Ach! Sardinien mit Kindern ist immer eine Reise wert. Tatsächlich habe ich kurz überlegt, wie schön es wäre, einfach dort zu bleiben, sich ein kleines Häuschen zu holen und Deutschland Deutschland sein zu lassen. Weil es ist ja immer überall besser als zu Hause. Die Kinder hatte ich mit Sardinien schon in der Tasche, es war ein leichtes, nur der Mann, der Pragmatische, der Vernünftige schaffte uns nach drei Wochen mit vielen Argumenten für unser eigentliches zu Hause wieder nach Deutschland. Vorher hatten wir aber viel Zeit, Sardinien mit Kindern zu entdecken. Einen Teil zwischen Osten und Norden auf der Insel zu erkunden. Die gesamte Insel ist ein echtes Schmuckstück und ich kann es durchaus verstehen, wenn es Menschen gibt, die seit 20 Jahren immer wieder kommen und sich von Nord bis Süd alles nach und nach ansehen. Das ist in drei Wochen halt nicht drin. Für uns heißt das: Wir müssen auch wieder kommen!
Sardinien mit Kindern – Der Norden
Die Insel ist landschaftlich ein grandioses Schauspiel. Vom weichen Sandstrand über sanfte Hänge bis hin zu schroffen Felsformationen, es ist jeden Tag wieder krass berauschend, was meine Augen hier zu sehen bekommen.
Wir starten heute mit dem Norden, in der Gallura, die sich bis nach Olbia zieht.
Ganz oben im Norden, am Capo Testa, finden wir eine bizarre Felskulisse. Das letzte Mal war ich vor Jahren im Frühjahr hier, zwischen den Felsen blühte es überall weiß und lila, jetzt im Sommer sind die farbenfrohen Blumenwiesen einem satten, an manchen Stellen schon sehr trockenem grün gewichen. Stundenlang bietet sich hier die Möglichkeit, durch die Felsen zu klettern oder sich in eine der kleinen Buchten zu legen und sich wegbrennen zu lassen. Größere Kinder können sich hier ohne weiteres über einen längeren Zeitraum mit Gebietserkundungen beschäftigen. Mit kleinen Kindern ist eine Kraxe sinnvoll, Kinderwagen kommen hier nicht weit. Und auf keinen Fall die Sonnencreme und den Sonnenhut vergessen!
Diesen Besuch auf der Halbinsel 2km westlich von Santa Teresa de Gallura sollte man sich wirklich unbedingt gönnen. Die vom Wind geformten Granitfelsen sind enorm beeindruckend. Da ist sonst NICHTS, nur ein Haufen wilder Steine, Meer und eine Hammeraussicht (bis nach Korsika – die beiden Inseln liegen hier nur 12km auseinander). Im Sommer ist es eventuell sinnvoll, die Mittagshitze zu meiden. Wir haben uns erst um 17 Uhr hingewagt, ist aber immer noch ganz schön warm. Und die Farben! Und das Wasser!
Wo wir schon bei bizarren Felsformationen sind, auch sehr sehenswert: Capo D´orso, nicht weit von Palau. Vor Jahren konnte jeder noch vor Ort herumkraxeln wie er wollte, heute kostet es Eintritt, es sind viele Stellen nicht mehr einfach so zu erlaufen und stattdessen mit Seilen abgehängt. Es geht eben nichts über die Sicherheit. Dennoch lohnt sich der kurze Aufstieg vom Parkplatz, die Aussicht ist einfach fantastisch, genau so wie die Felsformation, der Bärenfelsen.
Der Norden – weg vom Strand
Im Landesinneren findet man neben der Kleinstadt Arzachena, der wir aber nur einen kurzen Besuch an einem Sonntag Mittag zwecks Nahrungsaufnahme abgestattet haben. Zu diesem Zeitpunkt wirkt die Stadt fast wie ausgestorben. Scheinbar alle Bewohner – oder sind das doch nur alles Touristen? – sitzen bei Bier oder Weißwein (wie wir auch) in einem kleinen Café auf einem größeren Platz neben dem Rathaus. Die Sonne brennt unerbittlich, ein Schattenplatz ist daher unverzichtbar, ich sitze intelligenterweise zwischen zwei Schirmen. Autsch.
Immerhin: Wein in der prallen Sonne macht äusserst zufrieden (und ich muss ja nicht fahren) und die Panini sind riesig und lecker.
Rund um Arzachena bietet sich – für die, die nicht nur am Strand liegen wollen – uralte sardische Kultur. Das Tomba dei giganti Coddu Vecchju zum Beispiel, das Gigantengrab zählt zu den größten pränuraghischen Kultanlagen Sardiniens und stammt aus der Bronzezeit. Auch nicht weit ist es von dort zum Nuraghe la prisgiona, welches 2009 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde und einen kleinen Eindruck verleiht, wie Menschen vor ziemlich langer Zeit gehaust haben. Die Kinder finden´s toll zum rumtoben und Eidechsen jagen. Für heute haben wir damit aber erstmal Jungstein- und Bronzezeit abgeschlossen. Ganz schön groß.[/caption]
Und was haben wir sonst gesehen? Klar, es gibt noch Olbia, die größte Stadt der Gallura. Wir sind gefühlte hundertmal dran vorbei gefahren und haben dann tatsächlich auch einen Abend dort verbracht. Der fing schon nicht gut an, weil, natürlich haben wir uns wieder verfahren! Wir haben uns übrigens ständig verfahren! Ich bin irgendwann auf PAPIERKARTEN umgestiegen, weil google Maps uns schon die ganze Zeit verarschen wollte und mein extra für den Urlaub upgedatetes (wasn Wort!) Navigon sich auch ständig aufgehängt hat. Ob es an den 40 Grad im Auto lag oder an den kurvigen Straßen, wir wissen es nicht, ich habe mich mehrmals gefragt: Wie war das früher, so ganz ohne Internet? Heute sind wir übrigens auf WAZE umgestiegen, aber vielen Mobiltelefonen wird ja auch zu warm im heißen Auto…Also vorsorglich: Papierkarten.
Okay, Olbia. Ich habe vor Jahren eine Hochzeit fotografiert und das Standesamt war auch das einzige Gebäude, das ich in dieser Stadt kannte. Jetzt kenne ich die Altstadt und die Tourimeile und einen kleinen Laden, der teure, aber leckere sardische Weine und grandioses Olivenöl verkauft. Die Altstadt ist sehr süß und lässt sich auch recht zügig durchlaufen. Die Tourimeile nervt, überall aufgebaute Stände mit Kram, viele volle Bars und Restaurants. Natürlich haben wir das mit dem schlechtesten Service und dem miesesten Essen erwischt. In einer Seitenstraße. Aber das passiert. Und Sardinien hat ja noch mehr zu bieten. Zum Beispiel einen Canyon, viele tolle Strände und einsame Dörfer. Dazu findet ihr im Beitrag über den Osten Sardiniens noch mehr.