Umweltschutz fängt ja gern zu Hause an. Auf einmal muss die Küchenrolle aus der Bude fliegen, die Waschnüsse einziehen und im Idealfall bleibt der eigene gelbe Sack so leer wie möglich, weil: Plastik ist böse.
Bei uns funktioniert das so mäßig, ich habe mal Bambusküchenrolle mitgebracht, die ist waschbar und wiederverwendbar. Die kam nicht so gut an. Deswegen haben wir wieder Küchenrolle.
Oder Lappen, die lassen sich einfach in die Spülmaschine stecken. Die kamen auch nicht so gut an. Die Bakterien und so.
Ich versuche also aufzuhören, meine Familie umzuerziehen, das funktioniert nicht, da müssen die schon wollen. Meine Tochter hat ein paar Umweltschutzzettel in ihrem Zimmer hängen, schön selbst gestaltet, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie noch weiß, was draufsteht.
Und ich? Ich bin auch nur mäßiger Umweltschützer. Ich besorge mit Testfahrzeuge und fahre damit durch die Weltgeschichte. Ich war auf den Malediven (Langstreckenflug und politisch nicht korrekt), ich war mehrmals in Thailand und werde da nächstes Jahr wieder hinfliegen und ich fliege ab und an auch diverse Kurzstrecken, weil ein Zug nach Barcelona länger braucht und ich die Zeit dafür nicht habe.
Ich lasse es deswegen einfach, auf meinem Blog über Umweltschutzthemen zu schreiben, weil: wer nicht alles richtig macht, hat ja sofort die Umweltschutzbloggerpolizei am Start. Ich bin in meinen Augen nicht das richtige Vorbild. Scheißegal ob ich Ablassbriefe für CO2 Dingens fürs Fliegen kaufe. Ich fliege ja trotzdem und blase also mit vielen anderen den Kram in die Luft. Immerhin, 2019 bin ich bisher noch gar nirgendwo hingeflogen.
Umweltschutz im Kleinen – Zuhause kann ich es ja mal versuchen
Ich habe also ganz klein angefangen. Erst die Küchenrolle aus Bambus. Dann: Shampoo. Habe ich von Instagram. Da habe ich von so vielen so viel Lob über feste Shampoos gelesen, dass ich dachte: Alter, geil, ich will auch solche Haare. Und ohne Chemie! Das kann ja nur gut für meine ziemlich krass empfindliche Kopfhaut sein (es ist nämlich so, dass ich so gut wie kein Shampoo aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke nutzen kann, ohne das meine Kopfhaut Scheibe spielt. Auch kein Babyshampoo).
Und schwups, hatte ich mir drei verschiedene feste Shampoosorten besorgt. Und klar, auch direkt Instakonform abfotografiert, weil, wenn die erstmal nass geworden sind, sehen sie ja nicht mehr so schön aus.
Gekauft hatte ich mir ein gelbes, ein grünes und ein weißes Shampoo. Geworben wird mit bester Qualität, null Müll für den kleinstmöglichen ökologischen Fußabruck und natürlich null Mineralöle und alles chemiefrei.
Das weiße Shampoo für empfindliche Kopfhaut ohne Duft, das grüne für normales Haar, das gelbe für trockenes Haar. Und ey, das gelbe riecht soooo gut (ein bißchen nach Oma, also Kindheit). Die Zutatenliste ist sehr übersichtlich, kann ja nix mehr schiefgehen. Oder?
Einen Tag nach Nutzung des grünen Shampoos dachte ich, ich muss sterben. Meine Kopfhaut juckte wie Hölle und schuppte wie eine Schneekugel. Lustigerweise hatte ich einen Frisörtermin und da fiel zum ersten Mal ein Satz, über den ich noch nie nachgedacht hatte: Du bist eventuell auf ätherische Öle allergisch. Ahahahaha. Ja? Ich bin also raus.
Das grüne Shampoo habe ich damit nicht weiter genutzt und bin umgestiegen auf weiß. Wurde bißchen besser, schuppte aber weiter wie Hölle. Das gelbe Shampoo leider wie das grüne.
Irgendwann habe ich also wieder aufgegeben, ich besitze schließlich nur schwarze und dunkelblaue Pullover. Aktuell bin ich also wieder an der Plastikflasche, Isana Med aus dem Drogeriemarkt. Kein Parfum. Kein Jucken. Meine Haut sagte leise Danke.
An dieser Stelle könnte die Geschichte auch zu Ende sein. Aber das Shampoo war teuer, wäre ja schade drum. Auf dem Beipackzettel stand auch: geht auch für Körperwäsche. Gut, nutze ich es halt als Duschgel. Brauch ich da keine Verpackung mehr.
Also nutzte ich es als Duschgel. Und das Ende vom Lied ist vielen ohne Schlafmangel von vornherein klar: wenn die Kopfhaut reagiert, wird womöglich auch der Rest vom Fest drauf reagieren. Hat er auch. Hab ich nicht kapiert und erstmal weiter gewaschen. Es halt auf die „Winterhaut“ geschoben, weil, kommt ja kaum Luft ran – Sommer ist ja erst seit ein paar Tagen.
Letzte Woche habe ich das Shampoo dann im Urlaub im Hotel liegen gelassen. Seither nutze ich auch wieder das, was da ist. Und was soll ich sagen: Meiner Haut geht es direkt deutlich besser.
Jetzt habe ich also recherchiert: Kokosöl ist wohl mein Übeltäter. Mal ganz abgesehen davon, dass Kokosöl im Zweifel nicht unbedingt besser oder menschlich korrekter als Palmöl ist, mag meine Haut es gar nicht (ausser als Deocreme).
Mein Problem also: festes Shampoo ohne Kokosöl habe ich bisher noch nicht finden können. Es ist quasi ÜBERALL. Weil Kokos ist der neue heiße Scheiß (die Produktion hat sich seit 1961 fast verdoppelt).
Wenn ich Google frage: Seife ohne Kokosöl sind die ersten Ergebnisse direkt: Seife ohne Palmöl. HÄ?
Und ich habe übrigens auch schon diese lehmige Alepposeife ausprobiert – in der Verzweiflung frisst der Teufel halt Fliegen. Ein fürchterliches Gerät, meins ist die nicht, weder von der Handhabe, noch vom Geruch, noch vom Ergebnis und ausserdem: Kopfhaut juckt weiter.
Wenn es hier also Menschen gibt, die bis zum Ende dieses Textes gekommen sind: ich suche Shampooalternativen. Und wenn ich sage, ich habe eine sehr empfindliche Kopfhaut, dann meine ich das auch so. Ich kann so gut wie KEIN Shampoo (auch nicht aus der Apotheke) zu Ende nutzen (manchmal gehen ein paar Haarwäschen, dann wird’s wieder tragisch), alles mit Duft und Schischi tötet meine Kopfhaut gänzlich und macht aus mir einen immer die Hand am Kopf kratzenden Zombie. Fragt meine Familie. Und ja, natürlich war ich schon diverse Male beim Hautarzt. Der sagte: „Bedanken Sie sich bei Ihren Eltern, das werden Sie wohl nicht mehr los“ und „Hier ist das Rezept für die Cortisonsalbe.“
In diesem Sinne, fröhliches Umweltschützen im Kleinen, ich suche mir dann ein anderes Feld.