Ich komme aus Bayern und lange war Urlaub in Brandenburg – oder überhaupt in der Mitte Deutschlands, in den neuen Bundesländern – so gar nicht denkbar für mich. Brandenburg? Was soll ich denn da? Brandenburg klingt so wie das Lied von Rainald Grebe, in dem er so schön singt:
Es gibt Länder,wo was los ist
Rainald Grebe
Es gibt Länder, wo richtig was los ist und es gibt
BRANDENBURG
Hier hängt also die tote Oma überm Zaun. Was so natürlich gar nicht stimmt, aber der Mensch ist von Natur aus eben mit Vorurteilen behaftet. Der Bayer macht nur Urlaub auf dem Berg, am Gardasee und an der Adria.
Das zumindest war tatsächlich auch meine Kindheit. Skiverein und Berge im Winter und zum Konditionstraining im Sommer. Gardasee an Ostern, Pfingsten und wenn es sich halt für ein langes Wochenende angeboten hat. Und wirklich alle um mich herum fuhren mit ihrer Familie in den Sommerferien nachts los. An die Adria. Ich durfte zum Glück zur Oma.
Aber zurück nach Brandenburg!
Meine Google-Zeitachse hat für mich meine Ziele der letzten Monate gespeichert. Denn ich hatte ja viel Zeit. So mit Kleinkind und wenig Arbeitsmöglichkeiten. Also: Gehen wir raus. Fahren wir rum. Gucken wir, was so los ist, in Brandenburg.
Zack, verliebt in Brandenburg – meine schönsten Ecken
Es ist also an dieser Stelle für mich kein richtiger Urlaub in Brandenburg, ich bin ja abends immer wieder nach Hause gefahren, aber wenn ich demnächst ein Wurfzelt oder einen Campingbus (haha. Träumen geht ja wohl!) habe, dann könnte ich auch mal über Nacht bleiben. Richtig schön war es unter anderem hier:
Briesetal – Naturpark Barnim
Das Briesetal gehört zum Naturpark Barnim und ist das UNFASSBAR SCHÖNSTE, was ich in den letzten Jahren in Deutschland zu Gesicht bekommen habe. Meine Augen konnten gar nicht so schnell und so viel aufnehmen, wie ich es gern getan hätte. Briesetal heißt es, weil die Briese durchfließt. Ein Nebenfluss der Havel. Der Name Briese kommt quasi aus dem Slawischen: Breza, das heißt Birke. Und Birken gibt es hier viele. Vor allem im Wasser. Wer genau hinguckt, kann sogar den ein oder anderen Biber entdecken – oder zumindest seine Bauwerke. Das Briesetal ist – so wurde mir zugetragen – sehr gut besucht, ich war unter der Woche da, mir sind insgesamt 4 Wanderpaare begegnet. Wanderrouten findet ihr bei Komoot in kurz und in lang. Auch meine.
Zum Naturpark Barnim gehört übrigens auch die Rieselfeldlandschaft. Hier wandert ihr vorbei an wilden Pferden und verschiedensten Rindern. Wunderschön.
Zu Barnim gehört dann auch noch die Kreisstadt Eberswalde. Hier findet ihr beispielspweise den Zoo Eberswalde und den Familiengarten. Außerdem auch den durchaus beeindruckenden Wasserturm (aktuell dürfen nur 10 Personen gleichzeitig rauf). Gleich daneben befindet sich die Messingwerksiedlung.
Löwenberger Land – Oberhavel
Wir sind hier durch Zufall hingeraten. Der Garten von Schloss & Gut Liebenberg lädt zum flanieren ein (wirklich schön – und Hühner gibt es auch!), danach kann man im zugehörigen Hofladen entweder einkaufen oder es sich mit Kuchen, Kaffee oder Wurst gut gehen lassen.
Nicht weit vom Schloss & Gut Liebenberg befindet sich die Straußenfarm Winkler. Hier bringt man auch gut Zeit rum: wer mutig ist, füttert die Strauße. Pferde gibts aber auch. Und einen dazugehörigen Hofladen.
Nicht weit sind auch Oranienburg, Sachsenhausen, der Ziegeleipark Mildenberg, Kloster Chorin und der Saurierpark in Germendorf, der in diesem Jahr übrigens seinen 30. Geburtstag feiert.
Havelland
Das Havelland in Brandenburg ist eigentlich ein recht großes Gebiet, aber ich fasse das jetzt dennoch kurz mal zusammen. Ich finde, es ist mit das Schönste überhaupt! Hauptsächlich kann hier durch kleine Dörfer gefahren werden, die deutsche Alleenstraße führt hier entlang, es gibt auch das ein oder andere Highlight:
Und jede Menge Seen, die wunderschöne Stadt Werder (nächstes Jahr zur Kirschblüte solltet ihr euch das rot und dick im Kalender markieren!), den kleinen, aber feinen japanischen Bonsaigarten direkt um die Ecke vom Schwielowsee und Dörfer mit dem Namen Kotzen. Nicht weit ist das Dörflein Ferchesar, wer will, kann hier einmal um den Ferchesarer See (der zum Hohennauener See wird) wandern oder sich an den Strand legen.
Ein richtiger Glücksgriff war auch der kleine Glasow See. Ich habe einfach irgendwo in einem Waldstück geparkt und dann sind wir dort hingelaufen – meine Tour findet ihr auf Komoot. Baden ist möglich, drum herumlaufen auch und da er sehr abgelegen ist, war auch niemand da. Zumindest unter der Woche.
Das Havelland erkundet sich außerdem super per Radl und dank einer Vielzahl an Einkehrmöglichkeiten auf Bauernhöfen, Imkereien oder Manufakturen wird’s auch ziemlich lecker. Und übrigens: Im Havelland ist der Sternenpark, heißt: hier hat es nachts noch besonders dunkle Ecken mit freier Sicht auf einen Haufen Sterne!
Dahme Spreewald Gebiet
Wo wir gerade bei Kotzen waren. Im Dahme Spreewald Gebiet findet sich dann das Pendant: Motzen. Mit dem Motzener See gibt es hier auch ein schönes Strandbad für Familien, samt Spielplatz. Wer noch südlicher fährt landet in Teupitz, noch so ein kleines Juwel – Theodor Fontane war auch schon hier am Teupitzer See. Wer übrigens nicht Laufen will, kann mit dem Boot fahren und das Dahme-Seengebiet auf dem Wasser erkunden. Auch nicht weit: Der Spreewald natürlich, das Tropical Islands und die Slawenburg Raddusch (Achtung, aktuell noch geschlossen) und die gläserne Molkerei.
Lausitz
Hier ist quasi fast schon Sachsen und ich hatte mir für einen Tag drei Punkte vorgenommen: die Rakotzbrücke, gerade so in Sachsen, die Landmarke (auch rostiger Nagel genannt) in der Lausitz in der Nähe von Senftenberg und die Biotürme in Lauchhammer. Glücklicherweise ist die Natur insgesamt sehr schön, aber wer sich vorher informiert, ist mal besser dran: Die Rakotzbrücke wird gerade renoviert, die Biotürme in Lauchhammer sind gerade geschlossen (weil Corona). Nur die Landmarke war zu begehen – immerhin!
Auch in der Lausitz zu finden: die Zittauer Schmalspurbahn.
Uckermark
Ich gebe es zu: Die Uckermark habe ich nur gestriffen. Wir waren am Lübbesee (kurz), dreimal in der Natur Therme Templin (vor den Ferien unter der Woche war es noch richtig leer, in den Ferien waren es dann schon ein paar mehr, aber immer noch viel, viel Platz) und sind einmal durch Templin gefahren (wie schön es dort ist!!!). Der Rest der Uckermark steht samt Templin ganz oben auf meiner Bucketlist. Als erstes möchte ich hier gleich das tolle neue Buch von der noch tolleren Anne (und Clemens) empfehlen: 52 kleine und große Eskapaden in der Uckermark. Außerdem waren wir damals mit dem Floß auch auf dem Oberuckersee – und ich habe mal eine äusserst romantische Hochzeit auf einem Landgut fotografieren dürfen.
Wohin in Brandenburg?
Ihr seht, die Optionen sind vielfältig. Jede Menge Tipps und Infos für eure Reiseplanung findet ihr z.B. beim Reiseland Brandenburg und den jeweiligen Seiten der einzelnen Gebiete, tolle und sehr besondere Unterkünfte auf Urlaubsarchitektur. Lesestoff mit vielen Adressen und Tipps gibt es auch einmal jährlich in gedruckt von Zitty für Brandenburg und Tip Berlin für Brandenburg. Zwei gute Hefte zum Schmökern. Aber aktuell gilt: Immer mal die aktuelle Situation checken.
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Dann lasst eure Frage in den Kommentaren und ich erweitere gern nach und nach diesen Beitrag.