Meine Jordanienreise liegt schon wieder Monate zurück und ich wollte natürlich schon viel, viel früher noch ein paar Worte über meine Reiseerfahrungen in Joardanien verlieren. Denn es gibt so viel zu erzählen. Aber mit etwas Abstand – na gut, mit großem Abstand – bringe ich es trotzdem noch zustande, euch noch einen zweiten Bericht mit ein paar Reiseerfahrungen mit Kind zusammenzuschreiben. Den ersten Beitrag zu unserer Jordanienreise findet ihr hier und hier eine Liste mit Reistetipps für Jordanien. Dinge, die ihr tun könnt und Dinge, die ihr eigentlich sein lassen könnt. Ich habe in der Woche viel gelernt, vor allem: Wenn, dann richtig.
Wir hatten einen Reiseleiter an unserer Seite, der sich redlich bemüht hat, uns sein Land so zu zeigen, damit wir möglichst gute und beeindruckende Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Das bedeutete aber eben auch: Viel Fahrerei. Und manchmal schiefe Blicke, als ich im Auto herumgebrüllt habe, dass wir jetzt sofort stehen bleiben müssen, weil ich muss jetzt sofort ein Foto vom Zug machen. Züge? Wtf? Aber ja, Züge. Zum einen fährt dieses alte Gefährt nicht bei uns, zum anderen ist mein Sohn ein großer Zugfan und zum dritten könnte man sich hier auf den Schienen schlicht überfahren lassen. Keine Schranke, keine Leuchte, gar nix. Und ich kann zwei Zentimeter neben dem Zug stehen und das Video drehen, während der Zugfahrer mir aus dem Führerhäuschen winkt und die Hupe für uns hupen lässt.
Klingt bescheuert? Mag sein – aber es war eines meiner Highlights. Wir waren IRGENDWO im NIRGENDWO, es war heiß, es gab NICHTS ausser ein paar verlorene Kamele und sonst nur Wüste und dazwischen diese riesengroßen Steingebilde, die aussahen wie aus einem Science Fiction Kinofilm.
Unser Reiseleiter hat sich wie gesagt, viel Mühe gegeben. Er ist um die 60, gnadenlos vernarrt in (unsere) Kinder und führt normalerweise Pilger durch das Land. Aber halt keine Mütter Mitte 30 mit zwei Kindern und anderen Interessen als Pilgern. Das hat ihn manchmal überfordert, dass wir quasi ohne Grund einfach durch irgendeine Straße laufen wollten – quasi ohne Plan und Ziel.
Wadi Rum – Trekking für jeden Geschmack
Wer nach Jordanien fährt, sollte in meinen Augen mehr als eine Woche einplanen. Oder gleich die nächste Reise vorbereiten. Wir hatten nur eine Nacht in Wadi Rum und definitiv: Ich wäre gern noch eine zweite Nacht geblieben. Diese Ruhe! Diese Entschleunigung! Ich stehe hier mitten im Sand und um mich herum ist nur Stille. Und na gut, ein bisschen Wind, der mir den Sand zwischen die Zähne weht. Für mich noch so ein Ort, wo ich merke, wie wahnsinnig unwichtig wir Menschen eigentlich sind.
Wer in Wadi Rum übernachten will, kann sich eines der vielen Camps aussuchen. Es gibt sie von Matratze unterm Sternenhimmel bis zur Luxusklasse mit Klimaanlage im Plexiglashaus und vermutlich einem eigenen Butler.
Tagsüber gibt es dann viele Möglichkeiten den Tag rumzubringen, einer der lustigsten ist definitiv eine Tour mit dem Jeep durch die Wüste. Ihr seht hier gleich die wichtigsten Highlights in der Gegend und habt oft genug Möglichkeiten für Photostops (und natürlich könnt ihr auch hier rumbrüllen ;)).
Wichtig: Nicht alleine lostigern, ihr wärt nicht die ersten, die nicht mehr nach Hause finden.
Geht auch, war aber nicht so lustig: Kamelreiten. Das ist eine ziemlich holprige Angelegenheit und wer vorn noch ein Kind herumhocken hat, hat die ganze Zeit das Gefühl, gleich runterzufallen. Danach erstmal Rücken.
Wir hatten ‚hinterm Haus‘ gleich einen eigenen Hügel. Auf den konnte man wunderbar klettern und von dort die herrliche Aussicht über Wadi Rum genießen. Toppen kann sowas nur noch ein Ballonflug (dauert etwa 2 Stunden, kostet ca. 190 Euro).
Amman – ein Tag reicht nicht
Wer schon mal da ist, will sicher nicht nur ankommen und gleich weitergurken. Wir hatten leider genau genommen nur einen halben Tag und das war viel zu kurz. Denn natürlich hat unser Guide uns die Stadt als erstes von oben gezeigt und uns damit schön angefüttert. Leider reichte die Zeit nicht, um noch groß von A nach B zu fahren, um zwei drei Highlights abseits vom Zeitplan zu sehen. Wir waren also noch kurz Essen, anschließend ging es dann schon raus aus der Stadt Richtung Süden.
Wer Zeit hat, sollte ein, zwei Tage einplanen und sich inspirieren lassen. Die Zitadelle ist ein Muss, nirgends sonst könnt ihr so schön über die Stadt blicken und euch einen ersten Eindruck verschaffen. Idealerweise schon morgens, denn es wird sehr schnell sehr warm.
Was ich gern gesehen hätte? Das königliche Automobilmuseum (sorry – aber ja ;)) mit einer Sammlung historischer Karren. Zudem wäre ich gern durch die Straßen und den Suq geirrt. Die Stadt liegt schließlich auf 19 Hügeln, es leben über 4 Millionen Menschen hier und zwar Christen und Moslems gemischt. Es ist eng und verwinkelt, perfektes Fotofutter.
Deswegen: Wer Jordanien mit Kindern besucht, plant einfach mehr Zeit ein und bucht euch im Idealfall ein Hotel mit Pool – oder ein Airbnb.
Weiter in den Süden – Petra
Ich hatte es schon an dieser Stelle geschrieben: Petra ist der absolute Wahnsinn. Wir hatten die perfekte Unterkunft direkt am Eingang, was für uns bedeutete, dass wir gleich früh morgens los konnten und damit freie Fahrt für Bilder ohne 293029403940 Touristen hatten. Ganz abgesehen davon waren so auch wir nicht auf 29349340 Fotos zu sehen.
Petra war ein Traum. Und wir hatten das Glück, dass wir nicht nur tagsüber da waren, sondern auch abends. Auch wenn uns irgendwie klar sein musste, dass ein Touristenmagnet heute nicht mehr ohne Kitsch auskommt. Wie damals in Ägypten am Karnaktempel wurde auch hier des nachts die Lightshow losgelassen – es schien aber für viele Touris auch der einzige Grund gewesen zu sein, überhaupt dort hin zu gehen. Die Lichter gingen an, die Leute machten ihre Fotos und sprangen dann auf und gingen zurück – und störten damit den Rest der Zeremonie. Was so schade war, weil schön.
Dennoch würde ich jedem raten, wenn möglich einen Tag zu buchen, an dem auch eine Abendveranstaltung in Petra stattfindet. Nachts noch einmal durch den Canyon zu laufen, während über dir Mond und Sterne blinken…das hat schon was. Und für die Kinder ist ja sowieso alles was mit Dunkel und Taschenlampe und spät ins Bett zu tun hat ein super Ding.
Von Petra geht’s ans rote Meer
Das rote Meer ist auch in Jordanien. Etwa 50 km Küstenlinie, mit Blick nach Israel und Ägypten (und dem Wissen das im Süden gleich Saudi Arabien anfängt). Ich gebe zu, für mich ein abgefahrenes Gefühl, wo ich doch ein spießiger Europäer bin und noch nicht oft meine Routen verlassen habe. Dann gleich vier verrückte und anders strukturierte Länder im Blick – wo sich auch viel RICHTIG ALTE Geschichte befindet, das ist eine andere Nummer als der Petersdom (Baubeginn 1506) in Rom.
Anyway. Die Stadt am roten Meer: Aqaba. Wenn das Wetter schön ist, fahren die Jordanier am Wochenende alle hierher (und die, die es nicht tun, fahren zum toten Meer). Deswegen ist es wahnsinnig voll und laut. Und nun ja, schön ist die Stadt ehrlich gesagt auch nicht unbedingt. Aqaba wird gern als Taucherparadies beschrieben, doch alles was wir zu sehen kriegen, sind fette Hafenanlagen wie in Hamburg, die in den letzten Jahren sämtliche vorhandene Korallenriffe an der Küste erstmal vernichtet haben. Ich habe mir aber sagen lassen, wer weiter raus fährt wird belohnt: Es soll einen Haufen Tauchspots im Marinepark geben, unzerstörte Riffstrukturen und ein extra für Taucher versenktes Wrack. Wer sich also für einen Taucherausflug entscheidet ist im Marinepark richtig.
Unser Hotel? Hatte gerade einen Chefsesselwechsel hinter sich und das merkte man leider auch in vielen Bereichen des Hotels. Aber das bringen Wechsel eben mit sich. Wer die Möglichkeit hat, sucht sich ein Hotel wie z.B. das Mövenpick Resort & Residences, davon gibt es eines direkt in der Stadt und eines am roten Meer (mit Shuttlebus in die Stadt) – eben das, was besser passt. Wir hatten einen Tagespass für Mövenpick Aqaba Tala Bay Resort und haben den Kindern eine Auszeit am Pool gegönnt, während wir uns mit Mövenpickschokolade vollgestopft haben und auf der Liege vor uns hindösten und ein bisschen hofften, dass der Sonnenschirm nicht nur als Regenschirm herhalten muss (hat nicht funktioniert, drei Tage rotes Meer, drei Tage grau und Regen).
Wer einen Urlaub am Pool machen will, ein bisschen tauchen oder Wassersport und sonst nichts sehen möchte, der ist hier genau richtig. Für alle anderen: Spart euch das rote Meer. Da gibt es wirklich schönere Ziele als Aqaba.
Für uns ging es danach weiter zum toten Meer, und wie es am toten Meer so war, habe ich ja schon im ersten Beitrag kurz erzählt. Viel mehr gibt es dazu auch leider nicht zu sagen, ausser: Da muss ich noch mal hin. Möglichst ohne Wind.
Diese Reise wurde von Visit Jordan unterstützt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.