaten hatte ich bereits über Facebook meine Fühler ausgestreckt und auch hier hatte ich zumindest schon mal nach Euren Vorstellungen gefragt. Und jetzt habe ich mich hingesetzt und für euch recherchiert und ich hoffe, dem ein oder anderen kann ich damit beim Ranzenkauf helfen. Damit es nicht zu viel auf einmal wird, werde ich das Thema ein bisschen aufteilen.
Ich sag es euch gleich: Den gesunden Styloschulranzen gibt es nicht. Denn leider ist es oftmals so: Die gutaussehenden Schulranzen und -rucksäcke gehen mit ihrem Design leider oftmals direkt an der Gesund- und Sicherheit der Kinder vorbei. Und die ist und bleibt nun mal einfach wichtiger, als dass das Kind auf jeden Fall einen „total tollen und aussergewöhnlichen“ Schulranzen hat.
Weiterhin gibt es – wie in jedem Bereich – vermutlich Kleinigkeiten, auf die der eine verzichten kann, der andere nicht.
Um mich ein wenig mit dem Thema vertraut zu machen, habe ich mir aber erst mal die letzten Tests der gängigen Ranzen angesehen.
Einer von Stiftung Warentest. 2009 ist zwar schon eine Weile her, dort wurden 12 Modelle von der Stiftung Warentest geprüft und auf Herz und Nieren getestet (23 Zweitklässler haben vier Wochen lang die Ranzen ausprobiert).
Das Ergebnis: Keiner mit der Note eins, neun mit Note Zwei (Schnitt zwischen 1,8 und 2,5), einer ausreichend und zwei fielen schlicht durch, aufgrund mangelnder bis nicht vorhandener Reflektoren.
Der andere von Oekotest aus dem Jahr 2011 (Ergebnis kann man sich für 60 cent als PDF downloaden). Hier haben lediglich vier Schulranzen (von 10) den minimalen Anforderungen entsprochen (Derdiedas Fliegengewicht SpaceMonster, School-Mood Timeless II Schulranzen Pink Karo, Scout Easy II Black John und Scout Nano Joy). Was auch hier fast immer fehlt: Reflexstreifen, bzw. fluoreszierende Materialien. Alle getesteten Ranzen schneiden beim Tragekomfort sehr gut ab, anders sieht es bei den Inhaltsstoffen aus, da landen alle zehn bei ungenügend. Sie bestehen zum Teil aus PVC/PVDC/chlorierten Kunststoffen und Weichmachern (Phthalate) – alles Stoffe, die eigentlich per Gesetz in Kinderspielzeug reglementiert sind. Generell zieht das Testergebnis der Inhaltsstoffe die Gesamtbewertung runter auf befriedigend, mangelhaft und ungenügend und ich gebe zu: sehr frustrierend diese Testergebnisse. Und abgesehen davon, dass hier nur die Standardmodelle getestet wurden (die sich abgesehen von Farben und Mustern doch meist sehr ähnlich sind), bin ich jetzt nicht wirklich schlauer als vorher, aber, ich weiß immerhin schon mal, worauf ich achten soll.
Der richtige Schulranzen für mein Kind – Vor dem Kauf
Vor dem Ranzenkauf solltet ihr ein paar Kriterien auf eure Liste setzen, die der Schulranzen erfüllen sollte: Er muss optimal passen, darf nicht drücken oder scheuern. Kauft ihn zusammen mit eurem Kind, auch wenn er ein Geschenk werden soll. Ein ergonomisch geformtes Modell, dessen Rückenteil der natürlichen Form der Wirbelsäule nachempfunden ist, ist am besten. Er sollte nicht breiter als der Rücken des Kindes sein und gepolsterte Schultergurte von mindestens vier Zentimetern Breite sind ebenfalls wichtig (fragt euer Kind ob die Gurte drücken!). Die Gurte sollten verstellbar sein, auch während der Ranzen getragen wird. Bedenkt ausserdem, dass die Kinderhände klein sind, ihr aber nicht neben ihnen im Klassenzimmer sitzt: Der Ranzen muss alleine zu bedienen sein (Schnallen öffnen, schließen).
Im Winter ist es draussen dunkel: Reflektoren sind unabdingbar. Er muss leuchten. Ein Autofahrer sieht ein grell leuchtendes Kind bei Dämmerung und Dunkelheit wesentlich besser als ein dunkles ohne Reflexstreifen. Und er sollte nicht beim ersten (und auch nicht beim zweiten oder dritten oder…) in die Ecke feuern kaputt gehen und mindestens bis zur dritten oder vierten Klasse halten, denn wie oft möchte man schon in einen teuren Schulranzen investieren…
Alles was schnell zur Hand sein soll, wird normalerweise in die Seitentaschen gesteckt. Bis auf den Scout-Maxi hatten alle Ranzen aus dem Test wenigstens zwei Seitentaschen. Diese sollten nicht fehlen (finde ich). Beim Ergobag (der im Test nicht aufgenommen wurde) gibt es übrigens auch keine Seitentaschen.
Wohin mit den Getränkeflaschen so ganz ohne Seitentaschen?
Im Ranzen sollte so viel Platz sein, dass große Bücher und A4-Hefte in den Ranzen passen ohne zu knicken! Und wo wir bei Büchern sind: Das Gewicht sollte im Ranzen gleichmäßig verteilt werden, sonst wird die Wirbelsäule einseitig belastet. In jungen Jahren sind die Knochen noch weich und formbar und die Wirbelsäule kann leicht überlastet werden. Schwere Bücher nach hinten, nah am Rücken, leichteres wie Hefte und Federmäppchen nach vorne. 10 bis 12% des eigenen Körpergewichts sollten das Maximum sein. Also immer wieder mal in den Ranzen gucken: Alles raus, was nicht gebraucht wird.
Wasserdicht sollte der Ranzen sein, es regnet auch mal. Und nicht immer reicht eine extra Hülle, die geht dann doch schnell verloren oder wird irgendwo vergessen…
Wer ganz sicher gehen will, wählt einen Ranzen mit TÜV-Siegel oder Norm-Aufkleber, er sollte die Vorgaben der Schulranzennorm DIN 58124 erfüllen, denn dann gilt er als wasserdicht, praktisch und sicher.
Zu guter Letzt: Kauft keinen Ranzen, nur weil er billig ist oder weil ihr ihn total hübsch findet. Gute Modelle haben ihren Preis. Im Zweifel ist ein gutes gebrauchtes Modell besser als ein schlechtes neues. Oder sucht nach Schulranzenbörsen in eurer Umgebung. In manchen Städten gibt es dort die Möglichkeit, günstig an Schulranzen zu kommen.
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