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Geht ein Kind beim Arzt

Ich möchte euch mal etwas fragen: Habt ihr einen Kinderarzt? Ja? Schön! Habt ihr mal – z.B. nach einem Umzug, versucht, euren Kinderarzt zu wechseln? Nein? Glück gehabt oder alternativ auch einfach nur: Herzlichen Glückwunsch.

Letzte Woche kommt das Kind auf mich zu und sagt: Mama, ich bin krank. Bäm! Alle Nackenhaare hoch! Schlimmer geht nimmer. Warum? Weil wir eigentlich keinen Kinderarzt haben. Also schon, aber der ist natürlich „in der alten Hood“, 40 Minuten Bahnfahrt + Fußweg + Straßenbahn minimum entfernt. Und ich habe ja gar kein eigenes Auto, es wird also immer die Bahn. Mit einem kranken Kind: Traum.

Die Frage war jetzt also: Was tue ich? Warum ich diese Frage stelle?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Ich muss etwas ausholen.

Als das Kind vor fast 11 Jahren auf die Welt gekommen ist, waren wir bei einem Dinosaurier-Arzt. Sie war zwar alt, aber gut, weil, wir mussten niemals lange warten und sie war in ihren Ansichten sehr pragmatisch. Das kommt mir aber durchaus entgegen, da gab es nicht viel Schischi, sondern festhalten, Spritze, fertig. So schnell, da konnte das Kind nicht mal heulen und die Eltern nicht mal meckern über „doch nicht so grob“. All dieser neumodische Scheiß und Globuli sind für mich sowieso ein rotes Tuch (Entschuldigung). Ausserdem gab es eine Babysprechstunde, da waren quasi große Kinder und große Krankheitskeime verboten, damit sie die Kleinen eben nicht anstecken. DANKE!

Leider ist der Dinosaurier in Rente gegangen, als das Kind ein Jahr alt war. Und wir wurden versetzt. In die „Hipster-Praxis“ Friedrichshains. Da gehen alle hin – besonders Ökos. Und wer will, kann auch gleich eine homöopathische Erstanamnese dazubuchen. Für 160 Euro.

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Glücklich wie ich bin, habe ich ein Kind, das selten krank ist. Also wirklich selten. Wir hatten nur die U-Untersuchungen abzuarbeiten und damit habe ich dann irgendwann aufgehört, weil: Wartezeit grundsätzlich drei Stunden. Auch mit Termin.

Kommt man also hin, setzt sich ins Wartezimmer, wo alle anderen krank sind. Und was passiert: Drei Tage später habe ich 39,6 Fieber – ganz ohne das ich Hypochonder oder besonders anfällig bin. Aber diese Kinderarztpraxis hat in mir immer folgendes Gefühl ausgelöst: BEVOR DU GEHST UNBEDINGT HÄNDE WASCHEN UND DESINFIZIEREN. NIX ANFASSEN! Kinderbücher, die durch tausend kranke Kinder- und Elternhände gewandert sind (Nackenhaare). Zwei Schaukeltiere…ach, ich will gar nicht drüber nachdenken. In dieser Praxis wurde ich auf jeden Fall zum Bazillenangsthaber und habe mir nur gedacht: Hätte ich einen Säugling, ich würde mich hier nicht hertrauen!

Dann kam der Umzug aufs Land und ich frohlockte ein wenig. Ich kann den Kinderarzt wechseln. Endlich! Aber. Aber! Die Freude währte nur kurz. Als dann doch mal was war wofür man einen Arzt braucht, es war harmlos, ich brauchte nur eine Bescheinigung, rief ich ungefähr alle Kinderärzte im Umkreis von „da komme ich mit dem Fahrrad hin“ (also 5/6km) an und alle hatten die gleiche Antwort parat: Sind Sie bei uns Patient? Nein? Wir nehmen keine neuen Kinder auf. Klick.

Diese Ansage gab es mal mehr, mal weniger freundlich.

Ich war verzweifelt. Die Bescheinigung habe ich dann nach 1,5 Stunden Wartezeit in einem leeren Wartezimmer erhalten. Mit der Ansage, dass ich aber nicht wiederkommen bräuchte, Patientin wird meine Tochter hier nicht. Weil. Wir nehmen ja keine neuen Kinder auf.

Alles klar. Danke auch. Gern hätte ich ihm gesagt: Hier will ich eh nich hin! Sie Heilpraktiker! Aber eigentlich lasse ich ja selten jemanden an meiner Meinung diesbezüglich teilhaben. Wer dran glaubt, dem hilfts bestimmt auch.

Ein Jahr später wieder ein Problem. Kinderarzt war angesagt. Ich war dreist und bin ohne Termin einfach in irgendein Ärztehaus in der näheren Umgebung gefahren. Die Reaktion auf die Frage: Sind Sie schon Patient? Nein, aber mein Kind hat Schmerzen. werde ich nie vergessen:

Genervtes Augenrollen.

Vielen Dank für diese unfassbar herzliche Begrüßung. Knicks.
Am liebsten hätte sie uns weggeschickt. So hart waren sie dann aber doch nicht zu uns.

Du musst zum Kinderarzt? Bist du bescheuert?!

Und auch dieses Jahr kam es dann, wie es kommen musste: Thailand schwebte über uns wie ein Damoklesschwert –  wir brauchten die ein oder andere Impfung. Zwei Kinder am Start, der eine inzwischen sogar ganz ohne Kinderarzt (inzwischen in Rente, kein Nachfolger – Hauptgewinn!).

Aber da war ein Lichtblick: Denn einige (alle?) Krankenkassen bieten einen Suchservice für Ärzte an und machen auch gleich Wunschtermine aus. Das geht sogar online. Nur, dass ich nie eine Antwort bekommen habe.

Also rief ich irgendwann an: Leute. Wir brauchen einen Kinderarzt. Zwei Kinder. Impfen. Thailand. In und um Köpenick. Wenns geht. Sie so: Klar, wieso sollte das nicht gehen. Meine Geschichte, ich hätte schon alle angerufen, glaubte sie mir nicht. Haha.
Bis sie mich zwei Wochen später ungläubig zurückrief und sagte: Ich kann es gar nicht glauben, aber Sie haben recht, auch wir haben keinen Kinderarzt für Sie gefunden.

Die Krankenkasse hat keinen Kinderarzt für mich gefunden? WTF! Und jetzt?

Und wo kann ich mein Kind jetzt ohne Kinderarzt Urlaubs-impfen lassen?

Ihre Antwort auf meine Frage war folgende: Fragen Sie Ihre Hausärztin. Und weil meine Ärztin eine coole Socke ist, hat sie uns alle vier geimpft. Während wir alle gemeinsam Händchen gehalten haben. Gegen die Schmerzen. Oder so.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, aber eben nur bis letzte Woche.

„Mama ich bin krank“. Immer noch. Es hatte nicht geholfen, die Ansage meiner Tochter zu ignorieren und mir Ohren und Augen zuzuhalten. Und daher blieb mir auf die Schnelle also nur die Wahl zwischen meiner Ärztin und der alten Kinderärztin meiner Tochter.

Kinderärzte in der Unterzahl heißt auch – vier Stunden warten minimum

Die Praxis öffnet um 8.30 – wir waren um 8.38 da. Die eigentliche Kinderärztin ist im Urlaub, da kann als nur die Assistenz ran. Ist mir egal, passt schon.
Ja, hier haben sie einen Zettel, da steht eine Nummer drauf, vor Ihnen sind noch (oder schon?) sieben (!!!) Patienten (um 8:38!!!!) und die Assistenz beginnt um 10 Uhr. WHAT THE FUCK! WANN? Was mache ich denn bis 10? „Gehen Sie shoppen, hier gibts ein Center.“ Ernsthaft? Morgens um halb9 soll ich mal ein paar Stunden mit krankem Kind (im geschlossenen Center) shoppen gehen?

Zur Beruhigung also erstmal Frühstück um die Ecke. Besser.
Ab 10 Uhr habe ich die Seite, die mir laut Arzthelferin anzeigt, wann wir drankommen, fleißigst alle zwei Minuten aktualisiert.

10:01 – 90 Minuten Wartezeit (noch sechs Patienten vor Ihnen)
10:39 – 89 Minuten Wartezeit (noch sechs Patienten vor Ihnen)
11:15 – 77 Minuten Wartezeit (noch sechs Patienten vor Ihnen)
11:45 – 40 Minuten Wartezeit (noch vier Patienten vor Ihnen)

Nun ja, es dauerte also. Nur ein bisschen. Die 40 Minuten sprangen dann nach weiteren 20 Minuten auf „jetzt anmelden kommen“ und wir konnten um 12:25 ins Sprechzimmer. Die Untersuchung dauerte 10 Minuten (mit rauszögern meinerseits). Rezepte könne sie mir leider nicht ausstellen, weil meine Ärztin sei im Urlaub. Aber gibt ja Hausmittel. Das geht schon. Hä? Aha!

Abfahrt zu Hause: Kurz vor acht. Ankunft zu Hause: 14:15 Uhr.

Ich sach mal so: Wer nicht weiß, wie er seinen Tag rumbringen soll, der geht einfach zum Kinderarzt.

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Warum ist das mit den Ärzten in Berlin so krass?

Immer (ja! IMMER!) wenn ich bei Ärzten anrufe, egal ob HNO, Hautarzt oder sonstwas: In drei Monaten hätten wir noch freie Termine. WHAT? Ich habe Schmerzen! In drei Monaten…

Kinderarzt? Keine Chance überhaupt einen neuen zu finden oder zu wechseln.

Und dann wundern sich die Ärzte in Krankenhäusern am Wochenende, dass die Eltern mit ihren Kindern wegen „Sperenzchen“ die Notaufnahme blockieren? Inzwischen kann ich es nachvollziehen, weil: Hier kommen sie wenigstens ran und die Wartezeit unterscheidet sich nicht groß von normalen Ärzten. Und es geht sogar am Wochenende und im Zweifel muss keiner seinen Chef anrufen und sagen: Duhuhu, mein Kind ist krank, ich kann nicht kommen.

Was ist denn da los? Und wie ist es euch denn so ergangen? Habt ihr euren Arzt und alles ist happy bäppi? Oder sucht ihr noch und habt auch nix? Ist das ein Berlinding? Oder auch in anderen Städten so? Auf dem Land noch schlimmer? Oder einfacher?

Ich würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere seine Erfahrungen hier lassen würde.

  1. Krasse Geschichte…
    Wir kennen das auch. Unser Kinderarzt in Kreuzberg ist letzten März in Rente gegangen. Einen Nachfolger gibt es nicht. In die Hipster-Praxis in F-Hain sind wir von Anfang an nicht reingekommen. Ich hab das Gefühl, die sind schon seit 10 Jahren voll. Wir sind jetzt im Kinder-MVZ im Prenzlauer Berg, allerdings nur wenn die Kinder zu ner U-Untersuchung müssen. Wenn hier einer richtig krank ist (was GsD extrem selten ist) gehen wir a) zu irgendeinem Kinderarzt um die Ecke. Die können einen mit krankem Kind nicht wegschicken oder b) bei hohem Fieber o.ä., wenn das Kind wirklich ins Bett gehört und nicht 6h ins Wartezimmer einer Praxis kann man auch den ärztlichen Bereitschaftsdienst rufen. Die kommen nach eigener Aussage auch bei Kindern ab 4 Jahren. Das sind allerdings alles nur halbgare Notlösungen. Ist echt schlimm… und wenn die paar Kinderärzte, die es noch gibt, ohne Nachfolger in Rente gehen, bricht alles zusammen.

  2. Wir sind letztes Jahr nach Berlin gezogen und hatten bisher für unseren Sohn kein Problem. Wir wohnen im Prenzlauerberg, Nähe Humanplatz! Unser Kinderarzt ist direkt um die Ecke, bei langen Wartezeiten gehe ich dann mit dem Knirps nach Hause. Die Terminproblematik kenne ich bisher nur bei „Erwachsenen-Ärzten“! Dann geht man halt nicht und wägt ganz genau ab…wie Scheiße es einen denn wirklich geht.

  3. Wir wohnen auch auf dem Lande fern ab der Großstadt, aber wir haben das große Glück 2 Kinderärzte in unserer näheren Umgebung, 22km Umkreis, zu haben. Wir gehen seit der Geburt zu einer Kinderärztin welche auch Allgemeinmedizinerin ist. Die Wartezeit auch dort beträgt mindestens 3 Stunden mit Termin. Ich vermeide deshalb Arztbesuche und meistens finde ich ich den Weg auch nur zu U-Untersuchung dort hin. Aber mit dem Spezialisten ist es bei uns nicht Anders. Habe akute Beschwerden und bräuchte eigentlich zur Abklärung jetzt einen Termin beim Orthopäden. Nach vielen Anrufen in meinen großen Umkreis, sehr großen Umkreis, und der Mitteilung Ende Januar, wir sind bei April und und und habe ich nun endlich einen Termin für kurz vor Weihnachten bekommen, juchu! Einen Termin, mal sehen ob meine Beschwerden dann noch da sind ;-) Naja, so ist es mit den Ärztemangel und manchmal bleibt aus der Not heraus nur ein Gang zur Notaufnahme, denn dort müssen sie einen ja behandeln. Tja, mal schauen wo das Ganze noch hinführt, aber eine Verbesserung sehe ich da noch nicht, leider.

  4. Liebe Dani,
    wir wohnen ja auch eher ländlich und glücklicherweise haben wir eine Kinderarztpraxis gefunden. Aber auch hier ist es wohl so, dass die Praxen keine neuen Kinder mehr aufnehmen. Schon krass!
    Die Wartezeiten hielten sich bei uns bisher auch immer in Grenzen. Ich sehe aber auch zu, dass ich direkt morgens um kurz vor acht auf der Matte stehe, damit es nicht allzu schlimm wird. Kind ist glücklicherweise aber so gut wie nie krank, so dass die Praxis uns eh gefühlt nur alle sechs Monate mal sieht.

  5. Ja, wir sind auch in der besagten Gemeinschaftspraxis in Fhain. Ich mag den Arzt, obwohl ich auch nichts von Homöopathie halte. Mein großes Kind hat eine angeborene Krankheit. Da bekommt man immer eine sonderbehandlung. Mit der kleinen war ich letztens dort, weil die kita eine gesundschreibung wollte, da hat mich der arzt (nicht unserer) doch ziemlich schroff angemacht, weil man mit HandFussMund nicht kommen braucht. Naja. Hab der kita dann ausgerichtet, dass sie von mir nur bei meldepflichtigen Krankheiten eine Gesundschreibung bekommen. Ich find das mit dem onlinesystem nicht schlecht. Ich wohne aber auch nur 10 min von der praxis weg und weiss auch schon, dass man nur ca. Von 9 bis 9:15 so ein Ticket bekommt und dann irgendwann 5 stunden später drann ist.

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