Wenn Frauen mal wieder Frauen haten

Da habe ich mich gestern Abend aus Versehen mal wieder auf meinen Twitter-Account verirrt. denn ich wollte – wie ich es manchmal so mache – checken, ob ich irgendwas beantworten muss. Meistens denke ich mir: Ach, ist eh schon zwei Wochen her, egal, close Window. Manchmal gucke ich natürlich auch, was gerade so los ist, bei #ibes zum Beispiel.

Twitter. Das Medium, das für mich absolut unnütze Tool, hat mir dann gestern auch noch den Abend versaut – die Laune verdorben und ein bisschen die Sprache verschlagen. Nur kurz (na gut, bis ich diesen Text ausgekotzt habe), aber eben doch. Eigentlich war es gar nicht Twitter, sondern es war ein Tweet, nämlich dieser hier, den Mama Mia geretweetet oder so was hat:

Ich zähle mich eigentlich gar nicht zu den genannten #Mamabloggern, aber eigentlich ist es leider auch egal ob Fashion, Mama oder Fitnessblogger(in), irgendeine Schublade ist ja immer – mir geht es aber um etwas anderes. Und das frustriert mich enorm.

Frauen dissen Frauen

Das können wir offensichtlich wirklich richtig gut. Fragt man mich nach Qualitäten von uns Frauen, steht da (unsichtbar natürlich) ganz weit oben auf der Liste: Andere Frauen für das WAS und WIE sie es tun scheiße finden. Natürlich nicht alle, wir sortieren hier in gute und schlechte Frauen…

Uns gegenseitig die Scheiße um die Ohren klatschen und uns ankacken, wie dämlich das wieder war, wie unpassend jenes und wie „bekloppt die Alte“ ist, wie „häßlich“, „dumm“, „fett“, „peinlich“, „weiß“ (wtf?) oder istmirdochegal – die Liste ist ein Buch! Wir können das unter der Hand oder öffentlich.

Alternativ, weil wir ja in der GLITTERWELT DER MAMABLOGGER (trifft aber auch alle anderen weiblichen Influencer) sind, wir/sie „zu clean“ „zu glatt“ „zu rosarot“ „zu perfekt“ oder gar „zu dünn/gutaussehend“. Und laut Ninia La Grande auch: weiß. Äh. Ja?

Da sind Mütter auf einmal geschminkt und tragen schicke Klamotten. Das, was die Hauptstadtmuttis seit Jahren versuchen zu sagen (und es auch mit ganz vielen verschiedenen Müttern zu zeigen): Mutter sein und trotzdem Style haben, gut aussehen und das Wichtigste: Sich damit gut fühlen! Geht!

Die Kinder haben auch was Hübsches an. Oder verdammt. Sie sehen tatsächlich einfach so ohne irgendwas gut aus zusammen. Aber: Genau das ist offenbar das Problem. Wenn wir nicht gut aussehen, sind wir Mütter die faulen Schlampen, die nicht mehr auf sich achten, sehen wir zu gut aus, haben wir vermutlich keine Zeit mehr für unsere Kinder, weil wir ja den Tag vor dem Spiegel verbringen müssen (und ganz abgesehen machen wir uns ja nicht für uns hübsch, sondern nur für Instagram). Aber natürlich gilt das nicht für alle, neieiieien, nur die, die ich nicht mag:

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Ausserdem zwingen wir unsere Kinder in teure Klamotten, statt sie in Wühltischmode zu packen, die es gestern um 8:00 morgens im Super-Sonder-Sale zu greifen gab. Wir Deutschen Mütter kleiden unsere Kinder schließlich nur in praktische Outdoormode – die darf aber auf keinen Fall zu teuer sein.

Ok egal. Das wollte ich eigentlich gar nicht loswerden.

Was mich ärgert: Da gehen weltweit also Frauen für ihre Rechte auf die Straße und wir Internetmäuschen liken, sharen und retweeten diese Mädels/Frauen/Mütter die auf diesen Märschen ihre Schilder und Kinder in die Instagramcam halten. Für mehr Rechte für uns Frauen. Das finden wir super. Aber nur gestern. Heute müssen wir uns nämlich über die Nachbarin ärgern, die ein zu kurzes Kleid trägt, zu große Titten hat oder verdammt noch mal keine 10cm dicken Brillengläser braucht – geschweige denn Stützstrumpfhosen in Größe 42 – und womöglich sieht sie schwanger auch noch viel geiler aus als ich – unschwanger. Kurz gesagt: Sie lebt anders als ich und womöglich finde ich das voll blöd.

Und wisst ihr was: DAS SOLLTE UNS SCHEIßEGAL SEIN!

Wir sind nämlich eigentlich toll! Jede für sich. Jede ist anders und manchmal hat uns die eine eine zu große Klappe oder einen zu kurzen Rock an. Aber mei! Trotzdem sollten wir unter uns Frauen eigentlich zusammenhalten. Und damit meine ich nicht nur die Randgruppe Mütter (die natürlich auch), sondern ich meine uns Frauen und die Mädels. Meine Tochter. Meine Mama. Meine beste Freundin. Meine Blogger-Posse (ja, weil wir lesen uns ja nur selbst, gähn).

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Wisst ihr, wir Frauen sollten uns FEIERN. Und zwar alle: scheißegal ob schwanger, fett und übermüdet, Dreifachmutter, Modelmama weiß oder bunt sind, oder Nichtsaufdiereihekriegerin vs. oberschnieke Geschäftsfrau. WIR SIND EIN UND DAS SELBE GESCHLECHT! Wir sollten uns unterstützen und nicht immer gegeneinander arbeiten. Manche sind halt pastellig. Manche sind bunt. Manche unzensiert (was ja auch wieder nicht recht ist), manche zeigen ihre Kinder (NEIN!), andere fotografieren ihre Füße. So what!

Wir Frauen halten uns schon selber klein.
Und ganz ehrlich: das. kotzt. mich. so. an.

So lange wir Frauen es selber schaffen uns ständig zu dissen (und es spielt dabei verfickt noch mal keine Rolle, dass „ich ja nicht alle meine“), uns gegenseitig mies zu machen (indem wir uns einfach mal „Frauchen“ nennen oder sie ins Lächerliche ziehen) brauchen wir weder auf die Straße gehen, noch darauf hoffen, dass sich das irgendwann ändern wird.

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Meine Posse

Aber wisst ihr was, ich kenne so viele tolle Mädels da draussen! Viele (aber nicht alle) sind in der so gennannten Mamablogger-Schublade gelandet und arbeiten hart dafür, von ihrem Blog zum Teil auch leben zu können. Das geht manchmal eben besser mit schönen Bildern. Was sie in meinen Augen nicht weniger authentisch macht.

Meine persönlichen Helden in der Blog- und Instagram-Sphäre – es sind alles Frauen, und ich ein bisschen LOVE muss jetzt einfach sein – es sind nur ein paar, die Liste ist leider unvollständig! Aber ich fülle sie einfach weiter auf.

Rebekka von Elfenkind
Sieht immer top aus. Auch ungeschminkt und total müde. Und ihre Kinder erst!

Camilla von mummy mag
Camilla möchte ich immer lachen sehen. Das hat tolle Auswirkungen auf die gesamte Umwelt.

Ein von Mummy Mag (@mummymag) gepostetes Foto am

Leo von minimenschlein
Cool, gutaussehend und straight. Eine ziemlich tolle Mischung!

Fredi von Freiseindesign
Sie hat das wohl schönste Lachen im ganzen Internet und als Mensch absolut schätzens- und liebenswert. Und sie macht wunderschöne Fotos!

Sophie von berlinfreckles
eine Person, die ich immer gern um mich habe, sie hat immer den richtigen Rat im richtigen Moment (und ich freue mich so, dass ich mit ihr nach Jordanien fliegen darf!)

Jette von supermom
Wir haben uns ein wenig aus den Augen verloren – aber dit was ick so mag, is die direkte Balina Schnauze. Aufbrausend, laut, direkt, ehrlich, aber fröhlisch!

Catherine Hug
Die ruhige Seele. Gesucht und gefunden vor vielen Jahren.

Heike von Kölnformat
Bleiben wir oberflächlich: Die Locken von Heike sind der Hammer. Gehen wir tiefer: Heike ist ehrlich, offen und ein kluger Mensch, mit dem ich mich immer sehr gerne austausche!

Tanya von Lucie Marshall
Die wohl umtriebigste Frau in meiner Bloggosphäre. Hier ein Projekt, da ein Videodreh und trotzdem: Immer schön, entspannt und ein toller Charakter!

In diesem Sinne: Habt euch mehr lieb.

Titelbild: unsplash.com

  1. Ich fand den Tweet aber doof bzw. ich fand die blöden Kommentare darunter doof, die in die Richtung gingen: Mamablogs? Kenne ich nicht, hab ich noch nie gelesen, finde ich aber doof.
    Weil ich diese „Diskussionskultur“ sehr schlimm finde, habe ich das mit entsprechendem Kommentar retweetet. Nicht weil der Tweet selber meine Meinung ist. Is klar, ne? ;-)

  2. Liebe Mia, davon bin ich auch gar nicht ausgegangen – ich hoffe inständig, dass das jetzt nicht im Text so ankommt.
    Ich habe auch gesehen, dass du noch einmal getwittert hast, dass du die Kommentare dazu doof findest (die waren an sich auch das, was dann den schlussendlichen Ausschlag gab, diesen Text zu schreiben…)

    Und letztendlich geht es mir auch gar nicht um den Tweet, mir geht es um das: ich bin besser als du – das gestern war jetzt einfach nur das, was so was wie „der letzte Tropfen“ war. Ich verstehe nicht, warum Frauen so oft gegen andere Frauen wüten müssen. Das will mir einfach nicht in den Kopf. :-(

  3. Herrlich offenherzig und authentisch geschrieben! Ich denke, der Mensch hat schon immer gerne gewertet und sich darüber bewusst zu werden, so reflektiert ist leider nicht jeder. Glaube auch in Zeiten des Internets fällt es vielen immer schwerer „bei sich zu bleiben“, ohne Vergleiche und Wertungen. Das soll keine Entschuldigung für das Mama-Bashing sein, eher ein Versuch zu Verstehen. Danke für Deine offenen Worte!

  4. Feiner Text! Und ja: Frauen sollten sich gegenseitig stärken, statt klein zu machen. Wobei ich das gerade mehr und mehr als Trend erlebe. In diesem Sinne rock on Schwester und Schwamm über doofe Tweets und deren Kommentare ❤

  5. Sorry aber. Echt jetzt?
    Mir sind diese glatten mamablogs auch zu sehr geschönt. Zu wenig authentisch. Ich finde dass sich Frauen genau DADURCH klein machen, schmälern. Nur das „Schöne“ wird gezeigt, eine pseudo-Authentizität erzeugt. Was für ein Aufwand :D was ist das bitte für ein Leben? Und warum überhaupt das Ganze? Wie kann man so sehr um sich selbst kreisen?
    Wirkt irgendwie so auf mich als fehlt da was… Bestätigung?
    Ist halt eine andere Meinung, hat für mich jetzt nichts mit FRAUEN DISSEN FRAUEN zu tun. Es gibt ja auch coole Frauenblogs. Mit Inhalt. Aber der Trend zur oberflächlichen Selbstdarstellung scheint ungebrochen. Ist halt nicht jedermanns Sache!

  6. Ich muss den Text wohl noch ein paar Mal lesen bis ich ihn vollständig verstehe – aber DU HAST RECHT! Diesserei ist großer Mist! <3 Danke für dich!

  7. Deine Meinung ist okay. Und ich kann sie natürlich verstehen. Mir geht es nur darum, dass ich deswegen niemanden schlecht machen muss. Wenn mir was nicht gefällt, gucke ich es nicht, gehe ich nicht hin, höre ich es mir nicht an. Und das Kranke an der Sache mit den schönen Fotos ist ja, wenn sie mal nicht so schön, werden die „perfekten“ Frauen wieder von ihren Followermädels angemeckert oder (ohmeingott ;)) entliked. Da wären wir aber wieder beim Job, denn wir brauchen quasi das Geld. Wenn man dem Glamour und Pastelltönen nichts abgewinnen kann, mei. Es soll ja Menschen geben, die leben einfach so. Ich denke mir: Leben und Leben lassen, das wäre schön.

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