Ich trage mich schon lange mit diesem Posting, aber es kam so viel dazwischen. Blockade, Arbeit, Kinder, Krankheiten, kurz vor Burnout, das Wetter, die Ferien, ach, es hat sich halt nicht ergeben und ich kriege erst so langsam wieder eins nach dem anderen auf die Reihe.
Wir sind umgezogen.
Einige haben das ja bereits mitbekommen. Umgezogen in ein Haus am See – also fast, denn eigentlich ist es die Müggelspree und nur eine größere Wohnung in einer ehemaligen Fabrik – und in den letzten sechs, sieben Wochen komplett eingesaugt von Geld verprassen für neue Einrichtung, alte Einrichtung auf ebay verkaufen, noch mehr ausmisten, weil irgendwie doch nicht mehr alles in die Wohnung passt und vor allem: Die Probezeit als zusammengezogene Patchworkfamilie bestehen.
So ein Umzug, der ist lustig
Hatte ich vor dem Umzug noch unfassbar romantische Gedanken, mensch, endlich müssen wir nicht mehr durch drei Wohnungen gurken (meine, Hamburg, seine), ich komme jetzt immer zu UNS nach Hause…wurde es kurz vor dem Umzug schon ganz schön anstrengend. Kisten packen, arbeiten in Hamburg, den Betrieb zu Hause noch aufrecht erhalten, weiterpacken, sich von Dingen trennen, von denen ich mich eigentlich gar nicht trennen wollte und am Ende als Verzweiflungstat den Keller vom Sperrmüllmann einfach ausräumen lassen, ohne noch einmal reinzuschauen. Alles weg, aufgehobene Babyklamotten, alte Mixtapes, ein selbst genähtes Kleid von der Oma (aaaaah!!!), Tagebücher. Hoppala.
70-Stundenwochen
Kommt mir keiner mehr mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vollzeit, pendeln, Zusatzarbeit…geht schon. Macht (mir) aber keinen großen Spaß und kostet unfassbar viel Kraft. Auch 70 Stunden die Woche habe ich im letzten Jahr geschafft, noch mehr wurden es dann in den drei Monaten vor dem Umzug. Ich glaube, meine Nächte beschränkten sich auf 4 Stunden Schlaf, schließlich war neben Packen und Kinderdienst noch so viel anderer Kram zu erledigen. Und dann war es endlich so weit. Der Umzug vor der Tür, die Nerven blank. Am Abend unseres Umzugs lehnte ich am hochkant geparkten Sofa. Die neue Bude war voller Kisten. 100 Kisten standen rum, plus Möbel, plus Wäschekörbe, Plastikkisten und Koffer voller Kram. In meinem Umzugsbuch habe ich mal was von „Umziehen mit Ikeatüten“ gelesen. Ich hatte das Gefühl, wir haben einfach alle Umzugsmöglichkeiten ausgenutzt: Umziehen mit Kisten, umziehen mit Unternehmen, umziehen mit Ikeatüten. ARG! Und es ist ja nicht so, dass ich nach dem Umzug in die Hände geklatscht habe und alles war fertig. Die Kisten mussten ja ausgepackt werden, das Podest für mein Büro und noch vieles andere gebaut werden und irgendwie mussten wir unsere Terrasse, die mehr Keller als alles andere ist, wieder zu einer Terrasse umfunktionieren….
Das Ende vom Lied?
Wir sind umgezogen und haben nach mehr als 6 Wochen alle Kisten ausgepackt und sogar einen Termin beim Bürgeramt zum Ummelden ergattert. Damit sind wir jetzt also eine richtige Patchworkfamilie. Und Köpenicker. Zwischendurch gab es Phasen. Ich hab nichts mehr auf die Reihe gekriegt und musste mich zwingen, überhaupt eine Kiste aufzumachen. Und auf einmal hängen da zwei Personen aufeinander, die vorher zwar super gut – auch zusammen wohnend, aber eben irgendwie anders – gut funktioniert haben, sich jetzt aber komplett neu aneinander und die Macken des jeweils anderen gewöhnen müssen. Immerhin: Die Kinder haben von Anfang an gut miteinander funktioniert. Wenn der eine nicht da war, fand der andere das blöd und trotz des Altersunterschieds haben sie doch einige Gemeinsamkeiten entdecken können, die Tage gut rumzubringen.
Wir sind jetzt auf der Suche nach einer Putzfrau – intern inzwischen auch Paartherapeutin genannt – um womöglich aufkommendes Streitpotential in unserer Beziehung möglichst gering zu halten. Und sind dann mal gespannt, wie wir als Patchworkfamilie so zusammenwachsen.