Sitzt ihr alle. Hört ihr auch zu? Ich sitze. Ich bin konzentriert, denn es ist so: Das Kind macht Mittagsschlaf. Im eigenen Bett. Im eigenen Zimmer! Das heißt, mein Büro, das ja im Schlafzimmer ist, ist FREI UND ICH KANN ES BENUTZEN.
Das ist ein mega Fortschritt. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass wir eher einen Schritt nach vorn und drei zurück machen. Waren wir schon bei 25 Minuten Einschlafzeit, sind wir aktuell wieder bei zwei (!) Stunden (!). Und ich kann leider nur sagen: ich hasse es. So sehr. Aber aus Erfahrung weiß ich ja: das geht auch vorbei. Also liegen wir einfach abends zwei Stunden gemeinsam im Bett und warten drauf, dass sie los lässt.
Das Jahr ist rum und es war viel zu tun
Ich will es positiv formulieren: 2020 war voller Überraschungen. Meinen Geburtstag konnte ich als letzte Amtshandlung vor dem Lockdown noch feiern. Dann wurde die ITB abgesagt und mir war klar: ok. Ich glaube, dieses Jahr ist insgesamt gelaufen.
Unser Flug nach Thailand – SECHS lange Wochen Auszeit hatte ich geplant – Ende März ist klarerweise auch ins Wasser gefallen und bis heute warte ich auf Geld der Fluggesellschaft, mit der wir gebucht hatten.
Stattdessen hatte ich auf einmal ein Kleinkind Vollzeit zu Hause. Eines, dass nur auf 100% läuft und mir kaum eine Chance gibt, mal kurz was zu arbeiten – so lange sie wach ist. Irgendwann habe ich also auch aufgehört, Aufträge anzunehmen. Ich hätte sie sowieso nicht hinbekommen. Welcome to the Abhängigkeit.
Aber ey, ich konnte mich ganz gut damit arrangieren (was hätte ich auch sonst tun sollen). Und ich musste aus der Bude raus, denn dort waren ja noch zwei weitere Personen, die tatsächlich was zu tun hatten und das Kind liebt es, mit Menschen zu interagieren, die gerade keine Zeit für Kinderspaß haben. Die eine mit digitalem Unterricht, der andere mit Homeoffice und mehr Arbeit als sonst, weil so eine Pandemie für einige eben mehr statt weniger Arbeit macht.
Im letzten Jahresdrittel hatte das Leben dann noch eine weitere mega Überraschung für mich parat. Mein Vater wurde zum Pflegefall und auf einmal stehen 1000 Dinge an, die organisiert werden müssen – und das aus einer anderen Stadt mitten im Lockdown. Juhu. Die alle irgendwie nebenbei passieren müssen, zwischen Arbeit und Familienleben und nebenbei braucht es einen stabilen Seelentröster für die Oma, die den ganzen Mist verkraften muss, weil ich auf einmal so pragmatisch zu wirken scheine. Ahaha.
Dazu kam noch der Adventskalender drüben bei Hauptstadtmutti, der sich ja weder von alleine befüllt, noch von alleine geschrieben und koordiniert hat. Uffz.
Ich bin sehr müde. Und aus vielen Jahren Erfahrung weiß ich aber auch, dass das Jahr zwar rum ist, sich deswegen doch aber nicht einfach alles ändern wird. Das läuft einfach so weiter. Egal ob 20 oder 21 davor (oder dahinter) steht. Und ich sag mal so: Auch zum Jahresbeginn habe ich noch viel zu tun.
Aber jetzt: jetzt ist erst mal Pause angesagt. Mit jeder Menge Fresserei (mir egal), Sofarumgelungere vor dem Fernseher mit Kind (mir auch egal) und frischer Luft mit der Family, um den Kopf zwischendurch leer zu blasen und sich auch mal irgendwo anzulehnen.
Das Jahr ist rum und ich habe viel gesehen
Ich habe die Zeit des ersten Lockdowns trotzdem gut nutzen können, denn wer nicht arbeiten kann und in so einer prädestinierten Lage ist, wie ich es bin, der schnappt sich das Kleinkind und das Auto und fährt in drei Monaten 10.000 Kilometer durch Berlin und Brandenburg. Tagesausflüge.
Wir haben das Brandenburger Tor in leer gesehen. Ich habe viele schöne Ecken in Brandenburg entdecken können und neue Lieblingsorte gefunden. Wunderschön das Brandenburg.
Und im Sommer haben wir es ja sogar bis nach Österreich und Südtirol geschafft und jede Menge Bergtouren unternommen. Manche als Familie, einige nur die kleine Rakete und ich. Da kommt auch noch einiges in Schriftform. Wenn ich denn bald mal dazu komme.
Alles in allem war es auch ohne die sechs verpassten Wochen in Thailand ein ziemlich gutes Reisejahr, auch wenn wir größtenteils nur in der eigenen Umgebung unterwegs waren. Kleiner Wehrmutstropfen war maximal, dass ich eigentlich alles nur zur Mittagssonne sehen und fotografieren konnte. Aber irgendwann ist auch mal wieder Zeit und Luft für Morgen- oder Abendsonne ;). Und das die Alpen für Tagesausflüge leider marginal zu weit weg sind.
Das Jahr ist rum und das nehme ich mit
Der Mensch kann so viel schaffen, obwohl er gerade eine Pause brauchen könnte. Aber einfach weitermachen geht auch immer irgendwie. Und damit meine ich nicht Corona. Geschlossene Läden und Kitas fordern vielleicht, aber nichts schlaucht mehr, als Familienkram. Dazu benötigt es aber auch mal einen eigenen Beitrag. Für die, denen das vielleicht noch bevorsteht. Als Unterstützung. Denn davon kann man so viel brauchen, wie es nur geht. Und es ist furchtbar, wenn statt Unterstützung z.B. nur ein „ach und zu uns kommst du nicht vorbei“ in den Raum geworfen wird. Läuft.
Ich war im ersten Lockdown so viel joggen. Ich war bei 10km. Dreimal die Woche. Ich war so gut drauf, brauchte das aber auch, um mich selbst im Zaum zu halten. Kein Sport, keine gute Laune. Weil. So dick ist mein Fell eben doch nicht, also sitzt das Kind im Thule, joggt mit mir zum Müggelsee, geht spielen und dann geht es wieder zurück. Gehört auch dazu: kalt duschen. Seit mehr als einem Monat jetzt jeden Tag.
Berge sind Yoga für meinen Kopf. Diese vielen Wandertouren bis in den Herbst hinein haben mir sehr viel gegeben. Viel Frischluft im Kopf, aber auch eine angenehme Leere, die ich sonst nur aus Yogakursen kenne. Deswegen muss ich wohl irgendwann bald wieder mit Yoga anfangen.
Der Arbeitsstart nach dem ersten Lockdown – insgesamt war die kleine Rakete von Anfang März bis Mitte Juli nicht in der Kita) – war dann gar nicht so leicht. Es ist dann leider sehr schnell passiert, dass ich in alte Muster verfalle. Kein Sport mehr, weil keine Zeit. Kein Yoga mehr, weil keine Zeit. Fünf Kilo mehr, weil zu viel fressen, zu viel Stress, zu wenig Schlaf und zu wenig Bewegung.
Und was ich auch mitnehme, es gehört eigentlich ganz nach oben, weil er die krasseste Stütze überhaupt ist, in meinem Leben: Mein Mann ist der Beste Mensch, den ich kriegen konnte. Er war immer da. Hat alle meine Launen ausgehalten, jeden Tag gekocht, das Kind bespaßt, wenn ich dringend mal eine Auszeit gebraucht habe und naja, das Wichtigste eben: er war (und ist) immer da. Und findet mich auch mit 5 Kilo mehr noch sexy.
Ach ja. Ein kaputtes Blog nehme ich ebenfalls mit. Aber das muss jetzt warten.
Ich finde. Das ist doch schon mal ein guter Start für 2021. Und das andere wird sich finden. UND: ich freue mich jetzt schon auf die kurzen oder langen Reisen im nächsten Jahr. Ideen gibt es viele: irgendwas mit Meer. Und irgendwas mit Bergen. Und ich möchte gern wieder nach Finnland. Und zum Ende des nächsten Jahres werde ich ja sehen, wohin es uns getrieben hat! Und bei euch so? Wie war euer Jahr?