Als ich in der Fahrschule war, wurde mir gesagt, ein guter Autofahrer sei einer, der viel fährt. Am Stück. Also mit dem eigenen Auto. Ich fahre sehr viel. Ich liebe „Karren“. Ich hatte lange kein eigenes Auto. Erst während der Pandemie habe ich mir eins zugelegt. Um mal raus zu kommen mit Kind.
Meinen Lappen habe ich mit 19 gemacht – ich habe mit 18 angefangen und hatte nicht wirklich Lust dazu. Es hat also ein Jahr gedauert bis ich zum Abschluss kam…
Vorher durfte ich mit einem Space Wagon von Mitsubishi auf dem Bundeswehrparkplatz im Schnee sliden üben – das machte mir deutlich mehr Spaß, als auf der Straße zu fahren. Die Fahrprüfung habe ich gerade so geschafft – mein Fahrlehrer hatte an diesem Tag keine Lust und ich fuhr mit zwei fremden Menschen in einem fremden Auto. Grade so geschafft, aber immerhin.
Fahranfänge auf der Straße
Meine Mama hat mir mein erstes Auto gekauft. Einen Ford Fiesta. Er war rot. Und im Winter sprang er nicht an. Servolenkung kannte ich nur vom Hörensagen. Mein erstes Aquaplaning hatte ich mit 140 (Spitze beim Fiesta) auf der linken Spur in einer lang gezogenen Kurve. Meinen ersten Sekundenschlaf dann morgens um 4 auf einer Autobahnauffahrt. Ich bin mitten in der Kurve eingeschlafen und stattdessen eben gradeaus durch die Wiese auf die Auffahrspur zur Autobahn gefahren. Nur durch das Geruckel bin ich wieder wach geworden. Passiert ist übrigens nichts. War ja sonst keiner da.
Meine Bremsen waren irgendwann auch durch und irgendwas hat gequietscht. Die Lenkung hat nur noch mäßig funktioniert (es fehlte Hydrauliklüssigkeit). Und ich hatte zudem Linksdrall. Mein Fiesta war so kaputt, dass er im Winter mitten in München auf dem Ring einfach ausgegangen ist. Oder in der Auffahrt zu einer Parkgarage (!). Wenn ich eingeparkt habe, hat meine Freundin das Radio leiser gedreht…und wenn ich mit meiner Mutter gefahren bin, rief sie oft „OBACHT!“ – aber wer weiß schon, was er damit anfangen soll: Rechts obacht? Links obacht? Wo denn obacht?!
Der Fiesta wurde dann ersetzt. Durch das alte Auto meines Vaters (2001/2002). Schon wieder ein Ford. In lila. Aber fuck: 220 Spitze! Ich war quasi der lila Blitz. Ich musste weniger Essen, damit ich die Unmengen an Benzin zahlen konnte: München – Nürnberg, 160km = Tank leer. Ich erinnere mich an den Preisanstieg beim Benzin und die Aussage meines Kumpels: Ich bringe dir jetzt bei, wie du spritsparend fährst. Haha!
Berlin? Brauche kein Auto
In Berlin angekommen (2003) stand mein Auto noch ein Jahr auf dem gleichen Parkplatz vor dem Haus. Zudem hat sich der Zuzug in der Zeit so extrem nach oben verändert, dass es abends oftmals 30 Minuten dauerte, bis ich überhaupt einen Parkplatz finden konnte. Also habe ich mich von ihm getrennt, denn es war kein Auto nötig – es war ja alles in Fußnähe.
Später bin ich dann in diese Autogeschichten reingerutscht. Ich fahre gern und für lange Reisen ist es schlicht komfortabel und flexibel. Egal ob Roadtrip in Thailand, eine Fahrt von Berlin bis nach Sardinien oder für eine Reise in die Berge. Ich habe hier über Autos geschrieben, für Magazine was zusammengeschustert und auch für andere Blogs schon mal Auto und Reise in einen Topf geworfen. Aber ich bin keiner dieser klassischen Autotester – ich stelle das oft schon fest, wenn ich doch mal an einer Fahrveranstaltung teilnehme. Hier lesen halt auch 85% Frauen mit, wie viele davon wollen wirklich das lesen, was schon in der Auto Motor Sport oder der Auto Bild steht?
Das ist unter anderem der eigentliche Grund für diesen Beitrag.
Sicher fahren? Fehlanzeige!
Achtung, jetzt mache ich mich womöglich unbeliebt.
Ich habe viele Freundinnen, die Auto fahren. Manchmal. Die eine fährt so sehr links, dass sie oftmals vom Gegenverkehr angehupt wird und ich habe jedes Mal Angst, mitzufahren – ich fürchte, irgendwer aus dem Gegenverkehr räumt uns irgendwann von der Straße. Die Nächste kennt die Größe ihres eigenen Fahrzeugs nicht und bittet mich einzuparken. Wieder andere fahren zwar links auf der Autobahn – mit 120 – bremsen dann ab, wenn einen Kilometer vor ihnen jemand auf die linke Spur fährt. Aber das Auto hat immerhin die Traumfarbe.
Unsicherheit ist ihnen allen irgendwie auf die Stirn tätowiert. Bei männlichen Fahrern aus meinem Bekanntenkreis habe ich das so noch nicht gesehen und ich wünsche mir das auch bei meinen Freundinnen.
Dann habe ich da auch noch die BloggerkollegInnen, die ebenfalls ab und an auf den gleichen Veranstaltungen sitzen und dementsprechend die gleichen Autos fahren. Wir hatten z.B. mal die Möglichkeit, ein Fahrsicherheitstraining bei Audi zu absolvieren: Nasse Fahrbahn, viel Platz, keine Mauern und wir dürfen uns ausprobieren. Vollgas mit einem Audi S5 (von 0 auf 100 in etwa 5 Sekunden) auf Leitkegel zu und dann im letzten Moment bremsen und entscheiden: Wohin lenke ich. Wir hatten Damen dabei, die aus Angst lieber nicht fahren wollten. SCHADE!
Denn habt ihr in der Fahrschule gelernt, richtig mit einer nassen Fahrbahn umzugehen (und zwar nicht nur auf dem Papier!)? Ich nicht. Ich fand es geil! Und na gut, lehr- und hilfreich natürlich auch – wobei ich mich bisher glücklicherweise nur auf trockener Fahrbahn beweisen musste. Da bremst es sich schon etwas leichter, als auf Wasser.
Und was ist eigentlich „Untersteuern„? Wusste ich auch nicht, durften wir aber ausprobieren, auf nasser Fahrbahn rutschten wir dahin – eine bessere Übung kann ich mir gar nicht vorstellen. Ihr wisst gar nicht, was ich meine? Jutta Kleinschmidt erklärt es ganz gut:
Und zum Schluss – auch wenn ich mich jetzt wohl noch unbeliebter mache: Gerade komme ich aus dem Winterurlaub zurück und hatte einen großen Kombi, einen Volvo V90 (4,94 m lang – er ist allerdings nur 10 cm länger als das Fahrzeug meines Mannes, also nicht wirklich eine Umstellung). Das gleiche Fahrzeug hatten auch schon andere Bloggerinnen (das hat im Prinzip nichts mit Frauen zu tun, eher mit meiner Blog-Branche, da sind es eben mehr Frauen als Männer), die riefen hier an und sagten: Alter, der ist so groß, ich kann mit dem nicht fahren. Die Nächste schreibt: Angstzustände, lasse ich mal meinen Mann fahren. Die dritte lässt den Mann fahren und den Beitrag schreibt er auch gleich, weil „ich habe gar nicht so viel Ahnung von Autos“.
Dabei ist der Schlitten auf der Straße echt gut unterwegs. Stressfrei. Viel unterstützende Technik und ein bisschen „Motorenkram“ kann ich mir auch anlesen! Und ich will hier ja auch keine Verkaufsgespräche anleiern. Denn letzten Endes: Ein Auto ist ein Auto. Und die neuen Karren sind so unfassbar gut und unterstützen uns auf der Straße, dass durchaus weniger schwere Unfälle passieren. Gut, der Wendekreis beim V90 ist ein bisschen groß (12 Meter!) und mit der langen Nase guckt er bei Parkplätzen gerne vorne raus. Aber schlussendlich: Es ist auch nur ein Auto. Mit einem wunderbar großen Kofferraum und auf Wunsch sogar mit über 400 PS.
Und wir sind nicht mehr in den 70ern, wo Autofahren ein Privileg der Kerle war – und diese dämlichen „Frau am Steuer“ Witze mag ich auch nicht mehr hören, denn wer nicht fährt, der hat keine Übung, fährt also im schlechtesten Fall scheiße bzw. unsicher, egal welches Geschlecht er ist.
Wir Frauen bauen statistisch gesehen weniger Unfälle, wir sind schlicht nicht so risikobereit, wie Männer. Wir sind empathischer und fahren sicherer. Und natürlich sind oben genannte Beispiele nur eigene Erfahrungen, die keine große Rolle spielen. Ich habe es natürlich auch schon anders kennen gelernt. Starke Fahrerinnen, bei denen ich jederzeit sofort auf dem Beifahrersitz einschlafen würde. :)
Ich bin der Meinung: In Extremsituationen sind wir alle überfordert, wenn wir nicht wissen, wie handeln. Das gilt für beide Geschlechter.
Fahrsicherheitstraining – am besten Pflicht für alle
Ich habe das Riesenprivileg, manchmal an Fahrveranstaltungen teilzunehmen, die mir auch was bringen. Es geht nicht immer nur um Glitzer und Schischi und Armaturenbrett streicheln, manchmal dürfen wir sogar was lernen. Bei Volvo gibt es z.B. für Journalisten jedes Jahr die so genannten Winter-Testfahrten. Hier rasen wir quasi auch wieder herum, nur auf Eisschichten und Schnee. Und können lernen, dass es durchaus möglich ist, auf Eis noch einem Hindernis auszuweichen, wenn es nötig wird. Denn auch das habe ich nicht in der Fahrschule gelernt.
Bei Audi gibt es die Driving Experience, da kann sich jeder einmieten, der das möchte! Hier gibt es übrigens im Winter auch die Möglichkeit auf Eis und Schnee zu üben.
Es gibt noch mehr Hersteller, die solche Kurse anbieten, Google ist bei der Suche nach einem Fahrsicherheitstraining in eurer Nähe schon mal eine gute Anlaufstelle. Und nicht nur für Frauen, sondern für beide Geschlechter, nicht, dass das aufgrund der Abschnitte oben nicht mehr so ankommt…
Meinen Senf habe ich übrigens auch hier dazu abgegeben (etwa ab Minute 5:50) – ausserdem könnt ihr ein paar Autos mal auf Schnee und Eis herumrutschen sehen.
Ich habe hier auch noch einen Geburtstags-Gutschein für ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC liegen – nur leider habe ich kein eigenes Auto, mit dem ich daran teilnehmen könnte. Mein Ziel ist also: Irgendwann doch wieder mit einem eigenen Auto auf diese Teststrecke. Und ich rate euch: Lasst euch das auch schenken. Die Teststrecken gibt es landesweit.
Fahrsicherheitstrainings sind in meinen Augen superwichtig und können zu mehr Sicherheit hinterm Steuer und weniger Unfällen auf der Straße führen. In einem Fahrsicherheitstraining lernt ihr was über euer eigenes Fahrzeug oder dürft mal mit einem anderen fahren (wie z.B. bei der Audi Driving Experience) und euch austoben. Alles in allem lernt ihr aber: Was ist ESP und was machen all diese anderen Schalter in meinem Fahrzeug. Was passiert auf nasser Fahrbahn oder auf Schnee/Eis und wie reagiere ich, wenn ich nicht mehr bremsen kann!
Ich bin ja der Meinung, ein Fahrsicherheitstraining gehört genauso zur Ausbildung wie der Erste Hilfe Kurs. Oder? Wer von euch würde denn so ein Fahrsicherheitstraining machen oder hat es gar schon hinter sich?