Meine kleine Rakete kommt in die Kita. Mit 11 Monaten ist auch für sie der Startschuss gefallen. Und ich, ich bin hin und hergerissen. Auf der einen Seite freue ich mich wie wahnsinnig: ENDLICH wieder mehr Freiheit, mehr Selbstbestimmung, hatte ich ja bis vor drei Wochen noch nicht mal die Aussicht auf überhauot einen Platz.. Duschen ohne das jemand unbedingt auch unter die Dusche will. Alleine aufs Klo können ohne die Klobürste vor Kinderhändchen verteidigen zu müssen. Nicht täglich zehn Mal meine ausgeräumten Schreibtischschubladen wieder einräumen.
Das erste, was ich machen möchte, wenn die Eingewöhnung vorbei ist? Eine Massage buchen – ich habe da noch so einen Gutschein. Zum Sport gehen ohne auf eine Kinderbetreuung angewiesen sein. Arbeiten oder mal einen Text schreiben, ohne gucken zu müssen, ob sich das Kind gerade irgendwo runterstürzt. Und Luft. Einfach nur Luft.
Aber. Aber…
Und auf der anderen Seite? Da frage ich mich, ob es nicht eigentlich viel zu krass ist, seine Kinder bereits mit einem Jahr (oder jünger) auszulagern. In eine Kita, die man im Zweifel nur danach ausgesucht hat, wie lange sie geöffnet hat (wobei, in Berlin ist ja gerade nicht viel mit aussuchen, man nimmt, was man kriegt und ich muss sagen, da hatten wir noch echtes Glück! Also hoffe ich…).
Wo wir als Eltern unsere Kinder bereits ab einem Jahr und früher – und das bis mind. zur vierten Klasse am besten schon zwischen 8 und 18 Uhr „auslagern“, damit wir unserer „Karriere“, unserer „Freiheit“ oder unserer „Verwirklichung“ nachgehen können. Weil wir uns heute eben meistens selbst der/die Nächste sind. Und im Urlaub geht das ganze Ding dann weiter mit Ferienkursen, Ferienbetreuung, Hauptsache weg ist manchmal das Gefühl. Insbesondere wenn man mit Betreuern aus derlei Anlagen spricht.
Trotzdem ein Kitakind
Ich tröste mich – und zwar nur gegen mein mieses Gefühl dem Kind gegenüber – ein bißchen damit, dass ich sehe, dass die kleine Rakete wirklich gern mit anderen Kindern zusammen ist und schon irgendwie das Gefühl vermittelt, sie wäre soweit. Und braucht jemanden, der ihr schneller und noch mehr zeigt, was man mit seinen Händen und seinem Kopf alles so machen kann.
Mit meiner Selbständigkeit ist es auch so – ich bin da sehr privilegiert: ich kann mir meine Zeit einteilen.
Ich muss mein Kind nicht unbedingt als erstes bringen und als letztes Kind abholen (das hatte ich schon mal und das war scheiße, richtig scheiße). Denn auch wenn ich gerade wirklich große Vorfreude auf Stunden ohne Babybetreuung habe, in denen ich den Kopf mal wieder ein bißchen anstrengen kann oder womöglich sogar ganze Sätze mit Erwachsenen spreche, so kann ich sie ja dann doch einfach mittags abholen. Oder mal Kita (und Job) schwänzen. Gegen das „Rabenmuttergefühl“ und natürlich auch, um irgendwie ein Leben zu führen, bei dem keiner das Gefühl hat zu kurz zu kommen. So was muss es doch irgendwie geben. Oder?