Wer zum ersten mal Hüttenwandern mit Kleinkind ausprobieren will, ist mit der Dolorama im Eisacktal in Südtirol sehr gut beraten. Die Dolorama ist ein insgesamt 61 Kilometer langer Weitwanderweg und ihr überwältigt 2356 Höhenmeter in vier Etappen (die ihr natürlich auch auf euer Tempo und Können ändern könnt – so wie wir). Wir haben ja schon eine erste kleinere Tour im letzten Herbst ausprobiert – ich war also überzeugt, das kann nur gutgehen.
Transparenz: Die Reise wurde von Südtirol unterstützt.
Die meiste Zeit wandert ihr hier Forst- und Wanderwegen, nur selten wird’s mal steil – gefährlich gar nicht. Ideal also auch für alle, die mit Höhenangst zu kämpfen haben – die könnt ihr hier nämlich zu Hause lassen. Auf grandiose Aussichten müsst ihr trotzdem nicht verzichten, denn ihr wandert ja durch die Dolomiten.
Ihr wollt mal drei, vier Tage raus aus dem Alltag und rauf auf die Berge? Dann ist diese Hüttentour mit Kleinkind wirklich super geeignet für alle Einsteiger. Wir nehmen euch mit und ich lasse euch alle wichtigen Infos da, die ihr hier brauchen könntet. Unsere Wanderung findet ihr übrigens auch auf Komoot.
Die Tourenplanung – wichtige Infos fürs Hüttenwandern mit Kind vorweg
Wir sind mit unserer drei Jahre alten Tochter unterwegs. Es ist nie vorhersehbar wie viel sie an einem Tag läuft. In diesem Fall muss ich zugeben, dass Teile der Route für sie etwas langweilig waren – hier läuft sie dann nicht so gern. Sie mag es eng, steil und steinig, weil es sich dann super klettern lässt. Forstwege sind nicht immer einfach zu überbrücken – hier braucht es Geschichten, Sagen und jede Menge Motivationsideen im Gepäck um sie zum Laufen zu animieren. Und klar, 15 km läuft sie so oder so niemals ;)
Wir haben also eine Kraxe dabei, in die sie sich bei Bedarf setzen kann. Die Kraxe habe ich getragen. Mein Mann den knapp 16 Kilo schweren Rucksack mit Klamotten und dem Nötigsten für drei Tage und verschiedene Wetterlagen. Ich rate euch: nehmt nur das mit, was ihr wirklich braucht.
Grundsätzlich gilt, dass ihr deutlich mehr Zeit braucht, als bei den Routen angegeben. Eher so das Doppelte. Manchmal sogar noch länger.
Hütten solltet ihr im Voraus reservieren. Gerade diese Tour hat sich routentechnisch noch ein paarmal verändert, weil viele Hütten schon zu Beginn der Saison (!) ausgebucht waren. Klar könnt ihr morgens mal anrufen, wie es aussieht (ab und an springen Leute ab), aber mit Kind eventuell nicht so gut planbar.
Das Wetter in den Bergen kann sich schnell verändern. Behaltet es im Auge und habt im besten Fall für alle Wetterlagen was dabei. Zwiebellook funktioniert immer gut.
Checkt vorher ab, ob ihr in den Hütten einen eigenen Schlafsack mitbringen müsst (und Handtücher). Mehrgepäck heißt auch mehr Gewicht.
Gutes Schuhwerk: Darüber lässt sich ja bekanntlich streiten und jeder hat so seinen Lieblingsschuh. Ich bin mit meinen Viking Footwear Wanderschuhen total happy und habe mehrere Variationen davon. Die Kinder tragen auch Viking Footwear. Aber natürlich gibts da draussen noch jede Menge andere.
Die Tour kann losgehen – Dolorama Weiterwanderweg
Tag 1 – Von Rodeneck zur Starkenfeldhütte
Wir starten vom Parkplatz Zumis (auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar). Unser Ziel heute ist die Starkenfeldhütte, der Weg ist knapp 6 Kilometer lang und hat nur 210 Höhenmeter.
Wir folgen dem Schöpfungsweg, der mit seinen Figuren viel Abwechslung bietet und das Kind immer wieder am Laufen hält. Eine Pause auf der Roner Alm legen wir auch ein – danach werden erstmal Haflinger gestreichelt. Die Starkenfeldhütte thront auf einer kleinen Anhöhe und ist eine extrem luxuriöse Hütte mit neuen Pächtern (Ü30 und total sweet und ambitioniert). Die Hütte eignet sich für Familien, für Einzelne oder Gruppen. Ihr könnt ein eigenes Zimmer mit Badewanne (!) reservieren oder euch auch ein Lager teilen. Besonderes Highlight: die Sauna! Und ey, das Frühstück ist der Hammer! Tolle, sehr moderne Hütte (umgebaut 2017).
Tag 2 – von der Starkenfeldhütte bis zur Maurerberghütte
Ein ziemlich langer Abschnitt – laut Komoot sind es 15,2 Kilometer (laut meiner Uhr 17km) mit 580 Höhenmetern auf- und 410 HM abwärts
Wir folgen dem Weg Nr. 67 bis zu einer Abzweigung Richtung Steigner Alm. Kurz danach führt die Markierung Nr. 2A zur Kreuzwiesenalm – hier habe ich mir direkt die Inspo für meine erste Geschichte fürs Kind geholt, denn die Kreuzwiesenalm hat ihren Namen nicht von Ungefähr. Die Kurzform: Eine Hexe wird mit ganz vielen Kreuzen, die auf den Wiesen herumliegen, vertrieben. Ein bisschen kinderfreundlich umgebaut, fertig.
Weiter geht’s auf dem Weg Nr. 12a und dann auf dem Weg Nr. 10 hoch zum Campill. Bester Blick über die Südtiroler und Österreichischen Alpen. Vorbei an der kleinen Kapelle am Jakobsstöckl. Auf der Wieser Alm legen wir eine Mittagspause ein. Zum einen weil wir Hunger haben, zum anderen weil es anfängt zu regnen. Die Wieser Alm liegt mitten im Nirgendwo und es gibt zwei Gerichte zur Auswahl (<3). Und klar: Haflinger gibts da auch.
Wir hoffen auf die letzte Etappe, es geht bis zum Glittner See – hier dann auch wieder eine Pause, einfach zu schön da oben. Dann weiter steil nach unten (und NATÜRLICH) alles wieder nach oben bis zu unserem heutigen Ziel, der Maurerberghütte. Den letzten Teil der Tour renne ich mit der Kleinen auf dem Rücken, weil ich Angst habe, es sonst nicht mehr zu schaffen. Wir waren unterwegs von 10 Uhr bis 19 Uhr. Mit vielen Pausen zwar, aber auch sehr viel Laufen.
Tag 3 – von der Maurerberghütte zur Würzjochhütte
Zum Abschluss eine kurze Tour. 5 Km mit 160 HM auf- und 270 HM abwärts. Mehr ein Spaziergang als eine Wanderung und tatsächlich dachte ich, ok, hätten wir heute noch weiterlaufen können. Allerdings liege ich nach dem Mittagessen zwei Stunden im Bett und schlafe. War wohl doch anstrengend das alles. Am Nachmittag beschließe ich, unsere vierte Tour zu kicken. Das Kind hat genug, der Mann hat genug und ich habe eigentlich auch erstmal genug.
An Tag 4 wollten wir von der Würzjochhütte zur Rossalm. Allerdings war die Rossalm eh auch ausgebucht und wir hätten dann abends runterfahren müssen. Daher haben wir uns den letzten Weg gespart. Aber falls ihr diese Route noch mitnehmen wollt: Die Tour ist nochmal knapp 10 km lang und ihr habt 610 HM auf- und 310 HM abwärts. Wir holen das sicher irgendwann nach.
Noch mehr Infos zur Hüttentour mit Kleinkind
Ich plane an dieser Tour seit Januar. Mit der Hilfe von Südtirol Tourismus ist am Ende auch ein Schuh draus geworden und eine wunderschöne Wanderung für Einsteiger. Es ist bei jeder Etappe möglich, die Tour auch wieder zu verlassen/abzubrechen, denn die Straßen – und Busse – sind nie weit. Es ist ein mega Gefühl, am Ende vor dem Peitlerkofel zu stehen, den wir zu Beginn der Tour in klitzeklein und weiter Ferne gesehen haben – und für diese Tour benötigt ihr nicht einmal Schlafsäcke oder Handtücher. Theoretisch nicht mal groß was zu Essen, weil überall Hütten zum Einkehren liegen. Wir hatten viel zu viel dabei.
Es war ein interessantes und schönes Erlebnis als kleine Familie, denn eigentlich bin nur ich die, die gern jeden Berg hochrennen mag. Es hat aber bis auf wenige kurze Episoden ganz gut geklappt. Und ich überlege jetzt schon, wohin die nächste Tour gehen kann :).