An dieser Stelle habe ich bereits vom geliehenen Airstream erzählt, mit dem wir durch Südschweden gereist sind. Im Sommer. In den deutschen Schulferien. Was ich daher direkt als erstes vorschlagen muss: Schweden ist ja wirklich schön, aber wer seine Ruhe haben will, der muss weiter in den Norden. Das ist zum Beispiel mit einer Fähre möglich. Die fährt ab Danzig bis südlich von Stockholm nach Nynäshamn – liegt aber preislich bei knapp 1000 Euro für Auto, Wohnmobil und 4 Personen (2 Erwachsene, 2 Kinder) und fährt 18 Stunden!
Oder aber: Südschweden. In der Ferienzeit. Wir haben das gemacht und ja, es war definitiv ein tolles Erlebnis!
Unsere Route durch Südschweden mit dem Wohnwagen
Gestartet sind wir aus Deutschland und haben uns dann über Dänemark auf nach Schweden gemacht – siehe Routenplan.
Die erste Nacht verbrachten wir noch auf einem Campingplatz in Deutschland, die zweite in Dänemark – erst dann ging es über die Oeresundbrücke nach Schweden in die Nähe von Ystad. Die nächsten Tage waren wir auf einem Campingplatz direkt am Meer untergebracht – wir haben den letzten freien Standplatz bekommen, aber nur weil wir reserviert hatten. Das Schild „voll“ stand schon in der Einfahrt. Das bedeutet natürlich auch, mit einem 15 Meter Gespann durch einen megavollen und sehr sandigen Campingplatz zu kurven, auf der Suche nach dem leeren Platz. Es wurde dann leider kein Platz mit Meerblick, stattdessen überall Wäscheleinen, alte, braungebrannte und faltige Männer in Schlappen, Autos, Zelte, und was eben sonst so rumsteht auf Campingplätzen. Aber wir waren da! Schweden! Meer! Sandstrand! Zimtschnecken!
Das erste Einparkmanöver mit einem Airstream? Ich sag mal so: Interessant. Der eine (im Auto) sieht nix, der andere (auf der einen Seite) kann nicht abschätzen, was passiert, wenn die Räder so rum eingeschlagen sind und naja, die andere auch nicht. Die Show lief also schon, wir wurden beäugt, wie wir bereits auf dem ersten Campingplatz fast am rangieren scheiterten ;). Aber egal. Irgendwann war es geschafft und die nächsten Tage bestanden aus Zimtschnecken (die besten, die wir in diesem Schwedenurlaub gegessen haben gab es auf diesem Campingplatz), faul herumliegen, schwimmen in der arschkalten Ostsee und einem Besuch in Ystad und Umgebung.
Ystad und Umgebung
Ystad kennen einige vielleicht aus den Henning Mankell Krimis. Ich war hellauf begeistert von den kleinen Häuschen, die mit dem vor der Tür geparkten Amarok wirklich mini wirkten. Oder der Amarok eben riesengroß. Das Wetter war herrlich, die Gässchen niedlich, das Eis hervorragend. Klein und süß. Wie viele Städte in Schweden.
Etwas außerhalb von Ystad findet ihr das Denkmal Ales Stenar. Der Ort ist der Knaller. Es liegt quasi direkt am Meer – an den Klippen. Am schönsten ist es dort meines Erachtens am späten Nachmittag oder gar zum Sonnenuntergang. Der Aufstieg ist leicht und lässt sich innerhalb von 10-15 Minuten bewältigen – auch mit Kinderwagen.
Zur Belohnung sollte sich jeder hinterher unten im Bistro Fritten und irgendwas mit Fisch gönnen. Wirklich wahnsinnig gut.
Vätternsee
Von Ystad trieb es uns weiter an den Vätternsee, nach Gränna. Gränna ist die Heimat der Polkagrisar, den zuckrigen Blombenzieherbonbons in jeder Menge bunter Farben und Geschmacksrichtungen. Auf der Hauptstraße, gesäumt von typisch schwedischen Holzhäusern, gibt es unzählige „Polkagriskokeri“, also die Lädchen, die die Zuckerstangen herstellen. Erfunden hat sie die 25-jährige Witwe Amalia Erikson, die mit der der Herstellung und dem Verkauf um etwa 1850 ihren Lebensunterhalt für sich und ihr Kind gesichert hat. Auch ihr ehemaliges Haus liegt an der Hauptstraße (wie eigentlich fast alles in Gränna…) und ist heute ein Hotel.
Der See ist riesig, stundenlang kann man an ihm entlangfahren, der Vätternsee ist der zweitgrößte See in Schweden…und von oben sieht er super aus. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den See zu überblicken, eine davon ist ein Kaffeehaus auf dem Grännaberg. 247 Stufen geht es aufwärts, oben gibt es herrliche Krabbengerichte (und Alternativen), plus tollem Ausblick.
Das war in meinen Augen eigentlich der schönste Campingplatz. Er war nicht zu überfüllt und es war sogar ein Platz am See frei – zwei Tage ohne direkten Nachbarn. Allerdings kostet alles Extra: Warme Duschen z.B. pro Minute – definitiv ein Vorteil, wer einen Airstream mit Warmwasser sein eigen nennen kann.
Gränna mit Kind ist okay – aber der Vätternsee hat unsere beiden Kinder dann doch weit mehr beeindruckt. Eigentlich waren sie ständig am, auf oder im See. Dank unseres aufblasbaren Kajaks von Sevylor (wer keinen Platz für ein normales Kajak hat, dem kann ich so eines nur ans Herz legen! Für uns funktioniert es auch in Berlin und im Winter lagert es einfach im Keller!).
Mit dem Wohnwagen Richtung Nordsee – Uddevalla
Vom Vätternsee ging es mit uns und dem Airstream weiter in den Westen Richtung Nordsee. Unsere nächste Station nahe Uddevalla (hier hat Volvo zwischen 1989 und 2013 Autos gebaut) war das Hafsten Resort. Und das war gelinde gesagt fürchterlich trotz Hammerlage! Verhältnismäßig teuer, sehr voll und irgendwie hat es mir dort einfach gar nicht gefallen. Alles kostete noch mal extra, dabei war der Preis für den Campingplatz selbst schon extrem teuer und es war mir schlicht zu eng.
Ursprünglich hatten wir das Teil wegen des Pools gebucht. Der Pool war alt und abgefuckt und vor allem: So voll wie ihr es aus den Chinaschwimmbadvideos kennt, auf denen vor lauter Menschen und Poolnudeln kein Wasser mehr zu sehen ist.
Klar, die Schären drum herum waren wunderschön und sobald der Campingplatz ausser Sicht- und Hörweite ist, war auch der Rest schnieke, aber es war der Ort in Schweden, bei dem ich mich NICHT gefreut habe, abends zurückzukommen.
Hier haben wir dann auch abgebrochen und sind einen Tag früher weiter nach Göteborg gefahren.
Göteborg – Liebe auf den ersten Blick
Göteborg hat uns mit Regen empfangen. Und einem Campingplatz, auf dem die Wagen so nah beieinander standen, das wir uns gegenseitig in die Fenster gucken konnten. Unseren Nachbarn mit ihren Teenagermädels haben wir damit beim streiten zuhören können. Am nächsten Morgen stand der Platz aufgrund des starken Regens unter Wasser – habe ich schon gesagt: Ich liebe den Airstream! Großes Mitleid hatten wir mit den vielen Zeltschläfern, die waren dem Wetter ja mehr oder weniger direkt ausgeliefert.
Wir hatten es hingegen warm und trocken in unserer Aludose. Der Campingplatz lag etwas ausserhalb von Göteborg am Wasser und die Umgebung war schnieke. Viel Natur, Meer und Ruhe. Und die Stadt nicht weit entfernt. Wir hatten viele Pläne: wir wollten in die Schären rausfahren und eine der Inseln besuchen, ich wollte unbedingt ins Volvomuseum und natürlich wollte ich endlich mal shoppen und vor allem: gut Essen.
Hab ich alles bekommen. Das Volvomuseum war für mich der Knaller (das gibt noch einen extra Beitrag), shoppen wäre jetzt nicht unbedingt nötig gewesen (im 8. Monat Klamotten kaufen ist nicht befriedigend ;)) und ein richtig gutes Menü haben wir uns auch gegönnt. Im Bord27 wurden wir IRRE GUT bekocht und es gab herrlich leckeren Blubber (Sekt) ohne Alkohol. Der BESTE, den ich bisher gefunden habe.
Göteborg hätte gut und gern noch ein Tag mehr sein können, denn Göteborg ist so viel mehr als nur der Stadtteil Haga, das war für mich definitiv die langweiligste Ecke der Stadt. Eventuell zu viel gehyped. Und Hype bekommt nicht allen gut. In Haga gibt es z.B. mehrere Cafés mit tellergroßen Zimtschnecken. Die sehen meinetwegen toll aus und machen was her, sind aber staubtrocken und wir haben zu Viert nicht mal eine der großen geschafft – ich empfehle tatsächlich: esst einfach irgendwas anderes….
Zurück nach Dänemark – Kopenhagen
Nach Göteborg ging es wieder Richtung Heimat. Unsere letzte Zwischenstation: Kopenhagen. Der verwöhnte Berliner war schockiert über ein 80 Euro teures Frühstück (2x Porridge, 2x Jogurt mit Obst, 1x Kakao, 1x Saft, 2 x Kaffee) – aber es war halt leider auch echt geil. Den Rest des Tages sind wir eigentlich nur ziellos durch die Stadt gelaufen und haben geschlemmt, geshoppt und ein wenig Kultur genossen.
Das geht in Kopenhagen ja wunderbar. Rund um das Restaurant, in dem wir frühstückten (Groed) gibt es viele schöne kleine Design-, Klamotten- und Schmuckläden. Und wer seine Ruhe will, fährt mit dem Boot raus in die Schären und spaziert über eine der Inseln. Alles in allem gibt es hier alles: Action, Shopping, Natur oder eine ruhige Kugel schieben. Mir war nach fast zwei Wochen herumrollern durchaus mal nach der ruhigen Kugel – besonders im achten Monat…
Den Rest der Rückreise haben wir dann abgekürzt und sind mit der Fähre von Rodby nach Puttgarden gefahren. Das war nicht allzu teuer und geht deutlich schneller, als einmal aussenrum zu fahren. Und klappt auch mit einem großen Gespann ohne Rangierkünste.
Fazit
Drei Wochen Aludose waren toll. Aber dann auch genug. Durch die viele Reiserei gab es kaum die Möglichkeit, sich mal zurückzuziehen oder sich auszutoben. Das macht einen großen Unterschied zum Campen. Dort fährt man an einen Ort und ist drei Wochen zu Hause. Das merkte man auch den Kindern an, die sich gern mal voneinander getrennt hätten – was hier aber kaum möglich war.
Ich habe mich auf ein richtiges Bett gefreut, wobei ich sagen muss, dass das Bett im Airstream wahnsinnig bequem ist. Ich hatte keine Rückenschmerzen und genug Platz war mit meinem schwangeren Bauch auch.
Ihr wollt jetzt auch los? Dann haben wir hier noch ein paar Tipps für eure Camperreise nach Schweden
- Wer über die Oeresundbrücke (und all die anderen) Brücken möchte, kann online vorher Kombitickets für die Brücken buchen! Das spart nochmal enorm Geld!
- Versucht – zumindest, wenn ihr mit Kindern unterwegs seid – keine zu krassen Strecken zu schaffen. 400km waren durchaus fast schon zu viel – auch oder gerade dann, wenn sich die Fahrer nicht abwechseln können
- Bucht vorher vorsichtshalber Plätze auf den Campingplätzen. Je nördlicher, desto weniger ist es nötig, aber Vorsicht ist besser als kein Schlafplatz.
- Achtet auf die Höchstgeschwindigkeit. In Deutschland darf das Gespann 100 fahren, in Schweden nur 80. Zu schnell seid ihr auf jeden Fall, wenn euer Gespann anfängt zu schlingern.
- Lasst Abstand zum Vordermann: Menschen, die nur Autos fahren, kapieren häufig leider nicht, dass ein Gespann einen deutlich längeren Bremsweg hat….
- In Schweden kann man doch überall parken! Das stimmt so nicht und schon gar nicht mit einem so großen Gespann wie dem unseren. Das „Jedermannsrecht“ gilt für Zelte, nicht für Wohnwagen! Wildcampen ist also auch in Schweden nur mittelgut bis gar nicht umzusetzen – ähnlich wie in Deutschland.
- Ihr habt gar keinen Airstream? Den Airstream kann man sich jetzt mieten! Nämlich über die Wohnwagen Vermietung. Ihr müsst den Wagen dann nur abholen und schon kann es losgehen. Mehr Infos hier.
- Einen Airstream kaufen? Da legen wir euch die Profis vom Roka Werk ans Herz. Die Jungs können euch gut beraten und alle eure Wünsche erfüllen.