Heute Morgen erzählte die kleine Chefin am Frühstückstisch von einem ihrer Sportlehrer, der als Maßnahme für sportfaule Schüler was neues für sich entdeckt hat: Er malt Zettel, klebt diese auf die Bank und alle Kinder, die ihr Sportzeug vergessen haben, müssen sich auf die Bank mit dem beschriebenen Zettel setzen.

LOSER

Steht auf dem Zettel. Ich musste heute morgen noch ein wenig darüber grinsen, während meine bessere Hälfte eher sofort bei der Rektorin vorgesprochen hätte, denn so was geht nicht, Kinder als Loser zu bezeichnen, sie zu beleidigen. „Wenn ich so mit meinen Kollegen reden würde, wäre ich meinen Job aber schnell los.“

Überzeugt hat er mich nicht sofort, ich fand es im ersten Moment kurz mal lustig. „Ja, weil dein Kind nicht betroffen ist. Oder?“

Das Sportzeug wird im Klassenraum aufbewahrt, sie vergessen es also nicht zu Hause, sie vergessen es nur zwei Stockwerke weiter oben, manchmal vergessen sie es auch absichtlich – ihr kennt das ja vermutlich noch aus eurer Schulzeit. PMS war bei uns an der Schule alle zwei Wochen angesagt, eine Woche hat man sich durchgerungen, dann aber wieder: Sportzeug vergessen.

In der Grundschule gilt PMS natürlich noch nicht. Die kleine Chefin vergisst ihr Sportzeug nie, aber der Unterschied ist schlicht und einfach: Ihr macht es Spaß, während wohl 90% der Schüler Schulsport hassen und 80% der Eltern Schulsport für überflüssig halten.

Aber ich lenke vom Thema ab.
Die Kinder sitzen nun also als sportzeuglose Loser gebrandmarkt auf der Bank.

Auf meiner morgendlichen Laufrunde hat mich das Thema weiterhin nachhaltig beschäftigt. Da sitzen 10jährige Loser auf der Bank – weil sie noch nicht selbständig an ihr Sportzeug denken…

Ich grüble weiter und mir geht durch den Kopf, hier werden die Weichen gestellt, wie wir in Zukunft mit Menschen umgehen. Behandeln wir sie auf Augenhöhe, respektvoll, nach dem Alle-sind-gleich Prinzip oder machen wir später Unterschiede nach Aussehen, Bildungsstand und Gewicht und halten uns für den besseren Menschen.
Ich fürchte: Ja.

Ob es sie nachhaltig belastet kann ich nicht beurteilen. Mir bleibt – um den Frieden zu wahren und nicht langfristig darauf herumzudenken – also nur eines: Mal beizeiten den Lehrer drauf ansprechen, warum es in seinen Augen eventuell eine sinnvolle Erziehungsmaßnahme ist, seine Schüler als Loser zu bezeichnen.

  1. Mich hätte die Bezeichnung „Loser“ als Kind wohl genauso wenig gestört wie heute.. das liegt aber wohl daran, dass ich schon als Kind sehr selbstbewusst war und meine Eltern mich immer unterstützt und gestärkt haben…
    Kinder die, wie du schon schreibst, auf der Loser-Bank sitzen, weil vielleicht die Eltern den Sportunterricht nicht für wichtig halten, oder ihr Kind nicht wirklich unterstützen, die haben dieses Selbstbewusstsein eventuell wirklich nicht … und schon wird aus der witzigen Idee ein fieser Stempel.. schwieriges Thema….

    Viele liebe Grüße

    Franzy

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  2. ich sehe das Wort Loser als Schimpfwort und würde den Lehrer sofort drauf ansprechen. Der soll sich was anderes einfallen lassen, aber echt,
    da flippe ich aus.

  3. Du hast es ja schon selbst geschrieben. „Hier werden die Weichen gestellt wie wir in Zukunft mit Menschen umgehen.“ Das und auch wie wir in Zukunft mit dem Thema Sport umgehen. Wer schon als Kind lernt, Sport zu hassen (und das lernen viele im Schulsport früher oder später) der wird Sport auch als Erwachsener unangenehm finden. Halt etwas, zu dem man sich überwinden muss. Ich würde das mit dem Zettel glaub ich mal ansprechen. Ist schon ganz schön grenzüberschreitend irgendwie…

  4. Ich finde er soll sie einfach mit Strassenklamotten und barfuss Sport machen lassen und gut ist :-)
    Die Loser Nummer geht gar nicht finde ich. Unglaublich!

  5. Zuerst einmal ist das einen Beleidigung, und das geht weder verbal noch schriftlich.

    Ich weiß nicht, ob der Lehrer vorher alle anderen Möglichkeiten durchgegangen ist, aber entweder war es so, und er wusste sich nicht mehr anders zu helfen, oder er hat leider einfach nicht nachgedacht und sich in die Schüler eingefühlt, die von der Maßnahme betroffen sind.

    Es gibt doch auch genug Alternativen…
    Beste: Den Sportunterricht so gut machen, dass die normal-Sportmotivierten auf jeden Fall ihre Sachen mitbringen. Eigentlich ist Sport eine willkommene Abwechslung von dem ganzen Rumgesitze.

    Ansonsten: Wenn es (vorher angekündigten) Punktabzug oder nach 3 Mal Vergessen der Anruf/Brief an die Eltern rausgeht, lässt sich auch schon eine Menge machen. Nicht so schön, aber manchmal hilfreich.

  6. Ja das verstehe ich auch nicht. Warum kann dann nicht in normalen Klamotten Sport gemacht werden? Wo ist da das Problem? Aber irgendwie auch typisch Sportlehrer. Das sind ja in der Regel (so kenne ich es auch aus meiner Kindheit) nicht die Empathie fähigsten… Die Bezeichnung Loser ist echt daneben.

  7. Ich würde auch den Lehrer ansprechen, im besten Fall mit jemandem an Deiner Seite. Ich habe nämlich schon erlebt, dass die Verteidigung des Lehrers so unglaublich war, dass ich mir jmd als Stärkung und als 5. und 6. Ohr an meiner Seite gewünscht hätte. LG

  8. Das geht gar nicht, ich dachte grad, ich les nicht richtig. Ich find’s auch tatsächlich gar nicht lustig und würde ihn auch stante pede darauf aufmerksam machen. Das ist respektlos gegenüber den Kindern, ob es sich nun einbrennt oder nicht.

    Herzlichst
    dörte

  9. Boah das ist ja übel. So mit Menschen überhaupt zu reden ist das Letzte egal ob groß oder klein, dick oder dünn, vergeßlich oder andere Schwerpunkte. *grusel*

  10. Kann mich nur anschließen, das geht gar nicht.
    Was bitte sollten die Kinder denn, seiner Meinung nach, daraus lernen? Ich glaube da war der Lehrer wirklich zu unkreativ, andere und bessere Maßnahmen zu finden oder gar sportfaule Schüler für den Sport zu begeistern. Daher finde ich es sehr gut, dass du den Lehrer darauf ansprechen willst. Hoffentlich sieht er es dann ein!

  11. Ich verstehe nicht, warum die Kinder ihr Sportzeug nicht einfach noch holen gehen können, wenn es bloß zwei Stockwerke höher liegt…

  12. Hey Margarete, die Aufsichtspflicht. Daran scheitert es. Kinder ohne Lehrer kann der zuständige Lehrer ja nicht durch die Schule schicken. :-/

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