Thailand – das ist das perfekte Einsteigerland für Südostasien. Vor allem, wenn ihr wie wir auf eigene Faust Land und Leute kennen lernen wollt. Und für ein Roadtrip mit Kindern durch Thailand trifft das umso mehr zu.
Am Anfang stand bei uns wie immer die Frage, was erwarten wir von dem dreiwöchigen Urlaub? Und schnell wurde uns klar, es soll wie bei einem guten Essen sein – die Mischung macht`s. Der Norden Thailands lockte uns mit seiner Ruhe, den Tempeln und der umwerfenden Natur, während des hektische Bangkok uns herausforderte und die Strände im Süden Entspannung versprachen.
1200 km aufteilen
Wie immer ist der Urlaub zu kurz und Kompromisse müssen her. Wir haben quasi den Urlaub gedrittelt: 1 Woche Chillen im Süden, eine Woche sich durch Bangkok wirbeln lassen und eine Woche mit dem Auto den Norden Thailands buchstäblich erfahren. Die ersten Inspirationen für eine Rundreise durch Thailand hat uns erstaunlicherweise das Vergleichsportal Check24 in einem Blogbeitrag geliefert. Mit diversen Must Sees wurde dort vor allem der Norden und Westen beleuchtet. Wir haben immerhin fast die Hälfte der dort vorgeschlagenen Orte in unsere Route mit aufgenommen. Da wir aber nach Bangkok wollten, haben wir aus der Rundreise quasi einen Roadtrip mit Kindern durch Thailand gemacht. Doch viel Strecke will gut eingeteilt sein, damit kein Frust aufkommt.
Der Roadtrip mit Kindern durch Thailand beginnt
Nach drei Tagen in Bangkok fliegen wir für 20 Euro pro Person nach Chiang Mai, um dort unseren Mietwagen direkt am Flughafen zu übernehmen. Der bestellte Allrad Toyota Hilux mit Automatik ist top in Schuss und bringt uns aufgeregt den Linksverkehr beachtend sicher in unser erstes Hotel in der Altstadt von Chiang Mai. Die dicke Karre können wir direkt vor dem Hotel-Eingang parken und werden sogar vom Concierge jedes Mal beim Ein- und Ausparken wild mit den Armen wedelnd dirigiert.
Wir empfinden den Verkehr in Chiang Mai in den nächsten Tagen immer als angenehm, nur zu Zeiten der Rush-Hour sind die Zufahrt-Straßen teilweise verstopft – in der Altstadt, wo wir untergekommen sind, ist das aber kein Thema. Nur das Blinker setzen wird uns die ganze Reise immer wieder zum Lachen bringen – seltsamer Weise geht beim Rechtslenker immer wieder beim Blinken „automatisch“ der Scheibenwischer an.
Chiang Mai und der erste große Ausflug hoch hinaus
Der erste große Ausflug mit dem Mietwagen führte uns gleich mal auf 2565 Meter Höhe – auf dem höchsten Berg Thailands, den Doi Inthanon. Obwohl die Strecke mit gut 100 km nicht gerade ein Katzensprung ist, fährt sich das auf den gut ausgebauten Straßen gut weg. Oben angekommen stellen wir den Wagen auf dem Parkplatz vor der militärischen Radarstation ab und laufen die letzten Meter zu Fuß. Der sensationelle Ausblick entschädigt für die zwei Stunden Fahrtzeit.
Auf dem Weg zurück halten wir an den beiden sehenswerten Chedis Phra Mahathat Napapon Phumsiri und Napapon Phumsiri. Mönche pflegen hier die Gartenanlage rund um die beiden Denkmäler zu Ehren des Königs Bhumibol Adulyadej und der Königin Sirikit. Innerhalb weniger Minuten kann das Wetter hier umschlagen. Wir kommen bei strahlender Sonne an, stehen aber kurz danach inmitten dicker Wolken.
Nach einer kurzen Rast an einem Straßenstand mit leckeren, uns aber unbekannten Leckereien vom Grill erleben wir dann den ersten richtigen Regenschauer. Die Scheibenwischer des Toyota hatten Schwierigkeiten, das ganze Wasser von der Scheibe zu wischen – ein eindrucksvoller Beginn des Roadtrip mit Kindern durch Thailand während der Regenzeit.
Unterwegs ohne Mietwagen zu den Dickhäutern
Ohne Mietwagen ging es am dritten Tag zum Elephant Jungle Santury ungefähr anderthalb Stunden außerhalb von Chiang Mai. Zusammen mit drei Backpackern aus Mexico, Großbritannien und den USA sitzen wir vier angeregt auf Englisch quatschend auf der Ladefläche eines alten Pickups. Dani und ich hatten uns bereits im Vorfeld darüber verständigt, dass wir jegliche Aktivitäten mit Tieren ablehnen, wo das Tierwohl keine Rolle spielt. Dazu zählt zum Beispiel das Reiten auf Elefanten oder das Vorführen von dressierten Affen. Im Elephant Jungle Santury können aus der Gefangenschaft befreite Tiere besucht werden. Mit einem müffelnden Umhang als Mahut verkleidet dürfen die Gäste die Elefanten mit Bananen füttern, mit ihnen in einem Wasserloch baden und erfahren nebenbei so allerhand interessante Dinge über diese großartigen Tiere.
Am Abend überrascht uns der Große, in dem er im Restaurant Cooking Love den Koch überzeugt, ihm unbedingt das Gericht „spicy“ zuzubereiten. Er hat dann wegen der Schärfe Tränen in den Augen, wir vor Lachen. Ihr findet das nette Lädchen in der 18 Rachadamnoen Rd Soi 1. Wichtig: Es ist das Haus an der Ecke mit vielen jungen Leuten, nicht das gleichnamige, aber deutlich teuere Restaurant mitten in der Straße.
Chiang Rai – 200 km
Dann geht`s entlang einer sich durch die Berge schlängelnder meist zweispuriger Straße noch nördlicher nach Chiang Rai. Selbst unser großer Sohn, der regelmäßig grün im Gesicht bei Bergfahrten wird, hat Spaß an dem knapp dreistündigen Weg.
Sofort nach Ankunft in Chiang Rai besichtigen wir den berühmten Weißen Tempel.
Sehr voll und sehr kitschig – da sind wir vier uns sofort einig. Da wir nur eine Übernachtung eingeplant haben, sind große Ausflüge in die Umgebung nicht drin, wir entern erstmal den großen Hotelpool.
Der oben erwähnte Blogbeitrag empfiehlt geführte Trekkingtouren im Goldenen Dreieck. Für uns für den nächsten Roadtrip mit Kindern durch Thailand ganz klar auf dem Plan.
Am Abend gehen wir im Chivit Thamma Da essen. Die Villa im Kolonialstil am Kok River ist eine samt Einrichtung und dem umwerfenden Garten eine tolle Überraschung. Das Essen ist eher westlich, die Preise auch -Â aber es lohnt sich ganz klar. Durch den Mietwagen sind wir auch in der Nacht flexibel unterwegs und können so etwas länger diese traumhafte Atmosphäre genießen.
Zurück in Chiang Mai – 200 km
So langsam sind wir in Thailand angekommen. Wir probieren unglaublich viel Streetfood und in Danis Brieftasche sammeln sich die Bonusmarken etlicher 7eleven Läden, in denen wir für kleines Geld Getränke, Naschkram und Kosmetik einkaufen.
Wir haben diese eine Nacht auf der Reise Richtung Bangkok nicht nur wegen der Streckenlänge eingeplant – der nur am Samstag stattfindende Nachtmarkt von Chiang Mai will von uns erobert werden! Vorher checken wir im Si Phum Heritage Boutique Bed & Breakfast ein. Der Besitzer ist ein Knaller. Total freundlich erzählt er uns von seiner Mutter, die wohl die erste Schönheitskönigin Thailands war. Bevor wir auf die Zimmer dürfen, gibt es die obligatorischen Fotos der Gäste, die er dann auf seiner Facebookseite postet – wie hunderte Fotos bereits zuvor. Die Zimmer selbst sind sehr günstig, haben aber jeden Komfort, den man sich wünschen kann. Beim buchen nur darauf achten, dass ihr ein Zimmer mit Fenster bucht ;).
Am Nachmittag absolvieren wir noch noch einen Tempelbesuch der besonderen Art, wir fahren zum Wat Phra That Doi Suthep. Die Tempelanlage liegt etwas außerhalb auf einem Berg und bietet einen atemberaubenden Blick über die Stadt. Außerdem sind die 300 Stufen zu dem kunstvollen buddhistischer Tempel ein guter Ausgleich nach der langen Fahrt.
Nachtmarkt und Walking Street
Am Abend springen wir zu viert in ein Tuk Tuk und fahren zum Nachtmarkt. Als das knatternde Gefährt wegen des dichten Verkehr am Chiang Mai Gate nicht weiterkommt, springen wir raus und sind mitten drin. Auf den Gehwegen sind unüberschaubar viele Stände mit kalten und warmen Speisen aufgebaut.
Auf dem großen Mittelstreifen gibt es sogar extra aufgebaute Stühle und Tische und Menschen aus aller Welt drängeln sich in netter Atmosphäre an einander (vorbei). Wir stärken uns und dann geht´s ab in die Fußgängerzone der Wua Lai Road – dem eigentlichen Nachtmarkt. Ich will es kurz fassen: Mit diversen T-Shirts (teilweise mit verbauter Beleuchtung), Lichterketten, Sonnenbrillen, Hängelampen, handgearbeiteten Pullovern, einem Bild eines ortsansässigen Künstlers und diversen weiteren Köstlichkeiten im Bauch und in der Tüte waren wir nach gut drei Stunden durch – also was den Weg und die Kondition anging. Aber glücklich und zufrieden.
Sukhothai – 300 km für Geschichte
Der nächste Tag bringt uns dann die Geschichte Thailands näher. Wir checken im Thai Thai Sukhothai Guesthouse ein, wo wir kostenlos Fahrräder ausleihen können, um die Ruinen von Sukhothai, der Hauptstadt des Sukhothai-Königreiches im 13. und 14. Jahrhundert, zu bestaunen. Der Park ist recht weiträumig, aber ganz klar einen Besuch wert.
Das Fahrradfahren ist sowohl im Park , als auch auf den öffentlichen Straßen ohne Probleme machbar. Es gibt auch gegen Gebühr am Eingang des Parks Fahrräder zu leihen. Und wer mag, kann sich auch mit einer Bimmelbahn durch die weiträumige Parkanlage chauffieren lassen.
Rund um Sukhothai gibt es um die 200 Tempelruinen von unterschiedlicher Größe. Je nach Alter und Interesse der Kinder sollten aber zwei Tage vor Ort genug sein. Wir haben auf unserer Reise jede Menge Tempel besucht. Jeder sollte für sich, aber vor allem auch für seine Kinder, eine gesunde Dosis finden.
Lop Buri – 320 km und ein Affenbiss
Auf dem Weg nach Ayutthaya machen wir auf unserem Roadtrip mit Kindern durch Thailand einen Abstecher nach Lop Buri. Rund um den Tempel Wat Phra Prang Sam Yod wird klar, warum Lop Buri auch Stadt der Affen heißt. Ein paar Häuser rund um den Tempel sind durch einige der geschätzt 2000 Javaneraffen besetzt. Bewaffnet mit Bambusstöcken betreten wir die Tempelanlage, damit wir allzu aufdringlichen Affen Einhalt gebieten können.
Die kleinen Kerle sind niedlich anzusehen, klauen aber alles was nicht irgendwie festgebunden ist. Mit kleineren Kindern eher mit Vorsicht zu genießen, da die Affen hin und wieder auch kräftig zu beißen, wenn sie nicht ihren Willen kriegen. Mit neu frisierten Haaren, um zwei Wasserflaschen ärmer und einem dicken Hämatom durch einen Biss verlassen wie Lop Buri in Richtung Ayutthaya und sind trotzdem froh um dieses Erlebnis, das ohne Mietwagen eher umständlich zu realisieren ist. Am Abend erreichen wir unser nächstes Guesthouse und schlafen nach einem leckeren Abendessen erschöpft aber glücklich ein.
Ayutthaya – 70 km bis zum König
Rund 80 km nördlich von Bangkok liegt die ehemalige Hauptstadt des Königreichs Siam. In Ayutthaya – seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO – erleben wir Thailands Geschichte im Schnelldurchlauf. Angefangen mit den Tempelanlagen der alten Khmer bis hin zur Sommerresidenz der heutigen Königsfamilie. Und wir stoßen auf einen für uns absurd anmutenden Tempel. Am Ufer des Flusses Chao Phraya liegt der Wat Tha Ka Rong. Unmengen von bunt beleuchteten und Geräusche machenden buddhistischer und hinduistischer Statuen rufen zum Geld spenden auf. Das Ganze wirkt für uns ein bisschen wie ein Casino in Las Vegas.
Ansonsten sind die Unmengen an Tempelanlagen durchaus sehenswert und wir machen quasi seit den Morgendstunden eine private Stadtrundfahrt mit unserem Mietwagen. Wir halten an für uns spannend aussehenden Tempel-Anlagen wie zum Beispiel dem Wat Chai Watthanaram, der einen tollen Blick auf Blick auf die umliegenden Reisfelder und Cashewbäume bietet.
Bangkok – 80 km in fünf Stunden
Nach einer Woche Fahrpraxis wagen wir dann am Nachmittag das, wovor uns alle in Deutschland gewarnt haben. Wir fahren mit dem Mietwagen am Ende unseres Roadtrip mit Kindern durch Thailand mitten hinein. Hinein in das laute und quirlige Bangkok. Mit Linksverkehr, hupenden Tuk Tuks und wild die Spur wechselnden Rollern. Dani als Autotesterin von Welt sitzt also hinterm Steuer und will uns die restlichen mickrigen Kilometer durch das Chaos bringen. Geplant für die Tour waren laut Navi knapp zwei Stunden. Gebraucht haben wir dann schlussendlich knapp fünf.
Und das liegt nicht an der Fahrweise der Frau, sondern an hoffnungslos überfüllten Straßen während der Rushhour. Aber so im Nachhinein betrachtet war das gar nicht so schlimm und nervenaufreibend wie erwartet. Und das Beste an der ganzen Geschichte ist, dass wir bereits bei Anmietung des Wagens eine Abholung desselben im Hotel vereinbart haben. Während also Frau und Kinder bereits am Rooftop-Pool die Abendsonne über den Dächern Bangkoks genießen, warte ich einfach nur noch auf die Ankunft des Fahrers, um ihm den Mietwagen zu übergeben.
Fazit
Ist ein Roadtrip mit Kindern durch Thailand mit einem Mietwagen empfehlenswert? Wir haben nach unserer Rückkehr nach Deutschland dieses Thema mit unseren Kindern in Hinblick auf kommende Reisen besprochen und wir sind uns einig – Ja, unbedingt!
„Und der Kostenfaktor?“ werden die Zweifler fragen. Die Fahrtickets sind in Thailand wie fast alles recht günstig. Allerdings müsst ihr eurem Gepäck erst mal an die jeweiligen Haltestellen kommen, Anschlüsse erreichen und natürlich alle Fahrpreise in unserem Fall mal vier nehmen. Da schmilzt dann der Preisvorteil schon ziemlich. Wenn ich dann noch organisierte Ausflüge buchen muss, bin ich den dann auch los.
Wir waren so unglaublich flexibel, haben spontan unterwegs anhalten können und waren hinsichtlich tägliche An- und Abreise immer sehr entspannt, weil keine Fahrpläne eingehalten werden mussten. Wer Kinder hat, weiß was ich meine. Und Entspannung ist doch im Urlaub unbezahlbar. Vielleicht nur nicht in den Stoßzeiten durch Bangkok mit `nem Mietwagen cruisen . . .