Ich war zehn als ich meinen ersten Rechner auseinander geschraubt habe. Es war der alte meines Stiefvaters und er sagte: Hier, der gehört jetzt dir. Der Bildschirm hatte sogar schon Farbe, Windows war drauf. Aber meine erste Intention war: Aufschrauben, ich will nur mal wissen, was da drin ist. Und ob ich es danach auch wieder so zusammenschrauben kann. Es hat übrigens geklappt und ich habe später „irgendwas mit Informatik“ und noch später „irgendwas mit Medien“ gemacht.
Heute ist der Umgang mit Technik anders. Meine Kinder sind mit ihrem Mobiltelefon verwachsen. Und wenn ich heute nicht sofort eine Einstellung finde, kriege ich noch sofortiger zu hören: Soll ich mal, ich weiß wie das geht. Hallo?! Ich bin 37 und ich weiß auch (noch) wie das geht, ich bin halt nur nicht mehr so fix wie ihr.
Aber viele Klassenkameraden meiner Tochter haben keinen solchen Zugang. Die meisten haben ein Handy, klar, aber nicht alle ein Smartphone. Und schon gar nicht einen Computer oder gar ein Tablet. Der Vater eines Klassenkameraden sagte mir jedes Mal, wenn ich meine Tochter dort über Nacht ablieferte: So, jetzt können die mal richtig spielen. Ohne Handys! – Was auch ein bisschen wie ein Vorwurf an mich war, als würden die Kinder hier in dieser Hütte (und zwar alle, auch die Besucher) nichts anderes tun, als Tür auf, Tür zu, Schuhe aus, Handy an, Kinder Flimmerkiste tun.
Und hey, selbst wenn! Ich finde es wichtig, das Kinder an unserer Medienwelt teilhaben. Tun sie dies nicht, ziehen sie aus und haben KEINE AHNUNG, was da eigentlich auf sie zukommen kann. All die Duckfaces (das ist wie mit Hello Kitty, durchmachen lassen, das geht vorbei. HAHA!), die dämlichen Sprüche und die YouTube Abos, die meine Tochter über meinen Kanal speichert (ALTER! Ich bin theoretisch so hip wie eine 10jährige. Aber wäre ich 15, ich wäre vermutlich total uncool).
„Mit interaktiven Medienangeboten können Eltern mit ihrem Kind die Medienwelt kreativ erfahren, selbst gestalten und gemeinsam reflektieren. So ergeben sich vielleicht auch Berufswünsche für die Zukunft“
so SCHAU HIN!-Mediencoach Kristin Langer.
Drüben beim Mummy Mag habe ich schon mal erzählt, wie begeistert ich von der HABA Digitalwerkstatt war. Wir waren damals für ein Interview dort und als ich meiner Tochter erzählt habe, WIE COOL das ist, hat sie im Januar ihren Geburtstag einfach dort gefeiert. Das ist ein prima Einstieg in die Technikwelt. Und mit der HABA Digitalwerkstatt stehen den Kindern ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung, die ihnen von Leuten beigebracht werden, die sie auf dem Weg unterstützen können.
Ich werd Programmiererin?
Diesen Gedanken hatte ich nie. Ich habe dann Assembler lernen müssen, also zumindest das Grundgerüst. Und es war fürchterlich trocken. Und grundsätzlich sage ich für mich auch: Bis auf ein bisschen PHP ist programmieren nix für mich. Ich langweile mich und ich bin auch der Meinung: Wer keinen Bock drauf hat, kann ja auch was anderes lernen. Jura hab ich ja auch nicht studiert – obwohl es nicht blöd wäre, rechtlich mit festen Füßen auf der Erde zu stehen.
Ich fand andere Dinge spannender. Rechner schrauben, Netzwerke aufbauen und in Linux eintauchen – später dann Flash und Webseiten-Programmierung…da hänge ich noch heute fest.
Bei meiner Tochter ist noch nicht genau raus, wohin es für sie geht. Bisher war der Paläontologe die letzten fünf Jahre DER Traumjob, bis sie irgendwann trocken feststellte, dass das mit Pech vielleicht zur brotlosen Kunst gehört, weil ja sowieso nur ganz wenige noch richtig Graben gehen (und ausserdem steckt man da über Monate in der Wüste fest). Und es müsste was wissenschaftliches sein, aber viel breiter gefächert.
Aber der Vorlauf, um sie zumindest ein bisschen auf die Medienwelt vorzubereiten und sie vielleicht auch mit Spaß in Richtung Programmierung zu bugsieren, der ist gegeben. Neugier und logisches Denken sind schon da, nur an Geduld hapert es noch. Zum Geburtstag gab es für sie das erste Programmierset von Makey Makey. In meinen Augen die beste Software, mit der man spielerisch das Grundwissen für Programmierung aufnimmt oder zumindest Verständnis entwickelt. Kind sieht das ähnlich.
Und wenn das Interesse dann immer noch nicht abgestorben ist und die Kids vielleicht wissen wollen, wie es tiefer geht, z.B. mit Apps oder Webseitenprogrammierung, dann gibt es dafür Kurse. Denn Programmieren kann man lernen wie Rechnen, Schreiben oder eine Fremdsprache.
Programmiersprachen für Kinder
Die wohl bekannteste lizenzfreie Programmiersprache, die extra für Kinder entwickelt wurde, heißt Scratch. Daneben gibt es aber noch andere wie z.B. Alice oder KTurtle. Damit funktioniert der erste Einstieg in objektorientierte Programmiersprachen. Für jüngere Programmierer gibt es übrigens auch Scratch Junior. Ganz easy über grafische Elemente zu steuern.
Apps und Spiele gibt es natürlich auch – und im Übrigen auch für Eltern, die Bock haben, einen leichten Einstieg in Programmiersprachen mit ihrem Kind gemeinsam zu starten:
Lightbot gibt es in zwei Varianten. Für Kinder von 4 bis 8 und für Kinder ab 9. Spielerisch müssen Kids hier einen kleinen Roboter von A nach B führen und Lichter anschalten und kann so schon ein erstes Verständnis für if-when Anfragen zünden. Die App ist leider auf Englisch, aber an sich sind die Befehle selbst erklärend. Und für den Einstieg können die Eltern helfen.
Pocket Code funktioniert ähnlich wie Scratch. Ihr könnt eigene Bilder malen oder vorgefertigte Objekte nutzen und so z.B. mit ein paar Skripten einen Vogel in der Wüste fliegen lassen. Gibt es derzeit nur für Android.
Dafür gibt es HopScotch nur für Iphone und iPad. Damit lassen sich spielerisch einfach Spiele und vieles mehr programmieren. Sogar Minecraft remakes ;)
Einer meiner Favoriten – weil ich halt doch ein Zocker bin – ist Bloxels. Hier können Kinder mit App und zugehörigen Bausteinen eigene Figuren gestalten und sie in Filme und Videospiele einbauen. Auch Levels lassen sich hier entwerfen. Kreativität ohne Ende!
Auch am Rechner geht so einiges, wie oben genannte Sprachen. Mit Open Roberta könnt ihr virtuell Roboter programmieren. Die Programmiersprache heißt NEPO. Und wer hat und will: Lego Mindstorms Roboter lassen sich damit auch programmieren.
Wie oben schon empfohlen: Makey Makey! Immer wieder kreativer Spielspaß. Mit Bananen, Schokobonbons oder Zeichnungen auf Papier könnt ihr Klavier Spielen, Lichter leuchten lassen oder eure Tastatur am Rechner bedienen.
Und grundsätzlich: Medienangebote, mit denen ihr im Netz lernen könnt (und eure Kinder) gibt es jede Menge!
Fit in die Zukunft
Ob eure Kinder programmieren lernen oder nicht, bleibt den Kindern meist selbst überlassen. Es geht ja dabei nicht darum, sie jetzt schon sämtliche Weichen für die Zukunft zu stellen und größtmögliche Leistung abzuverlangen, nur ein bisschen Zukunftskompetenzen zu fördern. Und beim programmieren lernen fördert man auf jeden Fall viel Kreativität, erste IT-Kenntnisse, Kompetenz für Medien und auch sprachlich bringt es Vorteile.
Und wenn ihr euch als Eltern dazu nicht in der Lage seht, dann wendet euch an Anbieter aus eurer Stadt, denn davon gibt es immer mehr – und wenn eure Kids Interesse daran zeigen: Nix wie hin da.