Ich blogge. Ich tue das inzwischen seit mehr als zehn Jahren – auch schon vor butterflyfish und butterflyfish wird im September 11 Jahre alt. Die meiste Zeit war und ist mein Blog kein Job, sondern eine Verbindung aus tollen Dingen und dem Notwendigen. Ich reise viel, aber ich mache keinen Urlaub. Ich probiere viele Dinge aus, muss aber hinterher das Ergebnis fotografisch und textlich zusammenfassen. Was man eben so macht. Der eine backt Brötchen. Der nächste befüllt eine Zeitung mit Text. Ich eben mein Blog – und ich mache das zu 90% allein.
Dazwischen kamen immer wieder Angebote, mal was abseits vom Blog zu machen. Klang gut, macht man auch mal, aber alles, was zu viel Zeit eingenommen hat, schadet dem Blog am Ende, denn man muss es ja vernachlässigen. Das war beispielsweise so, als ich bei Nido war. Unter anderm kamen Anfragen an butterflyfish, aber alle wollten nur noch: Kannst du bei Nido was machen? Hier hat allein der Jobtitel schon meinem Blog geschadet. Ein lehrreiches Jahr in viele Richtungen war es trotzdem.
Heute ist mein Blog oft ein Job. Und Jobs, ja, Jobs machen nicht immer Spaß. Ich lebe davon, das heißt ich bin auch darauf angewiesen, Geld zu verdienen. Damit Geld reinkommt, bin ich quasi Mädchen für alles. Türklinkenputzer, Angebotsschreiber, Ideenhaber und Verhandler. In der Hoffnung, dass die Firma dann auch bereit ist, für Werbung zu bezahlen. Und das sind sie nicht immer. Wie also in jeder anderen Firma auch: Man investiert Zeit in einen „Pitch“ und hofft, das was draus wird.
Manchmal ist die Kundenaquirierung aber ungleich schwieriger, als bei jedem anderen meiner ehemaligen Jobs. Die wollten damals wenigstens (zum Teil) nur schlecht bezahlt werden (Fotos/Grafik/Programmierung) – aber hier, hier im Bloggerland ist es viel schlimmer, denn hier ist es häufig so: gar kein Geld. Haben wir keins. Wir haben nur ein Produkt zum „testen“.
Okay. Manchmal müssen dann eben größere Firmen die kleinen auffangen – bzw. natürlich meinen Monatslohn. Aber wenn ich Anfragen von Unternehmen bekomme, deren Jahresumsätze in Milliardenhöhe liegen und die mir dann sagen: für dich ist leider maximal eine Packung Kekse drin, dann möchte ich gerne weinen. Oder Watschn verteilen.
Gut, diese Seite des Gejammers kennt ihr sicher schon. Fast jeder Blogger hat sich ein- oder mehrmals darüber aufgeregt und ein bisschen auf den Mitleidsknopf gedrückt.
Der Blogger und die anderen Blogger
Dann gibt es da noch die anderen Blogger. Ich bin nirgendwo richtig drin, ich habe gar nicht die Zeit dafür und ich mach das heute auch, um meine Laune nicht kaputt zu machen, bzw. an einem Herzinfarkt zu sterben. Es gibt ja auch noch ein Leben neben dem Blog. Offline. Es ist für mich besonders in diesem Land aber immer wieder erschreckend, wie die „Bloggergemeinde“ miteinander umgeht – und das ist fast egal um welche Nische es sich handelt. Da erzählt mir die eine Bloggerin Gerücht über eine andere Bloggerin, die sie persönlich gar nicht kennt, aber sie hat das eben von einer anderen Bloggerin halt so gehört und vielleicht will ich das ja auch wissen. Über die Namen anderer Kinder wird gelästert. Und „die macht alles.“
Es gibt klare Grenzen, wer blöd ist und wer nicht. Richtige Cliquen und auch Versuche, in divesen Onlinegruppen andere anzuschwärzen, weil sie einem persönlich eben nicht so gut gefallen oder ihnen vermeintlich was weg genommen haben („wieso hat die diese Anfrage gekriegt und ich nicht“). Das wird ja dann heute gern über „der hat Follower gekauft“ geregelt und „ich hab das im Tool gesehen, dass ich benutze“. Und weil man ja selbst schon Follower gekauft hat, weiß man eben, wieso er das auch getan haben muss und so genannte Fake-Follower sein eigen nennt. Daseinsberechtigung Dank Schwarmintelligenz entzogen.
Meine Mutter ist übrigens bei solchen Tools auch ein Fake-Follower. Sie folgt mir, sie liked und kommentiert meine Bilder, hat aber keine eigenen Bilder/Follower – schon ist die Schublade „Fake“ bei so einem Tool offen. Jeder löst seine Instagramprobleme eben auf seine Weise.
Ich kenne so viele Blogger und um viele davon bin ich sehr froh, denn es gibt natürlich auch ein funktionierendes Netzwerk, in dem wird sich ausgetauscht und nicht passende Anfragen weitergegeben. Denn es ist ja mal glücklicherweise so: Es ist genug für alle da. Der eine arbeitet nicht mit Nestlé, aber dann eben mit Unilever.
Von all den anderen muss ich mich fernhalten, weil ich nicht weiß, ob ich heulen oder große Augen kriegen soll. Oder eben den obligatorischen Aufrege-Herzinfarkt.
Der Blogger und seine Leser
Meine Leser. Hach. Früher wusste ich, wer mein Blog liest. Das lag daran, dass früher noch die Zeit und die Lust bestand, seinen Senf unter dem Text da zu lassen. DAS hat sich krass verändert. Ob meine Texte zu fad geworden sind oder die Kinder zu alt oder was auch immer. Ich weiß es nicht. Rückmeldung gibt es im Internet heute häufig meist nur noch dann, wenn etwas nicht passt. Oder halt ein Like auf Facebook. Das benötigt keine Zeit.
Das einige meiner Leser seit mehr als zehn Jahren noch dabei sind, merke ich nur noch ganz selten. Wenn sie dann eben doch einen Kommentar da lassen. Und dann, dann weiß ich immer wieder: Deswegen bin ich noch da!
Zurück zum Blog
Tja, Und jetzt? Manchmal wünsche ich mir „die alte Zeit“ zurück. Die, in der es gereicht hat, manchmal nur einen Einzeiler und ein Foto ins Netz zu stellen und zehn Kommentare drunter zu kriegen. Aber das geht natürlich nicht. Deswegen habe ich beschlossen, dass ich einfach weiter das mache, worauf ich Lust habe – eben so lange, bis ich keine Lust mehr drauf habe. Es bleibt also alles wie immer. Dani meckert (im Internet…) und morgen ist alles wieder vergessen.
Damit das Blog wieder weniger „Job“ wird, muss ich einfach mehr Dinge machen, die mir Spaß machen. Mehr kurze Beiträge, mehr Kindermode, mehr Design, aber weiterhin viel Reise und Weiberkram – und davon gibt es ja Dank anstehender Hochzeit jede Menge ;)
Ausserdem habe ich inzwischen ja auch tolle Unterstützung und schreibe das Blog nicht mehr zu 100% alleine. Das kann wachsen. Ich hoffe natürlich sehr, dass die Autorenschaft weiter wächst und ebenso die Leserschaft. Und vielleicht, vielleicht locke ich dann irgendwem mal wieder Kommentare aus dem Buckel ;)