Ich habe von meinem Lieblingsverlag BELTZ wieder mal ein Rezensionsexemplar eines Elternratgebers zugeschickt bekommen, nämlich: Das Mädchenbuch.
Ehrlich, erst mal dachte ich: So ein Schmarrn! Ein Elternratgeber! Ich bin doch das gleiche Geschlecht, ich hab den gleichen Kram hinter mir und wozu brauche ich dann so ein Buch. Dann fallen mir aber wieder die anderen Eltern ein, von denen viele ihren eigenen Kindern nichts mehr zutrauen, auch mit sechs noch nicht (z.B. den Gang ohne Lehrer vom Klassenzimmer zur Kantine), die ständig hinter ihren Kindern stehen, auf dass sie sich ja nichts aufschürfen, dabei haben wir als Kinder doch sicher auch viel, viel mehr erlebt.
Zur Einführung dreht sich erst einmal alles um: Mädchen sein, es wird mit Irrtümern aufgeräumt (Mädchen sind so tough und haben immer früher Sex usw…) und Elternträume aufgerufen. Im Anschluss geht es ans Eingemachte: Die Mädchen. Aufgeteilt in Altersklassen von 0 bis 2, 2 bis 6, 6 bis 12, 13 bis 18 und 18 plus.
Ich sag es gleich: die ersten Jahre habe ich übersprungen, angefangen habe ich mit der Altersklasse von 6 bis 12 und ich muss sagen: In diesem Buch standen doch einige Neuigkeiten. Denn mal ehrlich, wer erinnert sich noch an die eigene Gefühlswelt, die mit 6 oder 8 so stattfand. Ich weiß noch, dass bei mir mit 13 auf einen Schlag alles scheisse wurde, die Eltern nervten, der Abstand zwischen uns immer größer wurde und so gar nichts mehr da war, was uns verbunden hat. Und das ich oft nicht wusste, wohin mit mir und dem ganzen Müll im Bauch. Aber vorher? Und vor allem: Heute kann das auch schon mit 8 oder 9 losgehen!
Da steht zum Beispiel, dass Mädchen in Schulen öfter dran genommen werden, weil sie ruhiger und angepasster sind und nicht so negativ auffallen wie Jungs. Das es ganz uncool ist, sein eigenes Kind „Zicke“ zu nennen, weil das von mir vielleicht lustig gemeint ist, aber immer ein negativer Beigeschmack beim Kind ankommt, denn auch in der Schule – unter Mädchen – ist „zickig sein“ uncool. Und das Mädchen selbst Jungs angenehmer finden, weil sie es in ihren Augen leichter haben. „Die prügeln sich und dann ist es wieder gut. Mädchen sind nachtragend.“ Solche Gedanken schon mit 7 oder 8. Ich frage mich ob ich die seither schon mit mir rumtrage, denn ich sehe das heute noch so.
Auch auf das Thema Sport kommt die Autorin zu sprechen. Mädchen sind viel weniger in Vereinen angemeldet als Jungs. Und Fußball geht ja gar nicht, ist ja schließlich Männersport. Selbst Frauen machen sich des Öfteren über Fußball spielende Frauen lustig. Meine Tochter liegt mir übrigens seit Monaten in den Ohren: Fußballverein, bitte Mama. Also, was soll der Geiz, ich hab auch Fußball gespielt, stand jahrelang im Tor und habe dann später zu Basketball gewechselt (da kriegt man weniger Bälle ab…). Mal sehen, wo es meine Tochter hintreibt.
Die Essenz: Die Kindheit wird immer kürzer, Mädchen werden heute immer früher größerem Druck ausgesetzt.
Stärkt eure Mädchen wo es geht, erhaltet ihnen so lange wie möglich eine unbeschwerte Kindheit, motiviert sie (ohne die Motivation zu schmälern mit „Das war schon gut, ABER DAS NÄCHSTE MAL WIRD ES NOCH BESSER…) und seid für sie da.
Mir wird nach der Lektüre klar, dass Mädchen anders sind als wir es waren und ich hoffe, ich kann meine Tochter in den nächsten Jahren ein bisschen auffangen und es ihr so leicht wie möglich machen.
Die Autorin Elisabeth Raffauf ist Diplom-Psychologin und leitet in einer Erziehungsstelle u.a. Gruppen für Eltern junger Mädchen und pubertierender Jugendlicher. Ausserdem arbeitet sie für den WDR und den KIKA. Und ist mir seitdem ich das Buch angefangen habe total sympathisch. Es ist gut geschrieben, locker zu lesen und einige Sätze brennen sich schnell ins Gehirn. Viele Abschnitte im Buch werden von Kindern selbst gesagt, um Aussagen noch klarer zu machen.
Ein wirklich guter Elternratgeber. Für Eltern von Mädchen von 0 bis 18.
Das Mädchenbuch
Die neuen Mädchen – was sie für ihren Weg ins Leben brauchen
für 17,95 ab sofort als gebundene Version im Beltz Verlag zu haben.