Endlich heiraten! Ich würde ja sagen: Ich habe Ahnung von Hochzeiten. Großspurig habe ich in meinem kleinen Gehirn schon über Jahre alles für meine eigene Hochzeit geplant. Ausser ein paar essentiellen Dingen wie Ort, Kleid und den ganzen Rest. Haha.
Ich habe Ahnung von Hochzeiten, dachte ich, schließlich habe ich sie fotografiert, habe mitgeplant, Locations gesucht, Hochzeitseinladungen entworfen und drucken lassen und wusste eigentlich schon immer sehr genau, was ich NICHT wollen würde, wenn ich mal heirate. Ich wollte sogar mal eine Agentur für Hochzeitsplanung gründen. Dann kam das Kind dazwischen und das Konzept liegt in der Schublade.
Wenn ich mal heirate – so nicht
Ich wollte keine 100 Gäste und schon keine, die sich womöglich nicht leiden können. Gäste, die ich nicht an die gleichen Tische setzen könnte.
Ich will natürlich auch nicht heiraten, wenn das Wetter schlecht ist. Bei Regen? No way! (Also, Sonne ist bestellt)
Ich möchte niemals nie in einem Vereinsheim oder so feiern. Lange war eine Scheune das Non Plus Ultra, aber nein, nach einer Scheunenhochzeit, die ich mal fotografiert habe, heute auch nicht mehr.
Und ich möchte keinen Reis in meinen Haaren, den mir der Fotograf für die Fotos dann wieder einzeln aus der Frisur zupfen müsste. Ausserdem will ich sowieso keine Frisur. Nicht, dass es dann so läuft, wie auf einer meiner fotografierten Hochzeiten: Die Braut war am Ende so unglücklich mit der Frisur, dass sie sie noch vor der Trauung auflöste und am Ende im Pferdeschwanz vor dem Altar stand. Apropos Altar: Kirchlich will ich natürlich auch nicht heiraten, aber ich fotografiere liebend gern kirchliche Hochzeiten. Sie haben eine ganz besondere Aura – und sind auch nicht in 20 Minuten abgegessen, wie oftmals auf dem Standesamt.
Ich will also keine Frisur, sondern meine langen Haare, irgendwas mit Wellen, Dings, vielleicht Blümchen, ach, ich hab keine Ahnung. Und dann gehe ich neulich zum Frisör und der schneidet mir die Haare ab, schulterlang, weil ich sagte: Gern ein bisschen kürzer. Ich heule derzeit jeden Tag meinen langen Haaren hinterher und hoffe, dass sie in diesem Jahr einen ordentlichen Wachstumsschub hinlegen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wie ich mir meine Hochzeit vorstelle
Tja, und jetzt stehe ich da, ich „Profi“, der von Anfang an eigentlich davon überzeugt war: Das Ding zu organisieren wird easypeasy. Und ausserdem auch billig. Drei Monate später wurde ich eines besseren belehrt. Trotz all der Pinterest-Pins zum Thema „günstig heiraten“ – die oftmals so dämliche Tipps parat haben, dass ich mir nur die Hand ins Gesicht schlagen kann.
Einen Ort zu finden, der passt, geschweige denn ein Datum, dass für alle funktioniert (ist halt blöd, wenn alle Kinder haben und dann auch noch auf Schulferien angewiesen sind…die sind ja nicht in allen Bundesländern/Ländern gleich und 2019 ist wieder so ein Berliner Sommerferien-Arschlochjahr). Dann einigt man sich auf ein Datum (nein, wir sind da nicht so, dass es das Kennenlern- oder ersterirgendwasTag-Datum sein muss, wir sind da eher pragmatisch ran: Könnten da alle Zeit haben?) und dann sagen dir die Locations: Sorry, schon voll. EINEINHALB JAHRE VORHER! Und es ist jetzt nicht so, dass wir ultra abgefahren feiern wollten. Dieses herumorganisieren ist mir schon nach nur vier Wochen so auf die Nerven gegangen, dass in meinem Kopf nur noch Homer Simpson mit seinem Spiderschwein parat war.
Und dann, was ja viele irgendwie vergessen – also ich auch: Es gibt tatsächlich Männer, die wollen bei der Hochzeit ein Mitspracherecht. Komisch oder? Dachte ich auch, dabei ist es ja nicht MEINE Hochzeit, sondern UNSERE. Aber dennoch, wieso will er denn da jetzt mitmischen – wie, die Karten müssen DIR auch gefallen? Und wie jetzt, du willst keine bunten Socken unter deinem Anzug? WIE DU WILLST VIELLEICHT GAR KEINEN ANZUG TRAGEN? Und einen Obstkuchen statt einer NAKED CAKE (logisch) SAHNETORTE? Nein nein, die geht auch bei 31 Grad!
Das ließe sich unendlich fortführen.
So schlimm ist es natürlich nicht, denn ehrlich gesagt, ohne ihn hätte ich schon hingeschmissen. Jetzt haben wir einen Ort, haben sogar schon den Standesbeamten kennengelernt und unseren Urlaub drumherum gelegt. Juhu. Damit können wir uns also an das ganze Schischizeug machen.
Hochzeitsplanung my Ass
Was ich schon immer wusste: Der Hochzeitsfotograf wird meine persönlich größte Hürde. Ich hasse Fotos von mir, nicht umsonst stehe ich hinter der Kamera. Und nun ja, eine habe ich gefunden. Sogar nur 10km von der Hochzeitslocation entfernt und wunderschöne Fotos im Portfolio, genau meins. Aber Alter, der Preis. Ich schlackere mit den Ohren. Es wäre günstiger, mir einen Fotograf aus Berlin einfliegen und übernachten zu lassen, als jemanden direkt vor Ort zu buchen.
Das Hochzeitskleid – da dachte ich, ach, das wird leicht. Denn klar, meine Favoriten habe ich (grace loves lace z.B. oder BHLDN). Allerdings sehe ich nicht ein, warum ich über 2000 Euro für ein Hochzeitskleid ausgeben soll. Und wieso muss es eigentlich ein Kleid sein? So einfach ist es also doch nicht, auch, weil es da draussen noch 38309304920349 tolle Hochzeitsdesigner gibt. Und alle immer so: Probier es doch mal an. Am besten MORGEN. Und WIR KOMMEN ALLE MIT. Die Sache ist die: Ich heirate erst in eineinhalb Jahren und habe nicht vor, das Kleid (oder was auch immer) vor Dezember/Januar zu probieren oder zu kaufen. Es wird mit Sicherheit keines, das vorher sechs Monate gehäkelt und genäht werden muss! Das Kleid scheint allerdings alle mehr zu interessieren, als der ganze Rest.
Die Hochzeitseinladungen sind der Horror. Also für mich. Denn klar, die gestalte ich selbst, habe ich ja als Grafiker schließlich gelernt, aber verdammt, für sich selbst was zu basteln, ist gar nicht so einfach. Und wenn Mann und Frau dann auch noch unterschiedliche Vorstellungen haben (ich bunt, der mehr so Trauerkarte – finde ich!), dann wird’s kompliziert. Aber: Wir werden den goldenen Mittelweg schon finden…
Der Brautstrauß. Tja. Auch hier wieder: Ich weiß, dass ich keine Rosen in meinem Brautstrauß haben will. Was ich aber sonst drin haben möchte weiß ich leider nicht. Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ich das auch im Juni nächstes Jahr noch nicht weiß. Haha.
Die Hochzeitstorte ist auch wieder so ein Ding. Wir haben völlig verschiedene Geschmäcker. Ich liebe Sahnetorten. Nur diesen ätzenden Überzug in Form von Marzipan oder Fondant finde ich widerlich. Das kommt also auch nicht auf die Torte. Kann ja keiner essen. Mir gefallen tatsächlich diese Naked Cakes ganz gut, aber der Mann möchte bei 31 Grad nicht unbedingt eine zerlaufene Sahnetorte essen. Wir sind also auch hier auf der Suche nach Alternativen oder Kompromissen.
Musik auf der Hochzeit. DAS wird eventuell eine noch größere Hürde als der Fotograf. Ich bin ein – wie ich in meiner Familie gern genannt werde – „Musiknazi“, denn ich höre nicht gerne „alles“. Ich kann Schlager nicht ausstehen, nicht mal wenn ich betrunken bin. Ich möchte DJ Ötzi und Andreas Gabalier gern ein Bier über den Kopf schütten und sie fragen, ob sie nicht was ordentliches hätten lernen können. Und Popmusik mag ich auch nicht. Ich mag guten alten Funk. Und ich mag Elektro. Und klar, ein paar Ausnahmen gibt es auch (Bosse z.B. oder die Eagles of Deathmetal oder so) Ich bin da musikalisch tatsächlich sehr eingeschränkt – fürchte ich. Das macht die Wahl eines Songs für den Einlauf und den Rest des Tages also nicht ganz einfach. Haha!
Die Sitzordnung ist auch so eine Sache. Hatte ich oben noch gesagt: Keine 100 Gäste, damit die Sitzverteilung leicht wird? Kann man auch mit deutlich weniger Gästen kompliziert hinbekommen. Wir haben wunderbar viele Tische. Aber leider passen nicht an jeden Tisch alle ran, die ranpassen sollen. Unser Problem: Niemand soll sich blöd hingesetzt fühlen. Mein Problem: WEN meiner getrennten Eltern (die es durchaus am selbern Tisch aushalten würden, aber der Platzmangel…) setze ich denn jetzt wohin. Ich habe aus Verzweiflung schon gesagt: Ich esse am Kindertisch…
Fin – noch nicht
Eine Hochzeit ist ein irres Ding. Das habe ich jetzt gelernt – obwohl wir noch gar nicht so viel gemacht haben. Aber die Listen sind ellenlang. OBWOHL ich davon überzeugt war, das wird easy, locker und stressfrei (ich fürchte, alle die noch nicht an die eigene Planung ran gegangen sind, denken das).
Sag Hochzeit und alle sagen, okay, kostet dann erstmal 50% mehr. Sag Hochzeit und alle wollen Glitter, Schischi, Rosa, Stockwerktorte (ausser natürlich die Pins „ausgefallene Hochzeitstorten“ in denen dann Muffins oder Käse (WTF) gestapelt werden.), scheißteure Kleider, hohe Hacken und natürlich Reis werfen. Und Hochzeitsspiele spielen. Oder gar dämliche (zumindest für die Brautleute) Fotos und Geschichten aus der Kindheit erzählen. Y E A H.
Wie sich das hier in den nächsten Monaten entwickelt, werden wir sehen. Ich stelle euch auf jeden Fall im April und Mai ein paar Hochzeitsideen und lauter schönen Krempel rund um Hochzeiten vor. Schöne Honeymoonlocations (oh ja!), schöne Orte zum Heiraten, Hochzeitsfotografen und natürlich die besten Spartipps für eure Hochzeit. Hr. Hr.