Es ist fast schon wieder Skisaison und daher geht es jetzt endlich wieder mal um die zauberhafte Welt auf Brettern! Wie schon im Jahr zuvor in der Wildschönau haben wir uns auch in diesem Jahr wieder auf die Piste getraut. Allerdings ein bisschen schneller, höher, weiter. Dazu gleich.

Ich liebe die Wildschönau, egal ob Sommer oder Winter, im Sommer kann man dort wunderbar wandern, Reiten, Hochzeiten feiern, gut essen und nachts, wenn man mit guten Freunden mitten auf der Strasse liegt und in den Himmel starrt sind ungefähr 8493894892842 Sterne mehr zu sehen als an jedem andern Ort (mit Licht – ja gut, der Himalaya ist bestimmt noch mal ne Ecke genialer).
Im Winter werden die knackigen Senner und Reitlehrer dann wieder zum Skilehrer, verdrehen den Teilnehmerinnen die Köpfe (und Gelenke) und der ein oder andere denkt kurz sicher über einen Umzug nach. Wie teuer ist noch mal die Ausbildung zum Skilehrer? Ja, auch ich hatte kurz überlegt, gern gebe ich ja immer noch mit meinen 10 Jahren Skiverein an, aber wenn wir ehrlich sind: Diese 10 Jahre Skiverein sind halt auch schon 12 Jahre her. Wie hat mein Freund meine Skifahrkünste neulich genannt: Holzig. Ungefähr so fühle ich mich inzwischen auch auf Brettern und das nächste Mal lege ich mich nicht mit einem ehemaligen Militärskilehrer an. Und schon gar nicht erzähle ich noch wem, dass ich als Stöpsel (und einziges Mädel) von den Jungs meines Skivereins dazu verdonnert wurde, Markus Wasmeier zu fragen, ob er mit uns auf unserer Vereinshütte bitte heute Mittag eine Tomatensuppe essen möchte. Hätte ich es nicht getan, ich wäre am Abend in Skiunterwäsche und Barfuß im Schnee gelandet. Ein großer, freundlicher Mann mit einem strahlenden Lächeln, der Herr Wasmeier vor 20 Jahren…

Also zurück zum Thema, fahrt in die Wildschönau, besucht im Winter die Skischule oder geht dort im Sommer wandern (das ist aber auch im Winter schön), lasst euch von Wildschönauer Spezialitäten einlullen und probiert mal das Stammesgetränk: Krautinger. Nur nicht freiwillig.

In diesem Jahr sind wir von Berlin dann noch ein Stückchen weiter gefahren. Denn die Wildschönau liegt in Österreich und unser neues Ziel in Italien. Die Seiser Alm in den Dolomiten, knapp 40km von Bozen entfernt, größte Hochalm Europas mit 300 Sonnentagen pro Jahr. Die wurden uns au knapp 2000 Metern Höhe zumindest versprochen. Und wir waren eingeladen.

Der erste Tag bestand darin, dass wir uns zu Viert erst einmal die Skiausrüstung leihen mussten.
Natürlich gibt es vor Ort die ein oder andere Diskussion, wenn ein Zehnjähriger und eine Fünfjährige aufeinandertreffen. Der Große kriegt Stöcke, also will die Kleine auch welche.
„Ich will meine Ski zuerst, aber tragen will ich sie übrigens nicht. Kannst du das Papa?“
„Helm? Nein, den will ich nicht, ich will einen anderen.“
„Ich möchte rosa Ski. Und Stöcke!“
„Ich will aber meine Mütze unter dem Helm aufsetzen.“
„Kannst du bitte meine Skischuhe zu machen?“
„Wo meine Jacke ist? Keine Ahnung.“
„Mir ist heiß.“
„Ich habe Durst. Wieso denkst du nicht an Getränke!“
„Nein, daraus trink ich nicht, da hat schon jemand draus getrunken!“
„Können wir endlich auf die Piste?“
„Angezogen? Ja!“
„Gut, dann los.“
„Ich muss aufs Klo.“

40 Minuten später stand ich verschwitzt und kurze Zeit später dann frierend vor Bruno unserem Skilehrer aus der blauen Skischule (eine rote gibt es übrigens auch), der uns Vier an diesem Tag an die Hand nehmen sollte. Ich hielt mich raus, posaunte wieder was von meinen „10 Jahren Skiverein“ herum, setzte mich in die Sonne und packte stattdessen die Kamera aus, während ich alle anderen auf den Idiotenhügel schickte und mich fühlte wie Lindsey Vonn. Ähem.
Bruno, der Skilehrer, hatte also drei verschiedene Menschen mit unterschiedlichsten Kenntnissen vor sich (Ana: Ich war schon im Kurs, ich brauche keine Hilfe, ich kann schon alles, geh weg. Lou: Oh. Das ist aber steil. Erst mal vorsichtig und Alex: Ja. Ist ja ganz einfach. – Ausgesehen haben alle drei übrigens gleich). Bruno hatte seinen Spaß (behaupte ich) und bald immer weniger an. Offenbar ist so ein Skilehrerdasein auch mal anstrengend :).

Als unser erster Tag auf der Piste beendet war, war ich so froh die harten Skischuhe gegen meine wunderschönen, weichen Stiefel zu tauschen. Von der Piste geht es zum Depot, in dem alles an Ausrüstung verstaut wird. Sehr praktisch, denn kein Mensch möchte seine Skisachen (und die der Kinder) fünf Tage den Berg rauf und runter schleppen. Im Anschluss fährt man mit der Gondel wieder zur Talstation und kommt von da mit dem Bus oder dem eigenen Auto dorthin wo man hin muss.

Unsere Unterkunft ist ein Bauernhof. Es gibt einen Stall mit echten Kühen und Hühnern. Versorgt und bewirtet wird alles von einem schnuckligen und sehr freundlichen Ehepaar, von denen es zur Begrüßung diverse Schnäpse gibt, die morgens Brötchen, Milch und Eier vor die Tür stellen und die noch mehrere Gäste haben, die bereits seit 25 Jahren immer wieder kommen (und auch den ein oder anderen Schnaps mit uns trinken). Und die Kinder dürfen dem Bauern zukünftig jeden Abend beim melken und Füttern helfen.

Die Wohnungen im Haupthaus sind geräumig und es lässt sich eigentlich ganz gut leben, wäre da nicht der Muskelkater. Der ereilte mich am ersten Abend und sorgte dafür, dass ich es am nächsten Morgen kaum aus dem Bett geschafft hätte, von wegen Lindsay Vonn. Musste ich dann aber doch, schließlich ging es wieder auf den Berg, war nach unserem ersten Tag Einzelkurs mit Bruno der Skikurs für die Kids geplant, während wir uns mit dem damaligen Marketingchef Hubert auf der Seiser Alm treffen sollten.

Auf einen gemütlichen Kaffee in der Bergstation. Dachten wir. Als wir die Kinder abgeliefert hatten und zum Treffpunkt erschienen, war der Herr Marketingchef erst einmal sehr verwirrt, ob wir denn die Berge zu Fuß hinunter wollten. Der gute Mann, also Hubert, hatte als ehemaliger Militärskilehrer bereits einen Plan und war aber nicht darüber informiert, dass einer von uns früher zwar viel mit dem Snowboard und noch früher auch mal mit Ski unterwegs war, den gestrigen Tag aber mehr schlecht als Recht den Hügel hinterrutschte.

Und so wagten wir uns mutig auf die erste rote (Schwierigkeit: mittel) Piste. Ein Traum für Könner, der Horror für Anfänger. Wie eben jede Piste. Unglaublich tolle, breite und sehr übersichtliche weiße Strecken auf denen man gut seine Schwünge üben könnte, wäre da nicht die Kurve im Weg, die am Ende jedes langen Schwungs unweigerlich auf einen wartet. Sonst Abhang. Oder Baum. Oder Tiefschnee. Aber immerhin sahen wir gut aus! Finden wir!

Aber wir haben es geschafft. Ist klar. Nach einigen Stürzen, Verschnaufspausen und Skieinsammeleien waren wir beim ersten Lift angekommen, fuhren hoch und kehrten dann erst einmal ein. Ich hatte immer noch Schmerzen in den Oberschenkeln und Alex vermutlich nicht nur da…und daher freuten wir uns um so mehr auf die Hausmannskost in der kleinen Spitzbühl-Hütte. Dort hatten wir dann auch Zeit, Hubert ein bisschen zu befragen, was man denn so tut, auf einer Hochalm. Im Sommer. Im Winter. Und wir in den nächsten Tagen. Prompt kamen wir dann auch erst mal zu spät, um unsere Kinder aus dem Skikurs abzuholen, macht aber nix, heute Abend dürft ihr wieder zu den Kühen, da verpufft jeglicher Ärger auf die blöden Eltern, die ihre eigenen Kinder vergessen!

Und dann ließ uns das Wetter im Stich. Aus den ersten tollen Sonnentagen bei -16 Grad wurden graue, verwischte und eiskalte Schneetage bei -16 Grad. Das merkt man dann auch. Während einen die Sonne wärmt und bräunt, hatte ich am dritten Tag schon Mittags gefrorene Zehen. Und ja, ich hätte fast geheult vor Schmerz. Die Geschichte mit dem Skiverein zieht hier jetzt nicht mehr, richtig?

Leidend lag ich mit auftauenden Zehen im Depot und wusste: IchwillheutenichtmehrSkifahren, ich will nur noch ein Schnitzel. Und Pommes. Und einen Kakao. Und einen Williams. Und weil ich einen mutigen Mann habe, stieg ich nach dem Mittagessen gequält doch wieder auf die Ski. Und fror. Am nächsten Tag entschied ich mich einfach für eine Lage mehr Pullover und drei Strumpfhosen unter meiner Skihose.

Unsere Kinder tummelten sich die nächsten Tage fleissig in der Skischule und machten in den verschiedenen Gruppen ganz gute Fortschritte. Am Ende durfte zumindest der Große beim Abschlussrennen zwischen allen Skiklassen zeigen, was er drauf hatte und kam sogar aufs Treppchen. Die Zwergengruppe der Kleinen hatte auch ein kleines Rennen, blieb aber größenbedingt unter sich.
Wir Erwachsenen waren die nächsten Tage auf uns allein gestellt und erkundeten so gut es ging, das enorm große Skigebiet. Denn 1220 Pistenkilometer und 450 moderne Lifte lassen sich dann doch nicht soooo schnell abfahren. Vor allem, wenn die Zeit im Nacken sitzt, die Wege sind weit, da sind ja auch noch die Kinder, die wir in den nächsten Tagen vielleicht lieber pünktlich abholen sollten. Abends verbrachten die Kinder sowieso meist im Kuhstall, während wir müde und fertig auf der Couch vor uns hinvegetierten oder uns ums Abendessen kümmerten. Aber man kann statt selber kochen auch das ein oder andere gute Restaurant ausprobieren. Und wenn die Hotels nicht überbelegt sind, lässt sich so ein Tag auch in einer naheliegenden Hotelsauna verbringen oder man nimmt sich ein Heubad! (Geht so was eigentlich auch bei Heuschnupfen?)

An unserem letzten Tag auf dem Berg schien dann wieder die Sonne und wir genossen noch einen letzten Tag ohne Skikurs und mit Hubert. Eine Spezialität der Gegend probiert (Buchweizenkuchen) und am Ende sind wir dazu überredet worden, in Skischuhen die Rodelpiste auf 2100 Metern runterzufahren. Meine letzte Rodelfahrt ist viele Jahre her und fand in der Nähe von Kufstein statt, sehr entspannt, gemäßigtes Tempo, durch den Wald. Klar, so was geht schon, machen wir.
Und dann stand ich vor dem Abgrund! Es ging erstmal steil nach unten und endete anschließend in einer scharfen Kurve. Ich war mir noch nicht sicher, wie ich heil da hinunter kommen sollte, mit Kind vorne drauf, Skischuhen an den Füßen und Angst im Kopf. Also schrien wir einfach, was das Zeug hielt und hörten hinter uns die Männer lachen (noch!). Die Skischuhe sorgten dafür, dass uns der Schnee nur so ins Gesicht spritzte und das Gesicht meiner Tochter nach der ersten Kurve schneeweiß war. Also Sturmmaske und Skibrille festgezurrt und weiter ging es. Eine unglaublich schnelle und grandiose Strecke, ohne Skischuhe vermutlich auch besser zu bändigen. Wir hatten unseren Spaß, bis ich feststellte, dass ich gerade in vollem Karacho auf die schwarze Piste zusteuerte, die wir queren (!) sollten. Und natürlich hatten die Skifahrer Vorfahrt, wie das Schild zeigte, an dem ich ungebremst vorbeiraste.

Danach ging es schon wieder steil bergab in eine Kurve. Irgendwie hat es mit dem Bremsen diesmal einfach nicht geklappt, ich fuhr mit meiner Tochter vorne drauf schreiend quer über die Piste und statt langsamer wurden wir immer schneller und pesten volle Kanne in die Kante zwischen Tiefschnee und Rodelpistenende. Ich warf meine Tochter nur noch irgendwie hoch, in den weichen Tiefschnee, hoffte ich, während mir der Schlitten eine ordentliche Kopfnuss verpasste und irgendwas hartes mein Knie rammte. Danach hörte ich nur noch meine Tochter kreischen und hatte Angst, dass der Skiurlaub jetzt im Krankenhaus enden würde. Gottseidank kamen wir aber lediglich mit ein paar zünftigen blauen Flecken und einem tierischen Schrecken davon. Immerhin: Die Männer überholten uns erst nach dem Sturz und es lachte keiner mehr. Die Strecke hat es in sich. Mit weichen Knien und adrenalingeflasht beendete ich damit die letzte Abfahrt dieser Saison und kann nur sagen: Ich muss da noch mal runter, aber ohne Skischuhe!

Wir hatten eine wahnsinnig schöne Zeit auf der Seiser Alm, eine liebenswerte Unterkunft, fast immer gutes Wetter und eine Mischung aus Erholung und totaler Müdigkeit. Und eigentlich müssen wir demnächst ganz dringend wieder auf die Bretter. Wir wissen nur noch nicht wohin.

Infos zur Seiser Alm und die Preise für die Skipässe in diesem Jahr gibt es auf der Webseite. Auch die Info zu Unterkünften – ich kann euch den Pliegerhof natürlich sehr ans Herz legen. Wer mit dem Auto kommt: Schneeketten nicht vergessen! Man weiß nämlich nie.

Nachtrag: In etwas anderer Form und anderen Fotos findet ihr einen ähnlichen Artikel übrigens in der aktuellen Printausgabe der Luna.

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