Nach dem Yoga ist vor dem nach Hause fahren. Da liegen noch fünf Kilometer auf dem Rad vor mir und ich habe nicht das Gefühl, dass ich das jetzt wirklich auch noch schaffe. F Ü N F Kilometer! Und das, wo ich körperlich gerade durch die Hölle gegangen bin. Warum? Weil ich Yoga für Anfänger praktiziert habe. Ich nenn das jetzt mal so, für mich war das die bisher härteste Yoga-Anfänger Stunde die ich je praktiziert habe. Ist jetzt nicht so, dass ich der große Yogachecker bin und mit der Esoterik und dem ganzen Tätärätä drumherum hab ich es auch nicht wirklich, aber immerhin war ich schon mehrmals bei den Jivamuktis, einmal beim Hot Yoga und heute also neues Studio neues Glück, bei Spirityoga in Berlin.
Fing alles noch sehr easy an, der Kursleiter – beruhigender Weise ganz ohne Modelmaße – fing erst mal an zu erzählen. Von Ruhe, von Seelen, von Yoga für Anfänger, Yoga in den USA und Berlin und natürlich vom runterkommen während der nächsten eineinhalb Stunden.
Runterkommen. Jetzt? Hier? Ich? Herzrasen. Ich hatte Herzrasen! Mein Kopf war voll mit dem was mein Tag mit mir angestellt hatte, mit dem Rest der Woche, mit nächster Woche, mit all meinen unerledigten ToDo’s und ich sollte also runterkommen. Fast hätte ich ihn angeplärrt, wie er sich das mit dem runterkommen denn bitte vorstellt, wenn er hier jetzt die ganze Zeit erzählt und erzählt und erzählt und ich war mir auch noch nicht sicher, wie ich diese Yogastunde bis zum bitteren Ende durchstehen sollte, wenn mein Kopf schon jetzt nicht dabei ist und ich zudem Angst hatte, bei irgendwelchen komplizierten Yogaübungen das Gleichgewicht zu verlieren und…ach…ihr wisst schon…
Nach einer halben Stunde war mein Kopf leer. Ausser: ‚Au, mir tut alles weh‘ und ‚Atmen, Dani, Atmen‘ war nicht mehr viel drin. Und der Yogalehrer hörte nicht auf mich zu quälen. Einfach mal auf dem Rücken liegen, beide Beine schräg nach oben strecken und halten. Und dann zählt er bis 30 und sagt danach: So, jetzt wird´s persönlich: Beine oben halten, das schafft ihr schon und du – also ich – hast das Gefühl, dein Bauch bricht gleich in der Mitte durch. Ist er nicht. Wir durften dann kurz wechseln in den Hund, so als Pause und gleich noch mal von vorne.
Man! 10 Jahre habe ich mehrmals wöchentlich Zirkeltraining absolviert, bin gerannt wie blöd, habe schnurstracks auch mal eine Kerze oder einen Handstand hingelegt und NIE, NIE, NIE hatte ich das Gefühl, dass ich da eine Grenze erreicht hätte. Da würde immer noch ein bisschen was gehen. Und heute? Heute hänge ich in der schiefen Kerze und frage mich, wie ‚grazil‘ das wohl gerade aussieht, während ich meine Hände in den Speck meiner Hüften presse.
Eine weitere Stunde später brannten dann auch noch meine Arme, weil, wenn wir schon mal da sind, können wir auch einfach mal in der Krieger-Position stehen bleiben. Und zwar lange. Bis die Arme brennen und weil wir´s können auch noch ein bisschen länger. Wir haben ja quasi Zeit.
Was war ich froh, als wir uns zum entspannen endlich unter die Decke legen durften. Und dann erzählte der gute Mann irgendwas von Seele suchen und sie dann an die Hand nehmen. Ähm ja. Ich sach mal so: Meine Seele habe ich nicht gefunden, dafür habe ich den Mann neben mir schnarchen gehört, aber ich hatte nach meinem kurzen Herzrasen einen absolut entspannenden Abend für meinen Kopf und heftigstes Training für Bauch, Beine und Po Arme.
Und Freitag – also heute! – habe ich dann übrigens meine erste Personal Trainer Stunde in meinem Fitness Studio. Ole…