Es ist ruhig in Luxor. 2011 war ich im Hochsommer hier, nicht zur idealen Reisezeit also, aber es war lange nicht so leer wie im November 2014, der Monat, der für Luxor und Assuan als ideale Zeit für Urlauber gilt. Während die Temperaturen im Juli auch gern mal 45 bis 50 Grad (eigentlich egal, gefühlt Sauna) erreichen, zeigt sich der November mit um die 25 Grad wirklich von seiner besten Seite.

nilkreuzfahrt fruchtbares nilufer
überall fruchtbares Nildelta, dahinter trockene Wüste

Im Zuge der Programmvorstellung für Sommer 2015 lud der Reiseveranstalter TUI Unmengen an Journalisten und eine Hand voll Blogger ein, mit einem Nildampfer von Luxor nach Assuan zu schippern.

Luxor hat die wohl größte Dichte an Monumenten aus der Pharaonenzeit. Da wären die beiden Tempel von Karnak und Luxor (seit 1979 Weltkulturerbe), ehemals mit einer 2,5 Kilometer langen Sphingenallee verbunden, das Tal der Könige, der Tempel von Hatschepsut, die Memnonkolosse und so viel mehr. Auch auf dem Weg von Luxor nach Assuan gibt es diverse Ansammlungen von Tempel, die sich während der Stops immer wieder besuchen lassen. Und nahe Assuan befindet sich der wohl schönste Tempel der Welt – Abu Simbel, leider habe ich ihn auch diesmal nicht gesehen, also muss ich wohl noch mal hin :).

horustempel edfu
Horustempel in Edfu – 105km südlich von Luxor

Luxor mit einem Abstand von 3 Jahren zu besuchen und festzustellen: Die Träume der Kutscher und Felukenfahrer, die wir damals zur Revolution befragt hatten, haben sich bisher nicht erfüllt. Mehr als 80 % der Wirtschaft hängt in Luxor vom Tourismus ab, Touristen sind derzeit allerdings nicht da.

Dabei waren die Hoffnungen 2011 groß. „Jetzt wird alles besser.“ und „Wir sind viel freier als vorher.“ sind Sätze, die ich nicht vergessen habe. Und sie unterscheiden sich nur wenig von denen, die ich auch auf dieser Reise höre, schließlich kommen die Deutschen langsam wieder Ägypten zurück, zumindest für Hurghada sehen die Buchungszahlen wieder besser aus.

Aber es soll hier gar nicht zu förmlich zugehen, ein bisschen persönlicher Erfahrungsbericht darf es ja auch sein:
Ägypten ist DAS Reiseland, wenn es um große und vor allem alte Kultur geht. Klar, ich habe noch nicht alles gesehen, aber in meinen Augen gibt´s nichts großartigeres als die Baukunst, die Malereien, diese monströsen Statuen, die es bis heute geschafft haben nicht umzukippen oder zu Staub zu zerfallen.

Seit ich 12 bin, wollte ich nach Ägypten, schuld war das Buch von Howard Carter, in dem er so unglaublich fesselnd den Fund des Grabs von Tut Anch Amun erzählte. Damals stand der Wunsch Archäologe zu werden ganz groß auf meiner Stirn und auch heute noch besitze ich so einiges an Literatur, die sich mit diesem Land auseinandersetzt.

Und ich würde jederzeit wieder hinfliegen. Vom auswärtigen Amt gibt es derzeit eine Teilreisewarnung, die allerdings den Norden der Sinai-Halbinsel und ägyptisch-israelisches Grenzgebiet meint. Wie das so ist mit Teilreisewarnungen und Sicherheitshinweisen: meist belasten sie – oft unnötigerweise – das ganze Land.

mahmya
Mahmya

Hurghada ist super, im Sommer ideal, kurze Flugzeiten, Strände okay, massenweise Pools und Rutschen für den Nachwuchs, besonders schön: Mahmya, zum Schnorcheln oder einfach nur im Sand liegen. Der Wind vom roten Meer sorgt dafür, dass die Hitze erträglich wird. Jetzt, im November, ist das Wasser schon recht kühl und es braucht abends einen etwas dickeren Pullover. Aber alles ist besser als graue, deutsche Suppe wenn Sonne draufsteht und das Thermometer irgendwas mit 20+ anzeigt.

2011 haben wir uns einen Bus samt Chauffeur gemietet, der uns von Hurghada nach Luxor gefahren hat – weil zwei Wochen nur Hotel, rumliegen, das war uns zu wenig. Unterwegs gibt´s diverse Checkpoints, die bis zu gewissen Zeiten passiert werden mussten, mehr Stress war aber nicht (auch kein Konvoi). Aktuell würde ich diese Route eventuell nicht mehr wahrnehmen, unterwegs ist es doch sehr einsam.

Luxor selbst ist im November ideal. Es ist nicht zu heiß, damit sind die Wanderungen in die Tempel nicht mehr so schweißtreibend. Im Juli durfte ich mir von einem älteren Ehepaar im Hatschepsuttempel anhören, wie ich jetzt hier mit meinem Kind herkommen kann, es wäre doch viel zu heiß. Passiert im November nicht.

urlaub in aegypten
Luxor im Juli macht rote Gesichter
karnak tempel luxor
Karnaktempel bei Nacht

Sehenswert sind definitiv die beiden Tempel von Karnak und Luxor, auch mit Kindern, die allein ob der Größe zumindest kurz mal die Luft anhalten. Spart euch diese alberne, viel zu kitischige Lightshow im Tempel von Karnak, idealer Zeitpunkt: Kurz vor Sonnenuntergang, weil bestes Licht! Auch sehen: Hatschepsuttempel, Memnonkolosse. Allerdings überall nervig: Die Souvenirverkäufer, die vor den Tempeln auf Touristen warten. Derzeit kommen ja mehr auf einen Touristen – ist ja sonst keiner da, was die Sache sehr anstrengend gestaltet. Auch nach mehrmaligem Ablehnen kleben sie an uns dran. Spießrutenlauf nichts dagegen. Verzweiflung groß, in allen Gesichtern.

Unsere Reiseroute im November 2014: Mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Luxor, von dort mit dem Schiff (mit Halt in Esna, Edfu und Kôm Ombo) bis Assuan und per Inlandsflug für eine Nacht nach Hurghada, Rückflug von dort nach Hannover.

Die Nilkreuzfahrt? Von Luxor nach Assuan waren früher unglaublich viele dieser Schiffe unterwegs, jetzt sind es zwischen 10 und 30. Der Rest steht leider rum und vergammelt.

Die Einladung „Nilkreuzfahrt“ hat mich blind gemacht für alles. Eigentlich poppte nur auf: Nil. Ägypten. Luxor. Assuan. Nilkreuzfahrt. Und es war um mich geschehen.
Den fünftägigen Weg von A nach B hatte ich ausgeblendet. Bis ich in meiner Kabine stand. Mein Zimmer war sehr weit hinten angesiedelt. Ich war mir nicht sicher, der Motorenraum war über, neben oder hinter mir. Vielleicht auch unter meinem Bett, denn dieses vibrierte stets. Wenn das Schiff fuhr, war an Schlaf nicht zu denken, auch nicht mit Ohrstöpseln. Und wenn das Schiff stand, lief der Stromgenerator weiter, wir wollen ja immer und dauernd Strom. Meine Nächte waren höllisch, trotz Umzug, leider nicht weit genug weg vom Lärm. Nach fünf Tagen: Augenringe galore, knurrige Laune und Schlafen dösen zwischen den Tempelbesuchen auf dem kunstvergrasten Deck um noch irgendwas zu retten.

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Planschbecken und Kunstrasen mit Aussicht

Zugegeben: Das war nicht mein Schiff. Und ich war froh, die letzte Nacht in einem richtigen, großen, weichen Hotelbett zu schlafen.

Wer wirklich eine Reise auf einem Nildampfer machen möchte, sollte vielleicht folgende Dinge beachten:

– Niemals, NIEMALS ein Zimmer hinten buchen (zumindest nicht auf diesem Schiff). Alles ab Nummern x25 ist zu laut. Auch nicht ganz vorne, da ist es auch zu laut (Hörensagen). Ideal: zwischen 11 und 18 (egal ob 315 oder 415) – Totenstille. Quasi.
– Ein Zimmer ganz unten heißt leider auch: Fenster lassen sich nicht öffnen, hat manchmal aber was, Luft, die nicht aus der Klimaanlage stammt. Also lieber in den oberen Stockwerken buchen.
– oder gleich eine Suite. Nur eine Suite hat zwei Räume und sogar einen kleinen Balkon
– Wer einen empfindlichen Magen hat: Oralpädon oder Perenterol zur Vorbeugung schon vorher nehmen, aber auf jeden Fall dabei haben – beides gibt´s auch für Kinder
– genug Bücher mitnehmen
– Eventuell an eine Prepaidkarte denken (das Internet au dem Schiff kostet 20 Euro pro Tag und funktioniert nur mäßig bis gar nicht)
– Diese Reise vielleicht eher ohne Kinder – oder zumindest mit viel Beschäftigunsmaterial…der Bewegungsradius an Bord ist nicht groß. Der ‚Pool‘ ist nicht überdacht und somit der prallen Sonne ausgesetzt, vorne so niedrig, dass niemand drin ertrinken kann. Wenn sich 10 Erwachsene reinlegen könnte man meinen, vor mir läge eine große Dose eingelegter Sardinen. Sonst gibt´s aber NICHTS, womit sich Kinder an Deck beschäftigen könnten. Eher Schiff als Transportmittel. Für Kinder, die sich gerne auf Liegen in der Sonne oder im Schatten räkeln oder Eltern, die stundenlang UNO spielen wollen geht´s aber ;)

nilkreuzfahrt sonnenuntergang-feluke
unvergesslich – Sonnenunteränge an Deck sind der Hammer

Gemildert wurde meine schlechte Laune wegen Schlafdefizit zum einen durch die Kultur, die wir zu Gesicht bekamen, dank der fantastischen Reiseführer alles andere als staubtrocken, zum anderen war ein Großteil der zusammengewürfelten Reisegruppe eine schöne Begleitung und auch die Reiseveranstalter kümmerten sich geduldig um jedes Wehwehchen.

Am Tag vor unserem Abflug karrten uns die blauen TUI-Busse mit Polizeieskorte (die uns von Anfang an jeden Tag am Hacken hing, wenn wir mit dem Bus, dem Schiff, den Feluken oder gar zu Fuß irgendwo hin wollten…) zum Flughafen Luxor, per Inlandsflug ab ins Touristengebiet Hurghada. Am letzten Abend wurde uns noch einmal verdeutlicht, dass es mit dem Tourismus in Ägypten jetzt wieder aufwärts geht, nein, gehen muss und bitte, auch von mir: Welcome to Egypt.

nilkreuzfahrt sonnenuntergang

Diese Reise wurde von TUI unterstützt. Es war mir eine Freude, dabei zu sein – trotz Schlafmangel.

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